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Singender Privatier und Menschenfreund


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Samstag, 20. Oktober 2012

Zum dritten Mal unternimmt der Bamberger Tenor Hans-Wolfgang Graf eine private Konzert-Reise nach Südafrika. Er wird Geld für Aids-Waise im Gepäck haben und in verschiedenen Städten zu ihren Gunsten auftreten.
Der  Bamberger Hans-Wolfgang Graf brachte das Bild von  einer seiner früheren Reisen nach Südafrika mit. Foto:  privat


Hans-Wolfgang Graf ist das, was man einen Privatier nennt. Dank ererbter Immobilien und Mieteinnahmen daraus ist der Bamberger nicht (mehr) darauf angewiesen, seinem Beruf als Diplom-Ingenieur nachzugehen. Der 62-jährige Vater von vier Kindern legt die Hände aber nicht in den Schoß, sondern engagiert sich in verschiedenen Ehrenämtern und am liebsten singend.

Mit seinen Konzerten hat der Tenor schon mehr als 50.000 Euro eingenommen und fördert damit die Kinder, die die Lebenshilfe-Einrichtungen in Bamberg besuchen. Als Vater eines behinderten Kindes weiß er, wo es hakt: "Ich suche mir immer ein Projekt aus, das der Staat nicht zahlt." Für sein ungewöhnliches Engagement erhielt Hans-Wolfgang Graf 2011 die Bürgermedaille der Stadt Bamberg.

Am 29. Oktober beginnt er seine inzwischen dritte Konzertreise nach Südafrika. Sechs Auftritte sind geplant, beim Deutschen Club in Durban ebenso wie vor den Bewohnern eines großen deutschen Altenheims in Pretoria.
Für Senioren singt Graf am liebsten. Auf ihren Geschmack ist auch sein Repertoire abgestimmt. Graf interpretiert bevorzugt deutsche Schlager, Musicalhits, internationale Evergreens, Volkslieder und Operettenmelodien.

Dabei legt er Wert darauf, nicht nur den Text, sondern auch Gefühle zu transportieren: "Ich singe keine Lieder, ich lebe meine Lieder."



Ansteckende Lebensfreude


Das werden bald auch alte und junge Menschen im Land des Regenbogens erleben können. Den Besuch im St.Vincent-Kinderheim/Waisenhaus in Mariannhill nennt Graf als Höhepunkt seiner Reise. Er freut sich erkennbar auf die Begegnung mit den Jungen und Mädchen. Wie er im Redaktionsgespräch sagte, beeindruckt ihn die Lebensfreude, die sie ausstrahlen - trotz ihres Schicksals als Aids-Waise. "Wenn Sie sie sehen und wissen, dass Sie ohne unsere Hilfe keine Zukunft haben . . ."

Der 62-Jährige wird ihnen ein Ständchen bringen und möchte auch mit den Kindern singen. Geld, das er für seine Auftritte in Südafrika bekommen wird, will er dem Waisenhaus spenden. 1000 Euro Konzerterlös bringt er gleich aus Deutschland mit, um die Arbeit der Ordensfrauen zu unterstützen.

Seit annähernd zehn Jahren stellt der Bamberger sein Gesangstalent und seinen Optimismus in den Dienst der guten Sache. Er singt in Senioren- oder Pfarrheimen nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland. Auch in Österreich und der Schweiz ist er ein gern gehörter Gast. Dass er wiederholt in Fernsehsendungen mitwirkte, lässt der 62-Jährige am Rande einfließen. Das soziale Engagement, so betont er, sei ihm viel wichtiger als eine gewisse Prominenz.

2012 wird er bis Jahresende auf wohl 80 Konzerte kommen, die Südafrika-Tournee mitgezählt. Weil er sich das Orchester spart und die instrumentale Begleitung aus der Konserve einspielt, halten sich seine Ausgaben bei Auftritten in Grenzen. Wenn die Gage hoch ist, bekomme er in einem Heim 150 bis 200 Euro, berichtet der Sänger. Durch die Vielzahl seiner Konzerte kam im Lauf der Jahre trotzdem eine erstaunliche Summe zusammen.

Damit niemand ein falsches Bild von ihm bekommt, stellt der singende Ingenieur aber auch fest, dass er zwar sehr sozial eingestellt sei, aber auch mal an sich denke: "Ich bin schon ein Mensch, der auch gerne ,lebt' und sich etwas gönnt." Freilich mache ihm das Singen und Auftreten viel Spaß, bereichere auch sein Leben. Deshalb steht für ihn fest: "So lange man mich hören will, werde ich für die Menschen da sein."