Assem Marei will Energie ins Team bringen
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Dienstag, 10. Sept. 2019
Der 27-jährige Assem Marei kennt seine Stärken und Schwächen. Der Ägypter möchte mit seiner Erfahrung der jungen Truppe helfen, eine gute Saison zu spielen.
"Manchmal werde ich sehr wütend, das ist eine meiner Schwächen", sagt Assem Marei im Gespräch. Kaum zu glauben, wenn man dem Riesen erstmals begegnet. Freundlich, aufgeschlossen, mit perfektem Englisch tritt der 27-jährige Center auf, der in den nächsten beiden Spielzeiten für Brose Bamberg unter den Brettern aufräumen soll.
Der 2,06 Meter große Ägypter wirkt geerdet. Wenn er jedoch auf dem Basketball-Parkett unterwegs ist, kann der bärtige Athlet, die langen Haare mit einem Zopf gebändigt, zum Tier werden. Seine kämpferische Einstellung brachte den jungen Assem schon früh in die Welt hinaus. Nicht nur mit der Jugend-Nationalmannschaft, für die er schon bald spielte. Im Jahr 2011 schickten ihn seine Eltern in die USA ans College nach Minnesota.
"Ein Grund war auch, dass Ägypten während des arabischen Frühlings nicht gerade sicher war", sagt Marei. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Center bereits in der ersten Liga seines Heimatlandes und für die Herren-Nationalmannschaft gespielt. Nach jedem Jahr am College bekam Marei gute Angebote aus der heimischen Liga. "Doch meine Eltern sagten: Ägypten ist zu instabil. Bleib besser im Ausland. Ich denke, das war die beste Entscheidung."
In den USA lernte er seine Fraue kennen
So verbrachte er drei Jahre in den Staaten an der Minnesota State University in Mankato. Neben dem Abschluss in Kommunikation sorgte er auch auf dem Spielfeld für Furore und trug sich in die Annalen der Uni mit Bestwerten ein. Darüber hinaus lernte er dort auch seine Frau kennen. Die Amerikanerin blieb fortan an seiner Seite, also auch bei seinen folgenden Profistationen in Siauliai (Litauen), Bayreuth, Izmir und nun Bamberg. "Im nächsten Monat werden wir Eltern", sagt Marei und strahlt. "Ich freue mich darauf, und wieder zurück in Franconia zu sein."
Sein Dienstantritt in Bamberg verzögerte sich allerdings um einige Wochen. "Da ich aus Ägypten kam, gab es mit dem Visum und den Behörden dort Probleme, die sehr lange dauerten. In den Jahren zuvor kam ich aus den USA oder anderen Ländern, da ging das innerhalb von wenigen Tagen, bis ich ein Visum bekam. Das war ein Albtraum", ärgert sich der 27-Jährige, der in Kairo auf gepackten Koffern ausharren musste und wichtige Tage in der Vorbereitung mit seinem neuen Team verpasste.
Aus einer Basketball-Familie
Der Basketball wurde Marei förmlich in die Wiege gelegt. "Meine ganze Familie hat Basketball gespielt. Meine Mutter, mein Bruder und mein Vater, der sehr erfolgreich war. Er spielte 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles für Ägypten und ist noch als Coach tätig, im letzten Jahr in Dubai und in diesem wieder in Ägypten. Er trainierte auch das Nationalteam. 2015 war er dort auch mein Coach. Das war eine lustige Erfahrung", sagt Marei. Es habe aber zu Hause wie auf dem Feld manch verbale Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn gegeben, blickt Marei auf seine Sturm-und-Drang-Phase als Spieler zurück.
Zweifellos hatte Mareis Vater einen großen Einfluss auf dessen Entwicklung. "Er ist ein Vorbild für mich, hat mir sehr geholfen", weiß der Neu-Bamberger, wem er seine erfolgreiche Karriere mit zu verdanken hat. Weltmeisterschaftsteilnahme mit der U19, erfolgreiche Spiele bei den Afrika-Meisterschaften, die 2015 mit dem Gewinn der Silbermedaille belohnt wurde. Marei kann sich durchaus vorstellen, selbst als Trainer zu arbeiten, "falls ich mit einem Abschluss in Kommunikation nichts finde", sagt er.