Bambergern fehlt das "Killer-Gen"
Autor: Peter Seidel
Bamberg, Freitag, 18. November 2016
33 Minuten lang zeigt das Brose-Team in Vitoria eine tolle Leistung und steht am Ende doch wieder mit leeren Händen da.
Die Basketball-Euroleague und Brose Bamberg - das scheint in dieser Saison nicht zusammenzupassen. Mit der sechsten vermeidbaren Niederlage (74:81) und viel Frust im Gepäck kehrte der deutsche Meister in der Nacht zum Freitag vom Auswärtstrip aus dem spanischen Baskenland zurück. 33 Minuten lang boten die Bamberger in Vitoria eine starke Leistung, verspielten aber eine komfortable 15-Punkte-Führung und erweiterten nur 48 Stunden nach dem 78:79 gegen Roter Stern Belgrad ihr Euroleague-Trauma dieser Saison um ein weiteres tragisches Kapitel.
"Für 35, 36 Minuten haben wir das Spiel dominiert. Wir haben das gemacht, was wir tun mussten. Aber uns hat die Energie gefehlt, um den Job zu beenden", meinte Trainer Andrea Trinchieri. Das ist nicht zum ersten Mal in dieser Saison passiert. Alle fünf Spiele, die die Bamberger vor der Partie in Vitoria verloren hatten, endeten mit einer Differenz von maximal vier Punkten. Diesmal waren es zwar sieben, doch nie war in dieser Saison die Möglichkeit auf den ersten Auswärtssieg wohl größer als am Donnerstagabend.
Angeführt von den überragenden Nicolo Melli (12 Punkte/12 Rebounds), Darius Miller 16 Punkte/3 Dreier) und Maodo Lo (15 Punkte/4 Assists) dominierten die Bamberger ihren Gegner bis ins letzte Viertel hinein. Doch gerade, als es darauf ankam, tauchte dieses Trio völlig ab. Der Korb zur 70:61-Führung von Maodo Lo (33. Min.) sollten die letzten Punkte für die Gäste aus dem Feld sein. In den folgenden fast sieben Minuten waren sie nur noch viermal an der Freiwurflinie erfolgreich.
Dramatischer Leistungseinbruch
Bezeichnend für den dramatischen Leistungseinbruch waren drei Aktionen in der Schlussminute: Erst wurde Melli von Rodrigue Beaubois geblockt, dann war Millers Dreierversuch 20 Sekunden vor Schluss, der den Bambergern eine 77:75-Führung beschert hätte, zu kurz und zu guter Letzt berührte Lo mit einem Fuß die Seitenauslinie, noch bevor er seinen Wurf aus der Ecke abfeuern konnte. Wieder einmal glitt dem Meister ein Spiel in der Schlussphase aus der Hand. "Uns fehlen zwei Center, und wir müssen unsere Rotation komplett ändern. Das kostet uns Extra-Energie", sagte Trinchieri. Doch die fehlende Kaltschnäuzigkeit in den entscheidenden Minuten ausschließlich daran festzumachen, greift wohl etwas zu kurz. Sorgen, dass sein Team angesichts der Nackenschläge in der Königsklasse einen Knacks abbekommt, macht er sich aber nicht: "Ich glaube, dass die Mannschaften, gegen die wir in Zukunft noch spielen, sich mehr Sorgen machen müssen als ich", meinte der Bamberger Coach. Allerdings gilt es den Schalter schnell umzulegen, um die angestrebte Play-off-Teilnahme nicht frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Mit nur zwei Siegen aus acht Spielen laufen die Bamberger der Musik derzeit hinterher.
Dagegen geben sie in der Bundesliga nach wie vor den Takt vor. Ob das Brose-Team am Sonntag (15.30 Uhr) im Prestigeduell bei Alba Berlin den elften Sieg im elften Spiel einfahren wird, wird auch davon abhängen, wieviel Kraft die beiden Euroleague-Spiele in dieser Woche gekostet haben. Die Hauptstädter belegen mit fünf Siegen und vier Niederlagen den sechsten Platz, fuhren in der Bundesliga aber zuletzt zwei Erfolge hintereinander ein. Bei der deftigen 80:105-Niederlage im spanischen Fuenlabrada zeigte die Mannschaft des neuen Trainers Ahmet Caki aber wieder eine vor allem defensiv schwache Leistung.
Das umgekrempelte Berliner Team (acht Neuzugänge) befindet sich immer noch in der Findungsphase. Mit Elmedin Kikanovic (16,7 Punkte im Schnitt) und Dragan Milosavljevic (13,4) sind zwei Spieler am korbgefährlichsten, die bereits in der vergangenen Saison das Alba-Trikot getragen haben. Die Bamberger müssen am Sonntag weiterhin auf die verletzten Vladimir Veremeenko und Elias Harris verzichten.