So will der Landkreis Bamberg für Ältere vorausplanen
Autor: Anette Schreiber
LKR Bamberg, Mittwoch, 11. März 2015
Der Kreis Bamberg lässt ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept erstellen. Auf den Grundlagen von heute wird der Bedarf für morgen errechnet. In diesem Jahr sollen 38 000 Euro in das insgesamt 80 000 Euro teure Opus fließen.
Zu alt. Zum Seniorenthema waren Bruno Kellner (FW/ÜWG) die Zahlen zu alt. Sie stammen von Ende 2013 und waren Manfred Zehes Bericht zur Pflegebedarfsplanung zu Grunde gelegt. Die bildet einen Baustein für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept. Dieses braucht der Landkreis, weil das bayerische Sozialgesetz das fordert, um der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Im vergangenen Jahr hat der Kreistag die Erstellung dieses Konzepts beschlossen und im Institut Modus einen Partner gefunden. Dafür stellte Zehe nun die jüngsten Ergebnisse vor.
Das in Bamberg ansässige Institut für angewandte Wirtschafts- und Sozialforschung, Methoden und Analysen hatte dem Kreistag bereits die Ergebnisse hinsichtlich der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung präsentiert (im Jahr 2033 wir der Anteil der über 65-Jährigen bei 29 Prozent liegen). Der erste Baustein fürs Gesamtkonzept also. Im zweiten hat Modus die Pflegesituation untersucht.
Auf dieser Basis und unter Berücksichtigung weiterer relevanter Faktoren wird damit der Bedarf bis übers Jahr 2030 hinaus hochgerechnet. Baustein eins, zwei und drei (Gemeindebefragung zu Einrichtungen, Diensten und Angeboten der offenen Seniorenarbeit) sind seitens des Kreistages bereits beschlossen und Teil des rund 80 000 Euro teueren Gesamtkonzeptes.
Wie Zehe in der von Landrat Johann Kalb (CSU) geleiteten Kreisausschuss-Sitzung ausführte, datiert die letzte Pflegebedarfsermittlung aus dem Jahr 1996. In der Zwischenzeit hat sich auf dem Sektor etliches getan, zeigten Zehes Ausführungen. Damals gab es im Landkreis etwa nur vier Heime. Das hat sich mit nun 18 Pflegeheimen vervielfacht. Bayernweit habe der Landkreis die höchste Zuwachsrate, was Pflege betrifft, so Zehe.
In der ambulanten Pflege würden 1700 Menschen von 314 Mitarbeitern in 188 Vollzeitstellen versorgt. Zehe resümierte man sei ambulant nicht unterversorgt, aber es sei noch Potenzial vorhanden. In diesem Bereich seien die Caritas, aber auch private Pflegedienste gut vertreten. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssten weitere Pflegekräfte ausgebildet werden. Die beste ambulante Versorgungsstruktur machte er im Übrigen im Westen des Landkreises aus.
Insgesamt am meisten getan habe sich im Bereich der Tagespflege, hier seien keine Engpässe zu befürchten. Auch Menschen aus der Stadt nähmen dieses Angebot bei Einrichtungen im Landkreis in Anspruch.
Stark entwickelt hätte sich auch die Kurzzeitpflege, dies vor allem in Heimen mit viel Platz. Der Bereich werde ab dem Jahr 2022 stark anwachsen, so Zehe. Ebenfalls der im Bereich der stationären Pflege, so dass allerdings dann im Bereich der Kurzzeitpflege Probleme entstehen.
Bei der stationären Pflege hätten sich die Plätze vervierfacht. Zehe sprach sogar von 157 freien Plätzen. Allerdings würden die Plätze in Zukunft dringend benötigt, so seine Prognose. In den vier Pflegeregionen des Landkreises allerdings in sehr unterschiedlicher Weise.
Am Ende von Zehes Vortrag meinte Landrat Kalb, er belege, dass man den richtigen Weg eingeschlagen habe. "Das ist das Thema schlechthin und wenn wir in Zukunft reagieren wollen, dann brauchen wir Zahlen."
Genau zum Stichwort Zahlen merkte Heinrich Faatz (CSU) an, bei einem Stichtag vom 31.12. 2013 habe sich in der Zwischenzeit einiges getan und etliches sei wohl nicht berücksichtigt. Dem widersprach Zehe. Das Werk sei bereits seit längerem fertig und er habe es aktualisiert, bestimmte Faktoren hoch- und Entwicklungen eingerechnet. Neben dem Erhebungszeitpunkt kritisierte Kellner die Tatsache, dass dem Thema zu wenig Zeit eingeräumt werde und man den Bericht nicht vorab hatte.Kalb erwiderte zum Zahlenzeitpunkt, es gehe nur um Grundlagen, Tendenzen und darum, eine Entwicklung darzustellen. "Für mich war das Ganze unheimliche erkenntnisreich."
Barbara Müllich (Grüne/AL), die sich in der Seniorenarbeit engagiert, gab sich erstaunt. Sie mache immer wieder die Erfahrung "wenn ich einen Platz suche, dass da sehr lange Wartezeiten sind." Wolfgang Heyder (SPD) merkte an, es gebe wohl eine Riesenzahl Menschen, die sich Pflege nicht leisten können und in den Zahlen nicht berücksichtigt seien.
Abgelehnt wurde Kellners Antrag zur Geschäftsordnung, das Thema zu vertagen. Empfohlen wird dem Kreistag hingegen per Mehrheitsbeschluss, heuer 38 000 Euro für das Konzept in den Etat einzustellen und die Bausteine vier (Seniorenbefragung) und fünf (Maßnahme-Empfehlungen für den Landkreis und einzelne Gemeinden) in Auftrag zu geben.