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Bamberger Leistung macht Mut


Autor: Udo Schilling

Bamberg, Mittwoch, 10. Juni 2020

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - nach der Auftaktniederlage gegen Berlin am Dienstag spielt Brose Bamberg beim Bundesliga-Finalturnier am Donnerstag gegen Ludwigsburg.
Retin Obasohan setzte im Auftaktspiel gegen Berlin Akzente. Gegen Ludwigsburg ist der Belgier defensiv voll gefordert.  Foto: D. Löb/Pool via Kevin Voigt/Jan Hübner


Ein Mutmacher war die Leistung der Bamberger Brose-Basketballer am Dienstagabend, trotz der 91:98 (56:55)-Niederlage gegen Alba Berlin zum Auftakt des Bundesliga-Finalturniers in München. Viele Fragen gab es vor der Partie. Wo steht das Team von Trainer Roel Moors nach der dreimonatigen Pause ohne Spielpraxis? Sind die Ausfälle von Bryce Taylor und Louis Olinde zu kompensieren? Wird es erneut ein Debakel gegen Berlin geben?

Die Bamberger gaben fast durchwegs positive Antworten gegen die Euroleague-Mannschaft aus Berlin, die sich bereits gegen Frankfurt hat einspielen können. Nach einem holprigen Start (8:20) kämpften sich die Franken als homogenes Team angeführt vom starken Jordan Crawford (20 Punkte/4 Dreier), Kapitän Elias Harris (16/6 Rebounds) und Retin Obasohan (13/4 Assists/2 Ballgewinne) ins Spiel und ließen den Favoriten bis eineinhalb Minuten vor Schluss um den Sieg zittern.

16 Führungswechsel, zehnmal unentschieden

Beide Teams spielten mit hohem Tempo und Risiko. 16-mal wechselte die Führung, zehnmal stand es Unentschieden. Ein Schlüssel zum Alba-Sieg waren die 14 Offensivrebounds der Berliner, die Landry Nnoko (15 Punkte), Johannes Thiemann (5/10 Rebounds) und Luke Sikma (11/7) & Co. zu 24 Zählern nutzten. Außerdem machte Brose-Coach Moors die schwache Dreierquote (7 von 30 Versuchen, 23 Prozent) als Manko seines Teams aus. "Das kostete uns das Spiel", sagte der Belgier.

So stellte Marcus Eriksson mit zwei Distanztreffern zum 91:85 die Weichen für Berlin (41 Prozent Dreierquote) auf Sieg. Als gegen Crawford 92 Sekunden vor Schluss beim Stand von 89:93 beim Zug zum Korb ein umstrittenes Offensivfoul gepfiffen wurde, er mit dem fünften draußen war und obendrein noch ein "Technisches" beim Gang zur Bank kassierte, ließen sich die Berliner diesen Vorteil nicht mehr nehmen.

Ludwigsburg am Donnerstag

Am Donnerstag (20.30 Uhr - alle Spiele des BBL Final-Turniers 2020 bei MagentaSport) geht es für Bamberg gegen das physisch agierende Team aus Ludwigsburg, das schon die Siege über Vechta und Frankfurt auf dem Konto hat. Moors hofft auf die gleiche hohe Einsatzbereitschaft seiner Spieler: "Dann haben wir eine Siegchance."

Ähnlich sieht es auch Bambergs Nachwuchsspieler Nelson Weidemann. Der 21-Jährige war die letzte Vorbereitungswoche krank. "Ich hatte eine Mandelentzündung und musste bis Sonntag Antibiotika nehmen und habe mich gewundert, überhaupt im Kader zu stehen", sagte er gestern im Teamhotel. Deshalb habe er auch kein Problem damit gehabt, dass Marvin Heckel aus dem Farmteam Baunach mehr Minuten auf dem Feld zugebracht hat. "Er hat das super gemacht. Ich freue mich für ihn." Gegen Ludwigsburg müsse das Team vor allem gegen den defensiven Druck den Ball gut passen, weiß Weidemann, wie die Schwaben zu knacken sind. In der Bundesliga-Runde trafen beide Teams erst einmal aufeinander. Ende Dezember bezwangen die Bamberger die MHP-Riesen in der Brose-Arena nach starker Leistung mit 75:68.

