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Sonderlandeplatz Bamberg: Was verändert sich durch Instrumentenflug?


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Dienstag, 25. Sept. 2018

Der Sonderlandeplatz Breitenau soll für den Instrumentenflug ertüchtigt werden. Bei einer Infoveranstaltung wurden Verkehrs- und Lärmprognosen vorgestellt.
Für Brose (Gebäude links oben) wären durch das Instrumentenflug-Verfahren Starts und Landungen am Sonderlandeplatz Breitenau planbarer. Foto: Ronald Rinklef


Wenn alles nach Plan läuft, kann im Frühjahr 2020 der instrumentengestützte Flugbetrieb am Bamberger Sonderlandeplatz aufgenommen werden. Dann wären im sogenannten Blindflug auch Starts und Landungen bei schlechteren Licht- und Witterungsverhältnissen möglich.

Folgte man beim Infoabend in der Gaststätte "Zum Fliecher" den Vorträgen von Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Fiedeldey und den Gutachten zu Luftverkehrsprognose und Fluglärm, ergäben sich daraus nur "geringfügige Steigerungen der jährlichen Flugbewegungen" und auch nur "etwas höhere Schallimmissionen".

Dass daran aber einige Anwohner ihre Zweifel haben, wurde bei der Infoveranstaltung ebenfalls deutlich. "Bei uns ist es jetzt schon immer laut, selbst an den heißesten Tagen halten wir die Fenster geschlossen, zum Fluglärm kommen Autobahn, Berliner Ring und Bahn", sagt eine Frau aus Kramersfeld, die anonym bleiben möchte.

Andere äußern ihren Unmut über die Bewertung der Schallimmissionen. Denn dort kommt jeweils der "äquivalente Dauerschallpegel" zum Tragen, das sind Durchschnittswerte für die Zeit von 6 bis 22 Uhr. Dieser Wert liege laut Gutachten zwischen 39 (Gundelsheim) und 55 Dezibel in der Richthofenstraße in Bamberg-Kramersfeld. Und nur dieser letzte Wert überschreite überhaupt die sogenannte Abwägungsschwelle von 52, zumutbar seien hingegen je nach Standort sogar 60 bis 65 Dezibel. Dennoch würden nördlich der Kemmerstraße noch Lärmschutzmaßnahmen geprüft.

Nun sagen die Durchschnittswerte wenig über den tatsächlichen Lärm während der jeweiligen Starts und Landungen aus, so die Kritik der Anwohner. Dass der Instrumentenflug dafür sorgt, dass sich die Flugbewegungen mehr auf die Randzeiten verschieben, fürchtet Peter-Claus Geisler aus Gundelsheim: "Das macht schon etwas aus, weil es dann auch frühmorgens oder am späten Abend lauter wird." Geisler habe mit den unterschiedlichsten Lärmquellen zu kämpfen, vom Brose-Jet am Morgen bis zu Motorfliegern in 200 Meter Höhe. Heinrich Thamm aus Kramersfeld ärgert sich derzeit über Hubschrauber, die "immer wieder gefühlt eine halbe Stunde in zehn Metern Höhe stehen". Dass es sich dabei, wie in der Veranstaltung erklärt, wohl um Tankflüge der Bundespolizei handle, zweifelt Thamm an.

Umzäunung noch in diesem Jahr

Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), der die Diskussion moderierte, hatte schon zu Beginn angekündigt, dass es sich derzeit um einen Zwischenstand handle und es im November weiterführende Informationen geben werde. "Der Sonderlandeplatz ist eine Bereicherung der Infrastruktur unserer Stadt, es geht uns aber auch um die Belange der Anwohner in Kramersfeld, Lichteneiche oder Gundelsheim", erklärte Starke. Bereits im November 2017 hatte es eine erste Informationsveranstaltung zur Ertüchtigung des Sonderlandeplatzes gegeben.

"Nach Aussagen der zuständigen Behörden sowie des Hauptnutzers Brose kann durch Instrumentenflug die Sicherheit und Planbarkeit des Werksflugsverkehrs deutlich verbessert werden", führte Fiedeldey aus. Die Staatsregierung hatte die Pläne mit einem Kostenvolumen im unteren einstelligen Millionenbereich schon sehr frühzeitig unterstützt. Der Freistaat will 50 Prozent übernehmen, und auch Brose wird wohl einen ordentlichen Beitrag leisten.

In der aktuellen Information gab es auch Antworten auf noch im Raum stehende Fragen. So gebe es nach Einführung der sogenannten IFR (Instrument Flight Rules) keine Verlagerung von Flügen zwischen den Flugplätzen Coburg und Bamberg, auch eine Heli-Flugschule sei nicht geplant. Auch mit IFR sollen Nachtflüge zwischen 22 und 6 Uhr nur "in begründeten Einzelfällen auf Antrag ausnahmsweise" erlaubt werden. Solche Genehmigungen habe es in den Jahren 2014 bis 2018 nicht häufiger als viermal pro Jahr gegeben. Zur Verbreiterung der Landebahn seien keine weiteren Baumaßnahmen erforderlich, nur die sogenannten Befeuerungsanlagen (Lichtsignale) müssten angepasst werden.

Um die Belastungen für die Anwohner zu reduzieren, wurde bereits ein Lärmschutzwall erweitert und verlegt, zusätzliche Maßnahmen werden in einem weiteren Gutachten geprüft. Mit IFR werde die jetzt schon vom Luftamt empfohlene Einzäunung der Anlage verpflichtend. Für die Umsetzung des Instrumentenflugs muss neben der erweiterten Bahn- und Anflugbefeuerung und der Verbreiterung des Sicherheitsstreifens auch ein Hochspannungsmast um 5,50 Meter verkürzt werden.

In seinem Gutachten zur Luftverkehrsprognose stellte Karsten Rupp von der Stuttgarter Project Airport GmbH "einen klaren positiven Trend" beim nichtgewerblichen Motorflugverkehr fest. Für den Taxiflug- und Werkverkehr wurden die bereits agierenden Unternehmen (BHS und Brose Flight Service) und Unternehmen im Einzugsgebiet zu ihren Entwicklungs- und Nutzungsplänen befragt. Nur der Geschäftsreiseverkehr werde künftig die Möglichkeit der IFR-Flüge nutzen. Bis 2030 erwartet man mit IFR eine Steigerung von 125 im Jahr 2017 auf 200 bei den Taxiflügen und von 5829 auf 7135 Starts insgesamt.

"Die geringfügige Steigerung der jährlichen Flugbewegungen führt zu einer geringen Steigung der Schallimmissionen von unter einem Dezibel", erklärte Gutachter Felix Laib zum für 2030 prognostizierten Fluglärm. Vor Fertigstellung des Gutachtens soll nun neben den Durchschnittswerten auch der Lärmpegel bei einzelnen Flugbewegungen ermittelt werden. "Wir werden mit Ihnen im Gespräch bleiben", versprach OB Starke den Anwohnern. Am Dienstag stand der Sonderlandeplatz auf der Tagesordnung des Finanzsenats - bis auf die GAL hatten bereits im Vorfeld alle Fraktionen ihre Zustimmung signalisiert.