Bamberg: Soll ein Gymnasium aufs Land?
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Dienstag, 10. Mai 2016
Immer wieder tauchen Gerüchte auf, aus der Stadt Bamberg solle eines der Gymnasien in den Landkreis verlagert werden. Ist daran etwas Wahres?
So ist das mit Gerüchten: Sie tauchen auf, verschwinden, tauchen wieder auf, sind nicht totzukriegen. Immer wieder gerne kolportiert wird in Bamberg das Gerücht von der bevorstehenden Verlagerung eines der Gymnasien in den Landkreis Bamberg. Hat man sich einmal auf diesen Gedanken eingelassen, nimmt man die Finger zu Hilfe, um abzuzählen und abzuschätzen, welches Gymnasium von den sieben in Bamberg gemeint sein könnte.
DG ein möglicher "Kandidat"
Zuerst scheiden die private Maria-Ward-Schule und das städtische Eichendorff-Gymnasium aus. Das Clavius-Gymnasium wird gerade für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag umgebaut und saniert, das Franz-Ludwig-Gymnasium (FLG) erhält eine neue Fassade, das E.T.A.Hoffmann-Gymnasium eine erweiterte Mittagsbetreuung. Bleiben das (traditionsreiche, 350 Jahre alte) Kaiser-Heinrich-Gymnasium und das Dientzenhofer-Gymnasium als mögliche Umzugskandidaten.Fakt ist, dass beim Dientzenhofer-Gymnasium der Sanierungsbedarf am höchsten und dringendsten ist und dass dessen Schüler zum weit überwiegenden Teil aus dem Landkreis kommen. Wenn also ein Umzug in Rede stehen sollte, wäre wohl in erster Linie das DG gemeint.
Stück für Stück voran
Hat vielleicht der Landrat ein besonderes Interesse, seinen Landkreis mit einem Gymnasium zu schmücken? Johann Kalb winkt ab. Erst einmal gehe es für den Sachaufwandsträger, den Zweckverband Gymnasien (ihm gehören die Stadt und der Landkreis an und er ist für Immobilien und Ausstattung zuständig), darum, die begonnenen Sanierungsmaßnahmen zu Ende zu führen. Zwei Jahre rechne man noch für Umbau und Generalsanierung des CG, außerdem seien die laufenden Modernisierungsmaßnahmen am FLG und am E.T.A. abzuschließen. "Eine Verlagerung ist erst einmal kein Thema." Momentan gebe es keine entsprechenden Bestrebungen.Christian Lange, der als Bürgermeister der Stadt Bamberg für Bildung und Schulen zuständig ist, äußert sich in ganz ähnlicher Weise. Derzeit und in den kommenden Jahren seien große Investitionen in die drei auch vom Landrat genannten Gymnasien zu schultern. "Darauf konzentrieren wir uns." Alles Weitere werde danach zu gegebener Zeit besprochen. Wichtig ist es Lange, zu betonen, dass die Stadt und der Landkreis in der Weiterentwicklung der Bildungsregion "gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten" und bei jeder anstehenden Entscheidung eine einvernehmliche Lösung anstreben.
DG-Schulleiterin Brigitte Cleary kennt die wiederkehrenden Überlegungen, ein Gymnasium in den Landkreis zu verlegen: "Das ist keine neue Thematik." Und sie sagt auch: "Ganz so einfach ist die Sache ja nicht." Es stimme schon, dass die meisten DG-Schüler aus dem Landkreis kommen. Trotzdem wäre als ein Hauptproblem der Schülertransport zu klären.
Für sie geht es vorrangig um die Frage, wann die in einem in den 60-er Jahren errichteten Gebäude beheimatete Schule endlich "in einen Zustand gebracht wird, in dem andere längst sind". Dabei sei die Standortfrage für sie zunächst nachrangig. Hauptsache, der Zweckverband entscheide bald. "Wir können nicht noch mal zehn Jahre warten."
Cleary merkt einerseits dankbar an, dass in diesem Jahr bereits 170 000 Euro in die Modernisierung des Chemietrakts gesteckt sowie der Physiktrakt modernisiert wurde und noch in diesem Jahr für besseren Brandschutz gesorgt werden soll. Andererseits befinde sich das Haus quasi noch im "Urzustand", verlange nach einer energetischen Sanierung und einem Gesamtkonzept, mit dem die Schule in das 21. Jahrhundert geführt werden könne. "Wir haben schon Geduld, aber nicht ewig!"
Vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus in München gibt es im Wesentlichen allgemeine Auskünfte, denn ein Antrag aus Bamberg auf Verlagerung liegt dort nicht vor. Pressesprecher Ludwig Unger weiß aber noch, dass im Zweckverband vor Beginn des CG-Umbaus intensiv darüber diskutiert wurde, ob statt der teuren Sanierung nicht ein Umzug in eine Landkreisgemeinde sinnvoller wäre. Ungers Erinnerung nach waren Burgebrach, Hirschaid und Scheßlitz im Gespräch. Letzten Endes habe die zentrale Lage Bambergs den Ausschlag für das Beibehalten des Standorts gegeben.
Das Ministerium überlässt die Entscheidung über Neugründungen oder Verlagerungen von Gymnasien den jeweiligen Sachaufwandsträgern, im Bamberger Fall also dem Zweckverband. Dieser muss aber laut Unger ein Gutachten einreichen. Das Ministerium prüfe, ob fachliche Gründe gegen die Pläne sprächen. Dabei spielten die Verkehrsanbindung und damit die Frage, von woher die Schüler kommen und wie sie ihr Gymnasium erreichen können, eine wichtige Rolle.

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