"So wie alle - nur etwas anders"
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Sonntag, 20. März 2016
Anna Langlouis ist eine berufstätige junge Frau, die wir zum Welt-Down-Syndrom-Tag vorstellen. Denn die 24-Jährige widerlegt viele Vorurteile.
Im ersten Stock scheppert's gewaltig. Anna Langlouis lässt es am Schlagzeug wieder ordentlich krachen: "Ich mag es rockig", sagt die 24-Jährige, die wir zu Hause bei ihren Eltern besuchen. Stundenlang haut die Bambergerin an manchem Tag auf die Pauke, um für Auftritte mit ihrer Band zu üben. Was Tobi, dem flauschigen Stubentiger der Familie, gar nicht gefällt. Glücklicherweise ist Anna oft auf Achse, die beispielsweise auch Basketball spielt. Wie etliche Gleichaltrige interessiert sie sich in ihrer Freizeit für vieles. "Ich bin so wie alle anderen - nur etwas anders", sagt die Fränkin, die wir zum Welt-Down-Syndrom-Tag porträtierten. Denn auch bei Anna Langlouis kommt das Chromosom 21 in jeder Körperzelle dreimal statt zweimal vor - wie bei rund 50 000 anderen Frauen, Männern und Kindern allein in Deutschland.
Außergewöhnliche Menschen
Viele Vorurteile gibt es noch
Anna Langlouis lächelt, während sie sich all den Fragen stellt, die beim Interview auf sie einprasseln. Aus der Ruhe lässt sich die Hobbymusikerin nicht so leicht bringen. "Wenn's mir zu viel wird, sag ich das", meint Anna, die während des Interviews manchmal auch nach den passenden Worten sucht. Dann steht ihr ihre Mutter zur Seite.
Ein Kind mit Down-Syndrom: Was ging in Ele Langlouis vor 24 Jahren vor, als sie mit dieser Diagnose konfrontiert wurde? "Es gab viele Falschinformationen, die mir damals Sorgen bereiteten. Man wusste weitaus weniger über Trisomie 21 als heute" sagt die Bambergerin. "Wie sich Anna mal entwickeln würde, das hätte ich nie für möglich gehalten."
Unterschiedliche Entwicklung
Natürlich gibt es auch Menschen mit Down-Syndrom, die stärker beeinträchtigt sind: etwa mit Herzfehlern zur Welt kommen, unter Bewegungsstörungen und anderen Symptomen leiden. Auch die kognitive Entwicklung verläuft bei Kindern mit Trisomie 21 in der Regel langsamer.
Mancher braucht auf diese Weise ein Leben lang Hilfe, andere schaffen einen regulären Schulabschluss und sind im Alltag kaum auf Unterstützung angewiesen."Dass es Anna heute so gut geht, verdanken wir auch den Frühfördereinrichtungen der Lebenshilfe", berichtet Ele Langlouis. So besuchte ihre Kleine mit drei Jahren schon einen integrativen Kindergarten, später eine Kooperationsklasse der Lebenshilfe an der Domschule und zuletzt die Bertold-Scharfenberg-Schule. "Am liebsten mochte ich Lesen und Religion", erinnert sich Anna, als wir sie nach ihren Lieblingsfächern fragen. Weniger liegt der jungen Frau der Umgang mit Zahlen - auch mit Digitaluhren hat die 24-Jährige gewisse Probleme. Aber mit Zahlen hatte sie weder in der Schreinerei von integra Mensch zu tun, in der Anna eine Weile beschäftigt war, noch bei ihrer derzeitigen Tätigkeit. An fünf Tagen der Woche arbeitet die Bambergerin in der Jugendherberge am Kaulberg - von 8 bis 15 Uhr. "Ich bin in der Küche, da spüle ich das Geschirr", sagt Anna, die sich am liebsten beim Vornamen ansprechen lässt: "Manchmal verteile ich auch Essen an Gäste."