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So war der Tatort-Abend in der Kneipe "Stilbruch"


Autor: Lisa Konstantinidis

Bamberg, Montag, 10. April 2017

Auf der großen Leinwand im "Stilbruch" wurde der dritte Franken-Tatort gezeigt. Das Publikum war geteilter Meinung über ,,Am Ende geht man nackt".
Volles Haus: Der Frankentatort zieht die Gäste an. Foto: Lisa Konstantinidis


Eine Flüchtlingsunterkunft in Bamberg brennt. Es sind Opfer zu beklagen - ein Schwerverletzter, eine Tote. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen, eine Nachrichtensperre ist verhängt worden. Realität in der Domstadt? Zum Glück nicht. Es handelt sich lediglich um den Einstieg in den dritten Franken-Tatort ,,Am Ende geht man nackt". Der ist Pflicht für viele Bamberger, spielt er doch größtenteils in ihrer Stadt. Wer keine Lust auf die Couch vor dem heimischen Fernseher hat, reserviert sich einen Tisch im "Stilbruch", wo der Tatort jeden Sonntag über die große Leinwand flimmert.

Diesmal ist es besonders voll. Wer kurzfristig noch einen Platz bekommen will, muss früh da sein und die Daumen drücken. So wie Volker Dengler, der sich mit seiner Begleiterin spontan fürs Public Viewing in der Kneipe entschieden hat: ,,Der Tatort heute Abend hat mich gereizt. Der Krimi hat mit Franken zu tun - wir werden viel erkennen", erzählt der Maschinenbauingenieur. Auch für viele andere scheint der Bamberger Tatort ein Muss zu sein: Alle Tische sind belegt, alle Barhocker besetzt.


Aus Nürnberg angereist

Gabi Zucker ist extra aus Nürnberg angereist ,,um den Frankentatort stilecht im Stilbruch zu sehen", wie sie lachend erklärt. Silvia Franzus begleitet sie und weiß, warum der Tatort im "Stilbruch" eine echte Institution ist: ,,Es macht einfach Spaß, gemeinsam zu schauen und mit anderen Leuten am Tisch in Kontakt zu kommen."
Was für die Gäste ein entspannter Abend ist, bedeutet für das Personal Dauerstress. Ein Teller nach dem anderen verlässt die Küche. Viele möchten noch etwas essen, bevor es losgeht. Um 20 Uhr geht das Licht aus, die Stimme des Nachrichtensprechers tönt aus den Lautsprechern.



Die letzten Gespräche werden eingestellt, Stühle rücken und man macht es sich bequem, als endlich die prominente Tatortmelodie eingespielt wird. Während der nächsten 90 Minuten wird über die Wurstgeschenke von Kommissar Felix Voss gelacht, verächtlich über die Aussagen des rechtsradikalen Feuerteufels geschnaubt oder der Tischnachbar angetippt, sobald Bamberger Örtlichkeiten erkannt werden.

Und wie war er nun, der dritte Franken-Tatort? Da gehen die Meinungen auseinander. Lob ist zu hören, aber auch Kritik. ,,Es war interessant. Der Aufbau der Geschichte war fesselnd", meint Neli Vajs. Anna Mohr ist sich da nicht so sicher: ,,Es wurden zu viele Klischees verbraten." Besonders war er trotzdem, der Bamberger Tatort.
,,Der fränkische Humor ist schnoddriger und der Dialekt hebt diesen Krimi einfach ab", findet Silvia Franzus. Unabhängig davon, ob die obligatorische Tatortanalyse positiv oder negativ ausfällt - ein gemütlicher Abend im "Stilbruch" ist es allemal gewesen