Anton Gavel: Das ist schon komisch für mich
Autor: Klaus Groh
Bamberg, Freitag, 02. Januar 2015
Der langjährige Bamberger Publikumsliebling und Erfolgsgarant kehrt am Sonntag im Bayern-Trikot nach Freak City zurück und will den Sieg mit nach München nehmen.
Am Sonntag (17 Uhr/ab 17.30 Uhr Sport1) kehrt Anton Gavel nach Freak City zurück. Der 30-Jährige, der großen Anteil daran hatte, dass die Brose Baskets vier Meistertitel und drei Pokalsiege in Folge feiern durften, verließ Bamberg nach viereinhalb Jahren vor dieser Saison und sucht bei den Münchner Bayern eine neue Herausforderung. Hier ein Interview mit dem einstigen Bamberger Publikumsliebling.
Wie schätzen Sie die Chancen der Bayern in Bamberg ein?
Anton Gavel: Das ist das Spiel um Platz 2 zum Ende der Hinrunde und eine schwierige Partie. Aber wir werden natürlich versuchen zu gewinnen.
Die Bamberger sind stark, vor allem zu Hause, und haben zuletzt gegen Alba ihre Klasse demonstriert, deshalb wird es alles andere als einfach für uns.
Wie ist das Gefühl, wenn man in der Frankenhölle plötzlich auf der anderen Seite steht?
Nach fünf Jahren mit einer anderen Mannschaft nach Bamberg zu kommen, ist schon komisch für mich. Aber ich freue mich auf das Spiel, freue mich, wieder in der Halle zu sein. Das wird auf jeden Fall ein sehr, sehr besonderes Spiel für mich.
Wie beurteilen Sie den bisherigen Saisonverlauf in München und Ihre Rolle in der Mannschaft?
Das Ausscheiden aus der Euroleague ist sicher enttäuschend. Da haben wir uns einen anderen Verlauf vorgestellt. Aber das kann man jetzt nicht mehr ändern. Und in der Liga gab's einige unnötige Niederlagen, die auch nicht passieren mussten. Damit müssen wir jetzt klar kommen. Für mich persönlich war es bitter, dass ich schon zweimal verletzt war und mehrere Spiele aussetzen musste. Das Wichtigste ist, dass ich jetzt gesund bleibe, dann geht es hoffentlich auch noch besser. Wir sind sehr tief besetzt. Da muss man sein eigenes Ego nach hinten schrauben und alles dafür tun, dass die Mannschaft erfolgreich ist. Aber das war ja in den Jahren in Bamberg auch nicht anders. Jeder muss seinen Anteil dazu leisten, der Mannschaft zu helfen.
Was halten Sie von der neuen Bamberger Mannschaft?
Sie können sehr gut spielen. Auch im Eurocup, mit Ausnahme des Straßburg-Spiels, sind sie sehr dominant aufgetreten. Das ist eine sehr athletische und tief besetzte Mannschaft. Die Bamberger haben sich super verstärkt, viele gute Leute geholt. Deshalb ist die Position, wo sie gerade stehen, auch verdient. Vor allem in letzter Zeit haben sie noch einen Gang höher geschaltet.
Nach dem Aus in der Euroleague gibt es bereits in zehn Tagen in Bamberg ein weiteres Aufeinandertreffen zwischen den Brose Baskets und den Bayern im Eurocup. Was rechnen sich die Bayern in diesem zweithöchsten europäischen Wettbewerb aus?
Natürlich wollen wir so weit wie möglich kommen. Aber schon das Überstehen der Gruppenphase wird sicherlich nicht einfach. Dass wir jetzt wieder auf Bamberg treffen, ist irgendwie Schicksal. Es wäre natürlich schön, wenn beide Mannschaften am Ende weiterkommen könnten.
Bamberger fordern den Meister Bayern München heraus
Das alte Jahr endete für die Brose Baskets in der heimischen Arena mit einem Paukenschlag - mit 98:69 wurde der zuvor noch ungeschlagene Spitzenreiter der Basketball-Bundesliga, Alba Berlin, abgefertigt. Und am Sonntag (17 Uhr) kommt zur ersten Partie im neuen Jahr der Erzrivale Bayern München in die Frankenhölle. "Das wird eine heiße Kiste. Der Meister kommt in unsere Halle, mal gucken, was dabei rauskommt. Wir haben gegen Berlin gezeigt, wie wir spielen können. Wenn wir das noch einmal abrufen können, wird es ein spannendes Spiel werden. Die Bayern haben einen tiefen Kader, sind gut besetzt. Ich denke, wir sind der klare Außenseiter", lautet die Einschätzung von Bambergs Co-Kapitän Karsten Tadda vor dem Schlagerspiel.
