Druckartikel: So wird man Zwiebeltreter-Experte

So wird man Zwiebeltreter-Experte


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Sonntag, 26. Juni 2016

"100 x Bamberger Gärtner" nennt sich das neueste Quizbüchlein von Wolfgang Wußmann. Leser erweitern ihren Wissenstand rund ums Thema spielend.
Wolfgang Wußmann mit seinem neuesten Werk  Foto: Ronald Rinklef


Wo steht der Bamberger "Spargel", an dem sich Freunde des "königlichen Gemüses" die Zähne ausbeißen würden? Kein Schimmer, nächste Frage? Welchen "Kümmerling" genießen Franken mit Messer und Gabel gänzlich alkoholfrei? Wenigstens den Begriff "Zwiebeltreter" dürften die meisten User kennen. Falls Sie aber selbst an dieser Stelle passen, gibt Ihnen Wolfgang Wußmann gerne Nachhilfe: Über "100 mal Bamberger Gärtner", das neueste Quizbüchlein des Autors, das gerade auf dem Markt erschien und einem Wissenswertes aus der Geschichte in Frage- und Antwort-Spielen nahe bringt.



Auch zum Thema "Freak City"

Fünf Quizbüchlein um seine Heimatstadt schrieb Wußmann im Lauf der Jahre.
Darunter eine Mundart-Variante und eine Offerte für Basketballfans (im Teamwork mit Bertram Wagner). Regelmäßig testet der Bamberger bei Lesungen Zeitgenossen auch bezüglich ihrer Kenntnisse. Was dem früheren Volksschullehrer eben im Blut liegt, der seine Zuhörer aber eher schmunzelnd als mit erhobenem Zeigefinger erwartet. Und anrüchige Themen nicht ausspart: Etwa die Frage nach "Beinkleidern der Marktfrauen, die beim Verrichten der Notdurft" halfen bevor es öffentliche Toiletten gab: "Stehsaacher" nannte man die kurzen, im Quizbüchlein abgebildeten Liebestöter übrigens.

Doch zurück zu den Wurzeln, den Anfängen der Bamberger Gärtner, die das Werk beleuchtet: Ab dem 14. Jahrhundert wuchs und gedieh demnach der Berufsstand, dem Mitte des 19. Jahrhundert ganze 540 Familien und 400 Gesellen angehörten. Und wie hieß der erste urkundlich genannte "Zwiebeltreter?" Fritz Eichfelder, Fritz Heublein oder Fritz Pleinser? Richtig ist Pleinser (oder Plonser), nachdem nach ihm Wußmann zufolge auch der Pleinserhof in Bamberg-Ost benannt ist.



Auch für "Bärendreck"

Süßholz raspelte man in Bamberg erst ab dem 16. Jahrhundert, um daraus nicht in erster Linie "Bärendreck", sondern Arzneien herzustellen. Das Ausgraben einer unverletzten Süßholzwurzel gehörte früher sogar zur Meisterprüfung eines Gärtners. Und noch eine Episode um den sprichwörtlich gewordenen Berufszweig ist in Wußmanns neuestem Werk nachzulesen: Der Streit um Süßholzfelder an der Lichtenhaide, die mit dem Bau des 1904 eingeweihten Schlachthofes verschwanden. Einige der betroffenen Gärtner wandten sich damals vehement gegen das Vorhaben, wurden letztendlich aber enteignet.


Dieben auf der Spur

Von "Flurern" berichtet das Quizbüchlein. In "schlechten Zeiten" stellten sie die "Zwiebeltreter" offenbar ein, um in der Flur morgens und abends nach dem Rechten zu sehen. Diebe sollten die "Flurer" dingfest machen. Was aber auch die Not zeigt, die Menschen in vergangenen Jahrhunderten zum Kartoffelklauen auf die Felder trieb.

Warum es früher auf dem Dachboden der Luitpoldschule nach Majoran duftete, erfahren Leser. Wie man die Unteren und Oberen Gärtner traditionsgemäß schimpft, lehrt einen das Quizbüchlein. Und präsentiert uns sogar noch einen Bamberger Knoblauchkönig. Apropos Majestäten: Wussten Sie, dass Friedrich der Große 1730 in einer Bamberger Gärtnerscheune nächtigte? Der Memmelsdorfer Straße 2, um genau zu sein.

Zuletzt lösen wir noch das Rätsel um den höchsten und garantiert bissfesten Bamberger "Sparg'l": Es ist der über 60 Meter hohe Ottokirchturm, der sich diesen Spitznamen verdiente. Ja, und als "Kümmerling" bezeichnet man hierzulande natürlich Gurken. Hätten Sie's gewusst?


Im Handel erhältlich

Das Quizbüchlein "100 x Bamberger Gärtner" von Wolfgang Wußmann erschien im Heinrichsverlag unter ISBN 978-3-89889-200-1. Es ist auch in den Geschäftsstellen des FT erhältlich.


Eine Leseprobe

Die Bamberger Gärtner sind einer der ältesten Berufsstände unserer Stadt. Sie haben über Jahrhunderte Traditionen gepflegt, von denen einige bis heute überdauert haben. Im Lauf der Zeit haben die Gärtner eine eigene Sprache entwickelt. Sie sind es auch, de-nen wir unseren Spitznamen Zwiebeltreter zu verdanken haben. Das Gärtnerhandwerk war und ist großen Belastungsproben ausgesetzt. Doch das wachsende Bewusstsein der Verbraucher, auf re- gionale Produkte zurückzugreifen, bietet Bamberger Gärtnern die Chance, am Markt erfolgreich zu sein. Dass die Gärtnerbetriebe in Bamberg weniger werden, ist unübersehbar. Wenn jedoch einige Betriebe fortbestehen, wird die Tradition der Gärtnerstadt Bamberg gewahrt. Dann können wir den Spitznamen Zwiebeltreter mit Stolz in die Zukunft tragen.


Woran erinnert die "Bamberka" auf dem Posener Marktplatz?
a) An gefallene Soldaten des 2. Weltkriegs b) An die Verbindung zu Bamberg c) An die Bürgerbewegung mit Lech Walesa

An die Verbindung zu Bamberg Man kennt von den Auswanderern deutsche Namen in und um Posen. Außerdem pflegt man vorwiegend über Gärtnerkreise eine herzliche Beziehung zu den Posener Bambergern.


Wo wurde der Majoran einst getrocknet? Auf den ... a) ... Dachböden der Luitpoldschule b) ... Dachböden der Gangolfschule c) ... Dachböden der Ottokirche

Auf den Dachböden der Luitpoldschule Erlwein plante als Architekt der Schule geräumige Dachböden, die durch Holzlamellen bestückte Gauben auch hervorragend belüftet waren. So hatte der Majoran eine ausgezeichnete Trockenstätte. Laut Alfons Münich war das ganze Haus vom Majoranduft erfüllt.


Wer achtete in der "schlechten Zeit" darauf, dass kein Gemüse von den Feldern gestohlen wurde?
a) Der Hauser b) Der Flurer c) Der Feldwächter

Der Flurer Er war von den Gärtnern beauftragt und angestellt, in den Morgen- und Abendstunden in der Flur nach dem Rechten zu sehen. Diebe sollte er namentlich erfassen bzw. dingfest machen. So sollte den zunehmenden Diebstählen Einhalt geboten werden.