Druckartikel: Sie weiß, wie man an Geld kommt

Sie weiß, wie man an Geld kommt


Autor: Anette Schreiber

LKR Bamberg, Donnerstag, 12. Februar 2015

60 Prozent aus den vorhandenen Fördertöpfen nehmen die Vereine nicht in Anspruch, schätzt Rike Straub. Das soll sich ändern. Die neue Ehrenamtsbeauftragte des Landkreises weiß wie's geht und will den Vereinen bei Förderanträgen und vielen weiteren Angelegen- heiten zur Seite stehen.
Rike Straub (links) im Gespräch mit der Generationenbeauftragten Sina Wicht. Foto: Matthias Hoch


Rike Straub sieht's sportlich. Die erfahrene Turnerin will den Ehrenamtlichen Hilfestellung geben, sozusagen auf die Sprünge helfen. Es geht um Hilfestellung bei den Hürden, die sich vor manchen angesichts von Formularen auftun, so dass sie davor zurückschrecken, Gelder aus den verschiedenen Fördertöpfen für ihren jeweiligen Verein zu beantragen. Zeitmangel ist ein solches Hindernis, aber auch die Scheu vor dem Ausfüllen von Anträgen türmen sich vor Ehrenamtlichen oft zur unüberwindbaren Barriere auf. Rike Straub kennt die Materie: "Da steht ein Übungsleiter zwei Mal die Woche auf dem Platz, ist am Wochenende beim Spiel und soll sich dann noch mit Papierkram auseinandersetzen, das ist nicht drin," weiß die 51-Jährige aus langjährigen Beobachtungen.

"Ich bin der Praktiker," sagt sie und "jemand, der mit anpackt".

Das waren die Kritieren, deretwegen sich Landrat Johann Kalb (CSU) für die Wahl-Hall stadterin entschieden hat, als er die von ihm zunächst befristete Stelle der Ehrenamtsbeauftragten ins Leben gerufen hat. Befristet deswegen, weil es für die Schaffung einer neuen Stelle der Zustimmung diverser Gremien bedarf. Der Landrat ist sich aber ziemlich sicher, hier genau einen Bedarf erkannt zu haben, der auch länger abzudecken ist. Die erste Resonanz, unter anderem bei der Bürgermeisterdienstversammlung, gibt ihm jedenfalls Recht und Zuversicht. Aus seiner eigenen Erfahrung, langjährigem Engagement in diversen Vereinen, weiß der Landrat, dass das Vereinsleben heute deutlich komplexer geworden ist, dass "die großen Vereine schon langsam einen eigenen Rechtsbeistand brauchen".

Johann Kalb ist es deswegen wichtig, eine Anlaufstelle für die Vereine im Landkreis zu schaffen, die weiß, wo externer Sachverstand zu finden ist und, wo möglich, auch selbst berät und hilft.

Seit Mitte Dezember engagiert sich die langjährige Übungsleiterin und Sportfunktionärin Rike Straub wöchentlich zehn Stunden in der neuen Position. Dabei sitzt sie in Zimmer 230 des Landratsamtes Sina Wicht, der Generationenbeauf tragten des Landkreises gegenüber. Das macht Sinn und schafft Synergie-Effekte. Denn die 34-Jährige ist ihrerseits für die CariThek des Landkreises im Einsatz. Genau an die leitet Rike Straub "Ehrenamts-Kundschaft" bei bestimmten Anliegen weiter. Beide gehören zum Geschäftsbereich "Soziales, Familie, Jugend, Gesundheit".

Seit ihrem 15. Lebensjahr engagiert sich Rike (offiziell Friederike) Straub ehrenamtlich im Sport. Seit 2000 leitet sie die Leistungsriege im TV Hallstadt, seit drei Jahren ist sie Ansprechpartnerin für alle gut 40 Hallstadter Vereine im Auftrag der Stadt. Das Rüstzeug dafür liefern ihr umfangreiche persönliche Erfahrung und ihre mannigfaltigen Kontakte. Unter anderem fungiert Rike Straub schon lange als Beisitzerin in der Vorstandschaft der Bayerischen Sportjugend in Oberfranken für die Bereiche Fördermöglichkeiten, Jugendbildungsmaßnahmen, Ausbildung ehrenamtlicher Jugendarbeit und internationale Jugendarbeit.


Handlungsfelder
Daraus leiten sich auch etliche Handlungsfelder in der neuen Tätigkeit ab: Dazu zählen die fachliche Beratung der Jugendleiter, Informationen zu Versicherungsfragen, Unterstützung bei Mitgliederwerbung und bei Umstrukturierungen sowie bei besonderen Projekten.

Nachwuchsmangel ist ein gravierendes Problem für eine Vielzahl von Vereinen, weiß Rike Straub. Was sie auch weiß, dass sich mit etlichen Ansätzen gegensteuern lässt. Als nur eines on vielen Beispielen aus der Praxis nennt sie die Kooperation mit Schulen in so genannten Schularbeitsgemeinschaften (SAG). Rike Straub sprudelt nur so von Ideen und Ansätzen. Auch weil sie um die Chancen der Anlaufstelle weiß. "Ich finde es super, dass den Ehrenamtlichen jemand zur Seite gestellt wird." In den letzten Jahrzehnten hat sie oft erlebt, dass bestimmte Dinge von Ehrenamtlichen einfach nicht auch noch zu stemmen sind. Weswegen eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten ungenutzt bleiben, mit der Folge, dass nicht abgerufene Fördermittel künftige Fördervolumina schrumpfen lassen. Das kennt sie aus der Praxis und lässt sie gleich praktisch zupacken: Mit einem Informationstag am 26. Februar zum Thema "Fördertöpfe und Fundraising".

Außerdem, so lässt die neue Ehrenamtsbeauftragte wissen, plant sie heuer in verschiedenen Gemeinden zusammen mit den Vereinen Kindersporttage beziehungsweise Aktivtage. Die 51-Jährige sprüht förmlich vor Tatendrang und freut sich über die ersten 25 Vereine und Personen, die schon ihre (kostenlose) Hilfe in Anspruch genommen hat. Zwei Gemeinden haben bereits mit ihr Kontakt aufgenommen.

Wenn Rike Straub nicht draußen bei den Vereinen ist, dann sitzt sie unter anderem an der Aktualisierung der Liste mit den Vereinen im Landkreis. Das sind bekanntlich eine ganze Menge.


Horizonterweiterung
Die Ehrenamtsbeauftragte möchte alle anschreiben und in Kenntnis setzen, dass sie eine Ansprechpartnerin im Landratsamt haben, die ihnen gerne zur Seite steht.

Bei den Kontakten erweitere sie zugleich ihren persönlichen Horizont: "Ich habe jetzt schon viel über Taubenzüchter gelernt," erklärt sie mit verschmitztem Lächeln.

Kontakt mit Rike Straub nimmt man unter der Telefonnummer 0951/85 498 (Dienstagvormittag und Donnerstagnachmittag) oder per Email auf: friederike.straub@lra-ba.de