Aufsteiger steht zur Saison-Halbzeit auf Platz 1
Autor: Peter Seidel
Breitengüßbach, Donnerstag, 05. November 2015
Der Kreisliga-Herbstmeister TSV Breitengüßbach überrascht die Konkurrenz und sich selbst.
Zum ersten Mal in ihrer über 90-jährigen Vereinsgeschichte kicken die Fußballer des TSV Breitengüßbach in dieser Saison in der Kreisliga. Und in der höchsten Spielklasse des Kreises Bamberg fühlen sie sich pudelwohl. Bester Angriff der Liga (32 Treffer), beste Abwehr (nur 9 Gegentore), Platz 1 in der Tabelle mit 33 Punkten aus 14 Spielen: Der Aufsteiger sorgt als Herbstmeister für Furore: "Was will man mehr", sagt Abteilungsleiter Markus Zeller nach Abschluss der Hinrunde zufrieden.
Die Güßbacher sind vom eigenen Erfolg selbst ein wenig überrascht. Nach dem Aufstieg, den sie als Kreisklassen-Zweiter im Sommer über die Relegation geschafft hatten, hatte der Klassenerhalt oberste Priorität. In der bald beginnenden Winterpause werden die Ziele wohl neu definiert werden. Doch vom Durchmarsch wollen die TSVler nichts wissen, auch wenn Zeller anmerkt: "Geographisch wäre die Bezirksliga für uns interessanter, weil dort etliche Vereine aus unserer Umgebung spielen."
Anstatt in die Zukunft zu blicken, richtet sich der Abteilungsleiter lieber nach der Devise von Trainer Roman Herl. Und die lautet: von Spiel zu Spiel denken. Damit ist der Neuling bislang gut gefahren.
Bei den Gegnern verschafften sich die Breitengüßbacher schnell Respekt. "Am Anfang der Saison haben viele versucht mitzuspielen. Jetzt stellen sich die meisten hinten rein und lauern auf Konter", sagt Abteilungsleiter Zeller. Denn beim TSV steht ein eingespieltes Kollektiv auf dem Platz. Vorne ergänzen sich die beiden Angreifer Waldemar Mayer (13 Tore) und Stefan Herl (9) prächtig. Während der Trainer-Sohn in der ersten Saisonphase zuschlug, trumpfte zuletzt Mayer mit neun Toren in den letzten fünf Spielen auf. In der Abwehr können sich die Breitengüßbacher auf eine eingespielte Viererkette um Abwehrchef Tobias Grasser verlassen.
Klares Konzept
Das gute Zusammenspiel kommt nicht von ungefähr. Die meisten Spieler kennen sich schon seit gemeinsamen Schülerzeiten. Zeller erklärt: "Es gibt viele Breitengüßbacher, die bei uns das Fußballspielen gelernt haben und dann zu höherklassigen Vereinen gewechselt sind. Seit einigen Jahren haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diese zum TSV zurückzuholen. Das zahlt sich jetzt schon aus. Denn der Zusammenhalt auf dem Platz ist ganz anders als bei einer zusammengekauften Truppe. Da wird der Mitspieler nach einem Fehler halt nicht kritisiert, sondern wieder aufgebaut." Obwohl die Breitengüßbacher nach dem Aufstieg mit Torwart Philipp Ullein (zum FC Eintracht Bamberg), Christoph Herl (steht aus beruflichen Gründen nur sporadisch zur Verfügung) und Bastian Busch (Studium in den USA) drei Leistungsträger verloren haben, hat es Trainer Roman Herl abermals geschafft, eine schlagkräftige Mannschaft zu bilden. Für Abteilungsleiter Zeller hat der Coach einen großen Anteil am Erfolg: "Für uns ist er ein Glücksgriff. Roman ist eine Respektsperson und ein Fußball-Professor, der sich akribisch vorbereitet." So habe er beispielsweise vor der Aufstiegs-Relegation mit jedem seiner Spieler ein Einzelgespräch geführt. "Und als wir vor drei Wochen auf dem Zahnfleisch gingen, hat er das Dienstags-Training gestrichen und ist mit den Jungs in die Therme nach Staffelstein gefahren." Auch das hat sich bezahlt gemacht. Denn auf einen Ausrutscher des TSV wartet die Konkurrenz seitdem vergeblich. Fünf Siege in Folge haben die Güßbacher zuletzt gefeiert.
Erst ein Spiel (0:1 beim schärfsten Verfolger DJK Bamberg II) hat der Tabellenführer bislang verloren, auf eigenem Platz gab der Neuling nur einen Punkt (0:0 gegen den TSV Hirschaid) ab. Die Heimstärke ist laut Zeller auch auf die stetig wachsende Zahl der Zuschauer - der Schnitt liegt bei 175 - zurückzuführen. "Es macht den Jungs einfach viel mehr Spaß, vor vielen Besuchern zu spielen", sagt der Abteilungsleiter. Er freut sich nicht nur über steigende Einnahmen, sondern auch darüber, "dass wieder Leute zu uns kommen, die man schon seit Jahren nicht mehr auf dem Fußballplatz gesehen hat."