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Soll Bamberg die US-Arena übernehmen?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 11. Juli 2014

Nicht nur die Zukunft der US-Wohnungen wirft Fragen auf. Auch die Riesenhalle "Freedom Fitness Facility" stellt die Stadt vor eine Herkulesaufgabe. Vor allem die Energiekosten sprengen die gewohnten Maßstäbe. Hier können Sie über die Frage abstimmen!
Auch bundesweit gibt es wenig Vergleichbares. Die Freedom Fitness Facility unweit des Berliner Rings. Doch eine Übernahme durch die Stadt könnte die Finanzkraft der Stadt sprengen.


Die meisten Bamberger kennen die Halle nur aus der Perspektive des Berliner Rings. Ein langgestrecktes Gebäude, das sich dezent im Hintergrund hält. Doch der Eindruck täuscht! Wer einmal die Gelegenheit hatte, die "Freedom Fitness Facility" zu betreten, ist nicht selten überwältigt: Gleich hinterm Kasernenzaun an der Ecke Zollnerstraße entstand Mitte des letzten Jahrzehnts ein Wellness-Palast, der selbst Großstadtangebote in den Schatten stellt. Das luxuriös ausgestattete Doppelspielfeld verfügt über umlaufende Teleskoptribünen, mit sechs Anzeigetafeln und einer 160-Meter-Laufbahn in der zweiten Ebene. Dazu Fitnesslandschaften, so weit das Auge reicht und als passendes Accessoire die sprichwörtlichen goldenen Wasserhähne.

Doch das ist nur die glänzende Oberfläche. Was auf den ersten Blick wie die traumhafte Ergänzung des ohnedies reichen Sportstättenangebots in Bamberg erscheint, hat eine dunkle Seite. Genau genommen könnte es der Stadt mehr Kopfzerbrechen bereiten als manche Altlast, die im Boden schlummert.

Das weiß man im Rathaus, spätestens seit die Stadtwerke die Betriebskosten der Arena unter die Lupe genommen haben. Das Ergebnis auf Basis der "amerikanischen Nutzung" lag zuletzt bei 35 000 Euro im Monat - ohne Personalkosten und ohne Reinigung. Besonders überrascht dies nicht, wenn man sich die Größenordnung vor Augen hält. Die vor genau zehn Jahren eröffnete Arena umfasst den umbauten Raum von 65 Einfamilienhäusern und wird in Bamberg nur noch vom Bambados und der Brose-Arena übertroffen. Kostenpunkt damals: 13,5 Millionen Euro. "Es ist ein teures Schatzkästlein. Jeder hätte es gerne, aber keiner möchte es unterhalten", sagt Harald Lang vom Konversionsamt der Stadt. Das verwundert nicht: Übers Jahr gesehen beläuft sich der Betriebsaufwand für den Sporttempel auf mindestens eine halbe Million Euro.

Die Summe ist so hoch, dass man sich die Frage an die Stadt, ob sie die Halle nicht einfach übernehmen will, fast schenken könnte. "Nein, das ist derzeit nicht vorstellbar", sagt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Auch der neue Sportbürgermeister Christian Lange (CSU) und Haushaltsexperte Peter Gack (GAL) von den Grünen winken unisono ab.

Die Abwehrhaltung gegenüber einer Luxusimmobilie mit Folgekosten ist freilich nicht auf die öffentliche Hand beschränkt. Wolfgang Heyder von den Brose Baskets war zwar "stark beeindruckt" , als er im Juni der letzten US-Kommandoübergabe in der Arena beiwohnte.


Auch Heyder lehnte ab
Doch so gewaltig der neue Sporttempel auch wirkt, so gut er sich gerade für den Basketballspielbetrieb unterhalb der Bundesliga eignen würde: Als die Stadt den Brose Baskets die Halle für einen Euro anbot, hat Heyder abgelehnt. "Die Betriebskosten würden uns überfordern", sagt der Basketball-Mann nicht ohne Seitenhieb. Ein BLSV-Sportcamp, wie es jetzt im Fichtelgebirge für 25 Millionen Euro neu gebaut wird, sei ein Schildbürgerstreich. "Hier in Bamberg wäre es viel günstiger und für viele Sportarten besser gewesen."

Peter Röckelein, Vorsitzender des MTV in der Jahnstraße geht sogar noch einen Schritt weiter: "Diese Halle ist drei Nummern zu groß. Eine Mittelstadt wie Bamberg braucht sie nicht." Angesichts der hohen Unterhaltskosten sieht der ehemalige CSU-Stadtrat wenig Chancen für einen wirtschaftlichen Betrieb. "Finger weg", lautet sein Rat, zumal das Geld in Bamberg nicht einmal dafür reicht, um die vielen maroden Schulhallen auf Vordermann zu bringen.

Doch was bleibt dann, wenn man nicht zum Einstieg in die Konversion bereits über Leerstand und Abriss reden will?

Horst Feulner ist einer, der sich mit großen Veranstaltungsräumen wie kaum ein zweiter in Bamberg auskennt. Dem Geschäftsführer der Bamberg Congress und Event GmbH gelang das Kunststück, die Konzerthalle aus den roten Zahlen zu bringen und sogar eine "schwarze Null" für die Brose-Arena zu erwirtschaften. Nun hat er den Auftrag, ein tragfähiges Konzept für die US-Arena zu entwickeln.

Eine harte Nuss, denn Schul- und Vereinssport fallen unter diesen Bedingungen aus. Feulner überlegt in alle Richtungen, aber auch er hat noch keine Lösung: "Das ist eine der schönsten Sporthallen, die ich kenne, aber die Kostensituation ist extrem."

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