Druckartikel: Bamberg rührt "Stahl-Beton" an

Bamberg rührt "Stahl-Beton" an


Autor: Klaus Groh

Bamberg, Sonntag, 22. November 2015

Die Brose Baskets verzücken ihre Fans mit einer Gala-Vorstellung gegen Malaga. Heute sind die Bamberger in der Bundesliga gegen Hagen gefordert.
Daniel Theis, Leon Radosevic und Darius Miller (v. l.) genossen nach der Galavorstellung das Abklatschen mit den begeisterten Fans. Foto: sportpress


Freak City war völlig aus dem Häuschen: "Hier regieren die Bambercher", sangen die Fans und feierten, als hätten die Brose Baskets gerade den achten Meistertitel perfekt gemacht. Es war aber auch eine meisterliche Vorstellung, die die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri am Freitagabend aufs Parkett zauberte - und damit Unicaja Malaga entzauberte. Die Andalusier, die als einziger Klub noch kein Euroleague-Spiel verloren hatten, wurden vom deutschen Meister mit 73:53 (40:29) deklassiert. Und die Fans hatten am Ende auch noch einen Seitenhieb auf die Bayern parat, die in der Königsklasse daheim gegen Fenerbahce Istanbul mit 67:84 unter die Räder gekommen waren. "Seht ihr Bayern, so wird das gemacht", spottete die "Sektion Südblock".
Am Ende konnte das Starensemble aus Malaga sogar froh sein, nicht noch deutlicher unter die Räder gekommen zu sein.

Nach 33 Minuten lagen die wie entfesselt aufspielenden Gastgeber schon mit 65:39 vorn, dann allerdings schonte Trinchieri seine Topleute für das Bundesliga-Heimspiel am Montag (20 Uhr) gegen Phoenix Hagen und ermöglichte den Gästen noch eine kleine Ergebnis-Korrektur.


Trinchieri lobt Teamleistung

"Das Beste an diesem Abend war, nachdem wir in den ersten Minuten direkt Foulprobleme bekamen, dass wir unsere Aggressivität nicht verloren haben. Wir haben sie mit unserer Verteidigung weiter zermürbt, zermürbt und nochmals zermürbt. Das war eine enorme Teamleistung. Jeder war fokussiert und hat dem anderen geholfen. Wenn du Malaga bei 53 Punkten hältst, dann hast du einen guten Job gemacht",freute sich "Verteidigungsminister " Trinchieri über sein Abwehr-Bollwerk. "Das war nicht Beton, sondern Stahlbeton, den die Bamberger angerührt haben", betonte ein Fan nach dem Spiel. 53 Punkte gestatteten die Bamberger dem hohen Favoriten, der damit ziemlich genau 30 Zähler unter seinem normalen Euroleague-Schnitt blieb.
Freak City war wieder einmal im Freudentaumel, das kennt Jamar Smith, der sich seine Rückkehr nach Bamberg nach einem freundlichen Empfang durch die Fans ein wenig anders vorgestellt hatte. "Ich habe in der ersten Halbzeit noch nie auf den Korb vor der Nord-Tribüne gespielt (lacht). Die Bamberger waren ganz einfach das bessere Team, haben eine sehr gute Verteidigung gespielt. Aber wir haben auch nicht so getroffen, wie wir das normalerweise in der Euroleague tun. Wenn du auswärts nicht triffst, ist es viel schwerer zu gewinnen", betonte der Scharfschütze im Trikot von Unicaja Malaga und ergänzte: "Mit den Fans im Rücken hatten die Bamberger ein gutes Gefühl und jeden Wurf versenkt."
Leon Radosevic, der nach zwei Spielzeiten in Berlin seine erste Partie im Bamberger Dress absolvierte, freute sich über die Unterstützung: "Es war wirklich großartig, vor dieser tollen Kulisse zu spielen. Der Trainer gab mir viel Selbstvertrauen, weil er an mich glaubt. Ich war ein bisschen nervös, denn ich wollte natürlich gleich zeigen, was ich drauf habe. Das kann in so einer Situation natürlich auch anders laufen. Die Mannschaft ist aber hervorragend organisiert, sodass ich den Jungs, die mich hervorragend aufgenommen haben, nur folgen musste", freute sich der Kroate über seinen gelungenen Einstand. Mit acht Punkten (ohne Fehlwurf) und einer starken Verteidigung führte er sich hervorragend ein.
"Leon Radosevic passt gut zu uns. Er ist jung, aber erfahren. Er kennt das Spiel", lobte Trinchieri den Neuen, der fast 19 Minuten auf dem Feld stand. Die Entscheidung, von Besiktas Istanbul, wo er nur einen Vertrag über zwei Monate hatte, nach Bamberg zu kommen, sei ihm sehr leicht gefallen. "Als ich in Mailand war, habe ich Andreas Arbeit in Cantu verfolgt. Ich mag seine Art, wie er die Mannschaft führt und coacht", erläuterte der 25-Jährige, dass Trinchieris Ziele, die er in Bamberg verfolgt, ein wesentlicher Grund dafür gewesen seien, zu den Brose Baskets zu wechseln.
"Der Trainer hat mir gleich gesagt, dass alle hier in Bamberg nur von Spiel zu Spiel denken. Wenn man zu viel in die Zukunft schaut, könne man leicht die Konzentration verlieren. Deshalb richten wir jetzt unsere ganze Aufmerksamkeit auf Phoenix Hagen", so Radosevic, der den Gegner aus seiner Berliner Zeit genau kennt. "Sie haben keine großen Leute, nehmen die Verteidigung nicht so wichtig, rennen über das Feld und alle werfen Dreier. Es ist immer schwer, gegen so eine Mannschaft zu spielen", betont der 2,08-Meter-Riese.


Olaseni nach Gießen ausgeliehen

Radosevics Vorgänger auf der Center-Position bei den Brose Baskets, Gabriel Olaseni, hat seit gestern einen neuen Arbeitgeber: Er wurde an die Gießen 46ers ausgeliehen. "Wir bedanken uns bei Gabe und wünschen ihm alles Gute. Ich hoffe, dass er sich in Gießen, ebenso wie Karsten Tadda, beweisen können wird", schließt Geschäftsführer Rolf Beyer die Akte Olaseni.