Hukporti ein "Riesen"-Ttalent

Einer der - im wahrsten Sinne des Wortes - Riesen im Ludwigsburger Team ist mit 2,13 Meter Ariel Hukporti. Der erst 18-jährige deutsche Jugendnationalspieler gilt als ein Talent mit NBA-Perspektive und soll Gerüchten nach nächste Saison zu einem Klub nach Litauen wechseln. "Ich habe mir vor allem die Großen bei Bamberg angeschaut. Ich werde es vor allem mit Elias Harris zu tun bekommen", sagt er und hat großen Respekt vor der "riesigen Erfahrung" des Brose-Kapitäns, die auf dem Feld sehr wichtig sei.

Jacob Patrick jüngster BBL-Scorer

Noch jünger als Hukporti ist sein Teamkollege Jacob Patrick, der Sohn von Trainer John Patrick. Jacob trug sich am Dienstag als jüngster Scorer der Bundesliga seit Beginn der Statistik-Erhebung 1998/99 in die Geschichtsbücher ein. Der zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre, 6 Monate und 19 Tage alte Jacob erzielte gegen Frankfurt selbstbewusst 8 Punkte(2 Dreier) und stellte damit seinen Bruder Johannes (18), der zum Turnierauftakt gegen Vechta ebenfalls zum Einsatz kam, in den Schatten. "Das ist cool für Jacob", sagte sein Trainer und stolzer Vater.

Johannes Patrick machte fiel gegen Frankfurt aus dem Kader, da mit Jaleen Smith der sechste Ausländer verspätet zum Turnier angereist war, da beim 25-Jährigen nach seiner Rückkehr aus den USA das Corona-Virus nachgewiesen wurde. Inzwischen negativ getestet trug er prompt mit 15 Punkten zum 80:77-Zittersieg über die Skyliners bei.

Marcos-Knight-Show gegen Frankfurt

Überragend bei den Schwaben war jedoch der Ex-Baunacher Marcos Knight, der 16 seiner 25 Punkte (5 Dreier) im Schlussviertel erzielte. Vor allem bei den entscheidenden Szenen war der inzwischen 30-Jährige beteiligt.

Doch sich nur auf wenige Ludwigsburger einzustellen, wäre ein großer Fehler, den die Bamberger machen würden. So blieb Thomas Wimbush gegen Frankfurt ohne Punkte, besiegte aber Vechta zwei Tage zuvor mit 24 Zählern (4 Dreier) fast im Alleingang. Mit Frederick Nixon und Nick Weiler-Babb en weitere gefährliche Guards im Patrick-Team. Vorteile könnten die Franken unter dem Korb besitzen, wo die Schwaben neben Hukporti mit Jonas Wohlfahrt-Bottermann und Cameron Jackson nicht so stark erscheinen. "Doch die Ludwigsburger treten nach zwei Siegen sicher selbstbewusst an. Sie spielen hart und haben einen komplett anderen Stil als Berlin", weiß Brose-Trainer Moors.

Seric gegen sein früheres Team

Der Mateo Seric hofft gegen seinen früheren Klub wie schon gegen Berlin erneut eine gute Leistung aufs Parkett zu bringen. Gegen Alba gelangen ihm vier Punkte und vier Rebounds in knapp 20 Minuten. ". Ludwigsburg wird ein weiterer harter Prüfstein. Sie spielen ihren ganz eigenen Stil, da müssen wir von Beginn an dagegenhalten. Persönlich freue ich mich natürlich immer, wenn es gegen meinen alten Verein geht. Dennoch: für 40 Minuten gibt es keine Freunde", sagt der 21-Jährige, der seit 2018 im Bamberger Progamm ist.

Ein Sieg für Bamberg wäre Gold wert und würde den Druck vor den beiden Spielen am Samstag (gegen Frankfurt) und Montag (gegen Vechta) erheblich reduzieren.