Während sich die Bamberger am 30. Dezember in Bayreuth mit einer beeindruckenden Defensivleistung einen ungefährdeten 69:50-Erfolg erkämpften, wären die Bayern in eigener Halle gegen Ulm beinahe gestrauchelt. Erst im Endspurt sicherte sich der Tabellenzweite einen 100:93-Erfolg.
Brandrede von Pesic
Und Trainer Svetislav Pesic hielt nach der Partie eine Brandrede: "Keine Spannung, keine Einstellung, die Spieler haben Ulm unterschätzt. Es wäre besser gewesen, wenn wir dieses Spiel verloren hätten. So wird die Mannschaft nicht mit mir zusammenarbeiten." Nach dieser Drohung wird interessant sein zu sehen, wie die Mannschaft am Sonntag reagiert. Während es den Bambergern in den letzten Partien eindrucksvoll gelungen ist, ihr Potenzial abzurufen, scheint das bei den "Roten Riesen" nicht der Fall zu sein.
Bambergs Kapitän Brad Wanamaker, der sich in ausgezeichneter Form befindet, verspricht: "Freak City darf sich auf ein weiteres tolles Spiel freuen. Wir werden alle Spaß haben und versuchen zu gewinnen."
Trinchieri zeigt großen Respekt
Für Andrea Trinchieri sind die Bayern ein übermächtiger Gegner: "McCalebb, Gavel, Savanovic und Bryant sind nur einige der großen Namen im Münchner Kader. Sie sind groß, sehr erfahren und stabil. Sie werden versuchen, mit ihren Großen in Korbnähe zu kommen und uns dazu zu bringen, ihren Basketball zu spielen. Was die Erfahrung und die Qualität der Mannschaft angeht, sind sie der härteste Gegner in der BBL." Der Bamberger Trainer sieht sich und sein Team in der Rolle des Außenseiters: "Sie sind der amtierende Meister.
Pesic ist der Vater des deutschen Basketballs. Die Spielweise fast aller deutschen Teams trägt seine Handschrift. Wir sind als Herausforderer diesmal noch nicht einmal in der Rolle des Schülers." Der Italiener hofft aber darauf, dem Spiel den Brose-Stempel aufdrücken zu können: "Wenn wir ihr Spiel mitspielen, wird es sehr, sehr hart für uns. Wenn wir unser Spiel durchbringen, können wir versuchen mitzuhalten."
Strelnieks spielt weiter für Bamberg
Bambergs Aufbauspieler Janis Strelnieks war in den letzten Tagen von der europäischen Konkurrenz umworben, doch die Brose Baskets lehnten die Angebote von Laboral Kuxta Vitoria (Spanien) und Unics Kasan (Russland) ab, die den Letten aus dem Vertrag herauskaufen wollten. Ein offizieller Kommentar war von Bamberger Seite zu den Gerüchten auf sportando.com nicht zu erhalten. Inzwischen ist das Thema aber endgültig vom Tisch, denn sowohl die Basken fanden mit dem Ex-Bayern-Spieler Ben Hansbrough als auch die Russen mit Anton Ponkrashov Ersatz für die abgewanderten Spielmacher.
Teddybären aufs Spielfeld werfen
Die Brose Baskets rufen alle Fans beim Südschlager zur Teilnahme am ersten Bamberger "Teddy Bear Toss" auf. Und der geht so: Alle Besucher sind aufgerufen, zum Spiel einen Teddybären oder ein Plüschtier mitzubringen. Dann heißt es warten bis zur ersten Auszeit. Wenn das Spiel unterbrochen ist und die Teams an der Bank sind, dürfen die Fans los legen und die Mitbringsel aufs Parkett werfen. Die Plüschtiere werden gesammelt und an caritative Einrichtungen für Kinder, soziale Projekte und Kinderkrankenhäuser in Bamberg und München übergeben.