Sperrzeit: Bamberg einigt sich auf Kompromiss
Autor: Michael Wehner
, Mittwoch, 23. Februar 2011
Es war eine Demonstration gegen eine frühere Sperrstunde für Bamberger Clubs und es war auch eine Demonstration der Stärke. Mehrere hundert überwiegend junge Leute folgten dem Aufruf des Gaststättenverbands Bamberg und führten den Stadträten vor Augen, dass sie eines nicht wollen: bereits um drei Uhr nach Hause gehen. . .
Eine längere Sperrzeit für Bamberger Clubs und Discos stößt bei vielen jungen Menschen auf Ablehnung. Der Mittwoch Nachmittag hat den Beweis dafür erbracht. Mehrere hundert Demonstranten waren einer kurzfristigen über Facebook verbreiteten Einladung des Hotel- und Gaststättenverbandes Bamberg gefolgt und hatten sich vor den Harmoniesälen eingefunden, um ihre Kritik an der von der Stadt geplanten früheren Sperrstunde kund zu tun.
Mit Spruchbändern bewaffnet sprachen sie sich dafür aus, die Freizügigkeit des Bamberger Nachlebens keinesfalls zu zügeln. Die meisten waren Studenten. Wie die 21-jährige Soziologiestudentin Deborah Foth, die sich im Gespräch mit unserer Zeitung gegen eine Einschränkung der Grundrechte aussprach. Man dürfe den jungen Menschen nicht das Recht nehmen zu feiern.
Ein 22-Jähriger Student der Europäischen Wirtschaft, der lieber anonym bleiben möchte, fürchtet um die Attraktivität Bambergs, wenn die Lokale schon um drei Uhr schließen müssen. Außerdem glaubt er nicht an daran, dass dann der Lärm weniger wird, wie von der Stadt erhofft. "Wenn die Leute früher aus den Lokalen kommen, gehen sie deshalb noch nicht früher nach Hause.
Doch unter die Demonstranten hatten sich auch etliche Befürworter einer Verschärfung der Sperrzeitenverordnung gemischt. "Wir fordern das Ende des nächtlichen Lärmterrors" stand auf den Flugblättern, die sie verteilten. Sabine Sauer (45) vom Bürgerverein Mitte versteht nicht, warum sich die jungen Leute nicht auf einen Kompromiss einlassen wollen. "Die Mitte der Nacht ist doch drei Uhr und nicht fünf Uhr."
Auch Peter Ruderich (50) vertrat die Meinung vieler Innenstadtbewohner. "Ich muss am Tag arbeiten und brauche ein Mindestmaß an Nachtruhe", sagt der in der Kesslerstraße lebende Kunsthistoriker. Lärm ist dort nicht das einzige Problem: "Unsere Tür aus Edelstahl rostet bereits, weil jede Nacht dagegen gepinkelt wird."
Der Interessenkonflikt zwischen den beiden Gruppen tobte auch im Stadtrat. Klaus Stieringer von den Bamberger Realisten sprach sich deutlich gegen eine Verschärfung der Gaststättenverordnung aus. Er beantragte eine zweite Lesung, fand aber keine Mehrheit. Dagegen räumten Sabine Sauer (SPD) und Peter Gack (GAL) dem Ruhebedürfnis und der Gesundheit der Anwohner Priorität gegenüber dem Rechten der Club-Besucher ein.
Offenbar unter dem Eindruck der Demonstration rückte die CSU von ihrem ursprünglichen Antrag ab und präsentierte einen Kompromissvorschlag: Helmut Müllers Idee, die Sperrstunde an Wochenenden auf vier Uhr und unter der Woche auf zwei Uhr vorzuverlegen, fand nach einer Unterbrechung auch eine Mehrheit. Damit beginnt die Sperrstunde in Bamberg künftig von Montag bis Freitag drei Stunden, an Wochenenden eine Stunde früher als gewohnt. Gleichzeitig soll ein Arbeitskreis gegründet werden,mit dem Ziel alle Interessengruppen an einen Tisch zu bekommen.