Shopping-Lust trotz Dauerregens
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 11. Mai 2020
Seit Montag dürfen auch wieder Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Fläche öffnen. Die Bamberger nutzen das Angebot gern, auch wenn der Einkaufsbummel mit Mund-Nasen-Schutz für viele gewöhnungsbedürftig bleibt.
Ein Mann rennt mit seiner neuen Küchenmaschine zum Auto, eine junge Familie will ihren Kinderkleiderbestand der neuesten Größe anpassen. Keiner ist ohne Maske unterwegs. Viele Geschäfte vergeben Taschen oder Chips, um nur nicht zu viele Kunden hereinzulassen. Desinfektionsspender stehen in den Gängen.
"Es überwiegt nun die Freude"
"Wir können ohne Kompromisse alle Hygieneanforderungen umsetzen", sagt auch Mathias Baluses, Filialgeschäftsführer bei Galeria Karstadt Kaufhof, der "ein sicheres und dennoch buntes Einkaufserlebnis auf Distanz" verspricht. Denn zwei Wochen nach den kleineren Läden mit bis zu 800 Quadratmetern Fläche durften an diesem Montag nun auch die Großen wieder komplett öffnen. Zwar herrscht bei strömendem Regen nicht gerade Gedrängel, doch ist es ein stetes Kommen und Gehen. Das gilt zum Beispiel auch für Möbel Pilipp, das Ertl-Zentrum oder das Market-Einkaufszentrum.
"Darauf haben wir gewartet", sagt Hermine Bürkner aus Gundelsheim, die im Market bereits bei Deichmann und Tedi reingeschaut hat. Nach einem Zwischensnack beim Döner-Mann wird sie der Einkaufsbummel weiter zu Ernstings Family und in einen der Drogeriemärkte führen. "Es wurde Zeit", sagt ein Rentner aus Bamberg, der Sohn und Schwiegertochter zum Küchenkauf begleitet. Der Mund-Nasen-Schutz sei für ihn immer noch gewöhnungsbedürftig, aber "wenn ihn alle tragen, komme ich mir zumindest nicht mehr komisch damit vor". Auch eine Schuhverkäuferin freut sich, dass es wieder losgeht. "Online geht einfach nicht das gleiche Geschäft." 27 Kunden dürfen in ihren Laden, 24 sind bereits drin. "Ich glaube, dass die Leute nicht trotz, sondern gerade wegen des Regens einkaufen", sagt die Mitarbeiterin.
"Der Regen ist das geringste Problem", findet auch Karl-Heinrich Ertl. Nachdem sein Unternehmen Oster- und Muttertagsgeschäft sowie lukrative Brückentage eingebüßt habe, "überwiegt nun die Freude, dass es endlich wieder losgeht". Die Shopping-Mall werde zwar nicht überrannt, habe aber "normale Kundenfrequenz erreicht". Ertl könne es aber immer noch nicht nachvollziehen, warum er so viel später wieder öffnen durfte als andere Geschäfte. "Bei uns kommen nur zwei Läden auf über 800 Quadratmeter und wir hätten gerade am Anfang auch eine große Entlastung für die Innenstadt bedeutet." Nun aber werde alles Menschenmögliche unternommen, damit die Geschäfte auch geöffnet bleiben dürfen. Und auch von den Kunden sei noch kein einziger ohne Mundschutz gekommen.
"Ich wünsche mir, dass weiter jeder so vernünftig ist", sagt auch Anne Rudel als Kreisvorsitzende des Einzelhandelsverbands. "Es ist gut, dass nun wieder alle öffnen dürfen. Damit es so bleibt, ist Selbstdisziplin gefragt." Rudel wünscht sich insbesondere, dass die Bamberger nun "den kleinen Einzelhandel vor Ort unterstützen und nicht mehr so viel im Internet bestellen". Auch wenn nun alle Geschäfte wieder öffnen, sorgt das noch lange nicht für die sonst üblichen Umsätze. Schon die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass in Corona-Zeiten die Lust auf Einkaufsbummel noch spürbar gedämpft bleibt. Und doch hat sich der Bamberger Einzelhandel an diesem regnerischen Montag ein weiteres Stück in Richtung Normalität bewegt.