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Seoul will sich Jeans aus Buttenheim leihen


Autor: Anette Schreiber

Buttenheim, Mittwoch, 27. März 2013

Für eine große Jeans-Ausstellung im kommenden Jahr ist eine Delegation des Museums aus Seoul auf der Suche nach passenden Exponaten. Diese Woche hat sie das Levi-Strauss-Museum in Buttenheim nach Brauchbarem "durchforstet".
Penibel arrangiert Direktor Mynungsub Chung die Exponate für deren Dokumentation, Kurator Kyoungpyo Kang führt die Listen, Kim Jin Suk steht als Dolmetscherin zu deren Seite und Museumsleiterin Tanja Roppelt staunt über die Arbeit der koreanischen Gäste. Foto: Anette Schreiber


Es sieht ein wenig nach einer Mischung zwischen gigantischer Anprobe und Modekatalog-Vorbereitung aus. Nur, es fehlen die Models, dafür gibt's jede Menge "Regisseure" und Fotografen. Die Szenen spielen sich im Buttenheimer Levi- Strauss-Museum ab. Museumsleiterin Tanja Roppelt steht staunend und sieht zu, was das Gäste- Quartett mit dem Innenleben des Museums veranstaltet. Seit Montag hat sie eine koreanische Delegation zu Gast, die den Schätzen des Museums auf den Zahn fühlt. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Zumindest hat Buttenheim sich bereit erklärt, dem National Folk Museum in Seoul mit Exponaten für eine Ausstellung im Herbst des kommenden Jahr auszuhelfen.

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Bei ihren Recherchen sind die Koreaner auf die Seite des kleinen (aber feinen) fränkischen Museums gestoßen und haben so den Kontakt mit Museumsleiterin Tanja Roppelt aufgenommen.

Die hatte für diese Woche einiges geplant, Urlaub. Und in dem wollte sie viel unternehmen, unter anderem mit ihrer Deutsch Langhaar-Hündin Aldina. "Aber wann kommt schon mal eine Delegation aus Seoul", sagt sie nur und hat alles verschoben. Die Koreaner waren schließlich bereits in London und damit nahe bei Franken. Knapp 20 000 Quadratmeter misst das in den 40er Jahren errichtete Museum in Süd-Korea, verrät Tanja Roppelt beeindruckt, Buttenheim verfügt zum Vergleich über 500. Beeindruckt zeigt sich aber auch der Leiter der soziokulturellen Museumsabteilung, Myungsub Chung von den Stücken, auf die er in Buttenheim stößt. Wie Kurator Kyoungpyo Kang wissen lässt, sei man mit der Ausstellungsvorbereitung noch am Anfang.

Der Arbeitstitel geht in Richtung, Jeans, Stoffe oder Denim, es gehe jedenfalls um die kulturhistorische Bedeutung der Stoffe. Levi's-Jeans wiederum bildeten den Anfang des begehrten Beinkleides. Besonders angetan sei man von der Geschichte, die sich anhand der Levi's-Jeans gut nachverfolgen und erzählen lasse, ließen die Koreaner wissen. Über Kim Jin Suk, die als Dolmetscherin fungiert. Eine echte Koryphäe auf dem Gebiet der Fotografie wiederum, Kim E un-jin, komplettiert die Delegation. Wie Direktor Chung erklärt, sichte man erst einmal in Frage kommende Exponate, fotografiere sie, um dann von Korea aus weiter zu recherchieren. "Die fotografieren wirklich alles", merkt Tanja Roppelt an.

1000 Exponate

Rund 1000 Exponate besitzt das Buttenheimer Museum, jedes einzelne wollten die Gäste sehen, und von der Museumsleiterin eine ganze Menge wissen. "Rollentausch" sozusagen. Jetzt ist die 42-Jährige übrigens auch auf dem neuesten Stand, was ihren persönlichen Levi's-Fundus anbelangt. "20 Stück". Vorher waren es 21, denn die Gäste waren überaus dankbar, dass ihnen Tanja Roppelt eine der von ihr selbst getragenen Jeans überlassen hat. "Auch darüber wollten sie alles, die gesamte Geschichte wissen", gibt sie sich ein bisschen verwundert. Jedenfalls war die Hose schon mal in Amerika und wird nun ihre endgültige Heimat in Seoul finden.

Umfassend betreut

Weil Bürgermeister Johann Kalb und Förderkreisvorsitzender Christoph Gatz im Urlaub weilen, war es Aufgabe Roppelts, die Delegation auch über die Zeit im Museum hinaus zu betreuen. Dabei fand sie heraus, wie interessiert die Gäste an allem, auch der fränkischen Kultur und Lebensart sind.

Die Zeit in dieser Woche investiere sie gerne, versichert sie. Zumal Direktor Chung wissen ließ, dass er Kontakt und Austausch mit Buttenheim auch gerne über die Zeit der Ausstellung hinaus gerne pflegen würde. Tanja Roppelt hat nichts dagegen. Im Gegenteil, sie setzt auf künftige Besucher aus Korea. Für diese versprach die Delegation Texte für die Museumsführungen zu erarbeiten, die dann das internationale Angebot in Buttenheim noch erweitern.

Am Ende des Besuchs mussten noch Formalien zu Versicherung und Transport der kostbaren Buttenheimer Exponate geklärt werden. Etwa 20 bis 30 verschiedene Teile aller Art werde er wohl für die Ausstellung benötigen, steht für Direktor Chung fest. Der trägt im Gegensatz zu seinen jüngeren Kollegen übrigens keine Jeans. Mit Blick auf sie und einem Schmunzeln stellt die Buttenheimer Museumsdirektorin am Ende fest, dass Jeans-Träger und Fans aus aller Welt "doch irgendwie gleich sind".
Tanja Roppelts Traum wäre es, die Buttenheimer Exponate in Seoul zu sehen.