Guerilla-Aktion in Bamberg: Initiative stellt Schild auf - Stadt reagiert wohlwollend
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Montag, 25. Februar 2019
Die Initiative Radentscheid hat am Schönleinsplatz eigenmächtig ein Straßenschild aufgehängt, um Autofahrer dazu zu bringen, Abstand zu halten. Die Stadt will die Idee aufgreifen und ähnliche Hinweise an Bushecks anbringen.
Um ihre Interessen zu vertreten, greifen die Bamberger Radaktivisten mitunter zu ungewöhnlichen Mitteln. Die neueste öffentlichkeitswirksame Maßnahme: eine "Guerilla-Aktion" am Schönleinsplatz. Die Initiative Radentscheid hat ein grün-weißes Schild aufgehängt. Eigenmächtig. Die Botschaft: Motorisierte Verkehrsteilnehmer müssen Abstand halten zu Fahrradfahrern. Die Reaktion der Stadt: Wohlwollen. Man werde die Idee aufgreifen, verspricht Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Das grüne Schild haben die Aktivisten wieder abgehängt, die Idee soll bleiben.
"Autos dürfen Radfahrende bei Gegenverkehr nicht überholen, da sie für den Überholvorgang auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen." Auf diese einfache Botschaft lässt sich laut Radentscheid-Initiator Christian Hader das sogenannte faktische Überholverbot reduzieren, das durch den gerichtlich festgestellten Mindestüberhol-Abstand von 1,5 Metern bedingt wird. Da dies jedoch die wenigsten Verkehrsteilnehmer wüssten, hat die Initiative Radentscheid Bamberg nun eine Idee aus anderen Städten aufgegriffen - und selbst ein Verkehrsschild montiert, das auf jenen Mindestüberholabstand hinweisen soll.
Christian Hader erklärt, wie es zu der Aktion kam: "Seit knapp zwei Jahren versuchen wir bei der Stadt Bamberg auf die Problematik des häufig zu geringen Überholabstandes aufmerksam zu machen. Wie bei vielen anderen Dingen, ist auch hier bisher nichts auf der Straße angekommen, so dass wir nun in
die Offensive gegangen sind."
In Form einer Wette forderte die Initiative die Stadt heraus: "Wir wetten, dass es die hauptamtliche Verwaltung bis zum 20. März nicht schafft, mindestens zehn solcher Schilder im Stadtgebiet anzubringen."
Die Stadt geht auf die Wette nicht ein. Die Idee mit den Schildern will sie jedoch aufgreifen. "Ein großzügiger Abstand beim Überholen von Fahrradfahrern sorgt für deutlich mehr Sicherheit. Wir begrüßen und unterstützen alle Initiativen, die dazu beitragen", sagt Stadtsprecherin Siebenhaar.
Große Hingucker
Eine Idee des Radentscheids, einen solchen Hinweis in Echtgröße, also 1,5 Meter breit, hinten auf Bussen anzubringen, soll nun verwirklicht werden. Die Verwaltung ist auch schon relativ weit, was die Vorarbeit betrifft. Auch mit den Stadtwerken ist die Aktion bereits abgestimmt. Derzeit werde geprüft, ob eine kleinere Vorlage auch im unteren Heckfensterbereich angebracht werden kann. "Diese könnte dort eventuell auch dauerhaft bleiben", erklärt Siebenhaar. Die Druckvorlage und das Schild wurden an das Stadtplanungsamt übergeben und sofort in der Routine Verkehr vorgestellt - einer internen Besprechungsrunde mit Polizei, Straßenverkehrsamt, Entsorgungs- und Baubetrieb sowie Stadtplanungsamt. Ergebnis: Nach erster Einschätzung spricht nichts gegen eine Beschilderung, wenn diese konform zur Straßenverkehrsordnung passiert. Schön wäre auch ein "Danke!" auf dem Schild, so ein Optimierungsansatz, der formuliert wurde.