So läuft der Distanzunterricht in der Region Bamberg
Autor: Lucie Homann
LKR Bamberg, Donnerstag, 21. Januar 2021
Video-Calls oder Arbeitsblätter? Mebis, Teams oder WhatsApp? Der digitale Unterricht scheint an jeder Schule anders abzulaufen. Ein Überblick.
Philipp Nolte hat zwei Söhne. Der Siebenjährige geht zur Grundschule. Täglich lädt seine Lehrerin Videos hoch und liest ihm vor. Der 15-Jährige geht auf ein Bamberger Gymnasium. Er loggt sich morgens über die Plattform mebis ein und sitzt dann zwei Stunden stumm vor dem PC - wenn das Programm denn geht. "Man möchte doch glauben, der Distanzunterricht funktioniert überall gleich", sagt Nolte. Im Fernsehen hat er gesehen, wie der Unterricht an anderen Schulen vermeintlich reibungsloser abläuft: Da werden die Kinder sechs Stunden lang beschult als wäre kein Bildschirm dazwischen. Er will wissen, wie der Distanzunterricht an den übrigen Schulen abläuft und ob die Lehrkräfte voneinander abschauen.
Die Schulen versuchen es allen Recht zu machen
Die Elternschaft ist nicht homogen, sagt Thomas Meier, Schulleiter des Clavius-Gymnasium Bamberg (CG). "Von unseren 1268 Schülern sind etwa 300 zuhause technisch perfekt ausgestattet. Von den Eltern der Übrigen kommt die Bitte, bloß keine Videokonferenzen." Das Problem sind nicht die Endgeräte, sondern dass Eltern im Homeoffice arbeiten und sich nicht räumlich von den Kindern trennen können. Bei anderen reicht die Internetkapazität schlicht nicht aus.
Ob Gymnasium, Real-, Mittel- oder Berufsschule, der Unterricht findet vorrangig über die Unterrichtsplattformen mebis und MS Teams statt. Zum virtuellen Weckruf müssen sich die Schüler früh um acht Uhr über das jeweilige Programm einloggen. Es wird die Anwesenheit kontrolliert und etwaige Fragen geklärt. Fehlt ein Schüler unentschuldigt, ruft das Sekretariat zuhause an. Wie die individuellen Stunden gestaltet sind, obliegt der Lehrkraft. Meist finden Videokonferenzen statt oder die Schüler bearbeiten selbstständig Aufgaben. Auch präsenznotwendige Fächer wie Sport werden online umgesetzt: "PC-Yoga" oder "Ernährung" stehen dabei auf dem Stundenplan. "In der Unterstufe ist das Einstudieren von Tänzen sehr beliebt", erklärt Stephan Reheuser, Schulleiter des Maria-Wart-Gymnasiums. Ein Wochentrainingsplan, nach Fitnessgrad gestaffelt, soll den Schülern der Steigerwaldrealschule Ebrach Abwechslung bieten.
Die Berufsschulen streamen aus der Werkstatt
In den Bamberger Berufsschulen leidet vor allem die praktische Ausbildung unter der Distanz. "Nichts kann die eigene Arbeit in der Werkstatt ersetzten", sagt Christian Käser, Schulleiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums I Bamberg. Seine Lehrkräfte mussten kreativ werden. Sie erstellten Videos zum Beispiel mit den Arbeitsschritten zur Wartung einer Heizung oder streamten live aus der Werkstatt.
Auch Grundschulen arbeiten digital: Viele Lehrkräfte bieten Videokonferenzen an oder laden Erklärvideos auf die Plattform Padlet hoch. "Unsere Lehrer rufen auch bei den Kindern zuhause an, um Geschichten vorzulesen", erzählt Schulleiter Bernhard Ziegler von der Trimberg-Grund- und Mittelschule Bamberg.
"Ein Kind kann nicht lange konzentriert vor dem Bildschirm sitzen. Es braucht Papier, um die motorischen Fähigkeiten zu trainieren", sagt Norbert Eger, Schulleiter der Kaulberg-Grundschule. Deswegen findet der Unterricht zusätzlich analog statt. Eltern können bearbeitete Arbeitsblätter zur Korrektur bei der Schule abgeben und erhalten neue. So engagiert eine Lehrkraft auch ist, die Eltern müssen mit dem Grundschulkind lesen üben, Aufgaben erledigen oder es vorm Bildschirm halten. "Wir haben sehr engagierte Eltern", sagt Eger. "Aber manche können diese Anforderung nicht leisten, weil sie berufstätig sind oder mehrere Kinder haben." Diesen Kindern bietet er Plätze in der Notbetreuung an. "Das ist kein flächenübergreifendes Nachhilfeangebot. Es soll nur sicherstellen, dass niemand zurückbleibt."
Distanzunterricht wird für schwächere Schüler zur Gefahr
Mit einem Mentorenprogramm versucht das CG zu verhindern, dass schwächere Schüler durchs Raster fallen. Kleingruppen wird eine feste Lehrkraft als Ansprechpartner zugewiesen. Barbara Hauck, Schulleiterin der Maria-Ward-Realschule verweist darauf, dass Beratungsangebote von Schulpsychologen bis hin zu Lern-Coaches weiter stattfinden. Die Trimbergschule setzt auf Kontakt über Kanäle, die Jugendliche sowie so nutzen: WhatsApp.
Der Distanzunterricht läuft in den meisten Bamberger Schulen ähnlich ab. Auch weil die Schulen im engen Austausch stehen. Doch nicht alles läuft reibungslos, gerade das Programm mebis ist anfällig für Überlastungen, aus datenschutzrechtlichen Gründen verwendet aber nicht jede Schule MS Teams. Viele Lehrkräfte arbeiten aktuell am Limit. Schülern einzeln hinterher telefonieren, Onlineunterricht gestalten, mit den Eltern Kontakt halten und zusätzlich Arbeiten korrigieren - "Aktuell sind die 40 Wochenstunden für uns nicht einzuhalten", sagt Eger. "Und jetzt wurden auch noch die Faschingsferien gestrichen. Die hätten wir Lehrer, aber auch Eltern und nicht zuletzt die Schüler dringend gebraucht."
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