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Senioren im Landkreis Bamberg: Bald Börse und Beratung


Autor: Anette Schreiber

LKR Bamberg, Donnerstag, 09. Februar 2017

Der Kreissausschuss hat für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss gefasst.
Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept soll dem Landkreis dabei helfen, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Foto: Landratsamt


Eine Anlaufstelle für pflegende Angehörige, eine Stelle, die über seniorengerechte (Um-)Baumaßnahmen informiert sowie eine Pflegeplatzbörse - das sind wohl die ersten Früchte, die das Seniorenpolitische Gesamtkonzept tragen dürfte. Mit seinem einstimmigen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag brachte der Kreisausschuss gestern das 250 Seiten starke Werk auf die nächste Etappe zur Umsetzung. Es soll im Landkreis Bamberg bei der Weichenstellung vor allem in Sachen Demografie helfen und erntete von allen Seiten großes Lob.

Demografie sei die Aufgabe der Zukunft und werde alle Bereiche umfassen, stellte Landrat Johann Kalb (CSU) zu Beginn der Sitzung fest. Vor zwei Jahren habe man mit dem Prozess begonnen. Nun stellte Edmund Görtler für das mit dem Konzept beauftragte Modus Institut (Bamberg) Auszüge aus dem 250-Seiten-Opus und den darin bearbeiteten Handlungsfeldern vor.

Wie Kalb zuvor erklärt hatte, sei die Erstellung eines solchen Konzepts Pflichtaufgabe der Landkreise. Es besteht aus der Bevölkerungsprojektion, der Pflegebedarfsermittlung, einer Seniorenbefragung und der Zusammenfassung der Ergebnisse mit daraus resultierenden Maßnahme-Empfehlungen.

Für elf Handlungsfelder wurden insgesamt 109 Empfehlungen entwickelt. Die Handlungsfelder umfassen Orts- und Entwicklungsplanung; zu Hause wohnen Zuhause im Alter; Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit; gesellschaftliche Teilhabe; präventive Angebote; bürgerschaftliches Engagement; Pflege und Betreuung; Hilfe für Gerontopsychiatrische Erkrankte; Unterstützung pflegender Angehöriger; Kooperation und Vernetzung; Hospiz und Palliativversorgung.

Konkrete Empfehlungen haben fünf Expertenrunden - mit Bürgermeistern, Pflegeanbietern, Ehrenamtlichen, Landratsamt, Modus Institut und Experten zu bestimmten Themen - entwickelt. Insgesamt 48 Empfehlungen richten sich an den Landkreis, 39 an Gemeinde- und Seniorenbeauftragte, vier an Kranken-/Pflegekassen, weitere an Träger in verschiedenen Bereichen. Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) fungierte in den Expertenrunden als Leiter Runden und stellte dann einige der Empfehlungen vor.

Von denen sind bereits zwei beschlossen, respektive umgesetzt: die Beibehaltung des Investitionskostenzuschusses für ambulante Dienste (wie bisher jährlich 77 000 Euro) und die der jährlichen Förderung der offenen Seniorenarbeit (8000 Euro).

Bereits aufgebaut ist ein Runder Tisch"Pflege Stadt und Landkreis". Weiter empfiehlt die Expertenrunde dem Landkreis als kurzfristige Maßnahme den Aufbau einer Pflegeplatzbörse. Ebenfalls kurz- bis mittelfristig soll ähnlich der bereits in der Stadt Bamberg bestehenden eine übergeordnete, vernetzte Beratungsstelle für pflegende Angehörige eingerichtet werden; das wäre eine Personalstelle. Eine Viertelstelle wäre für die gleichfalls kurz- bis mittelfristig zu etablierende Wohnungsanpassungsberatung erforderlich.

Weiterhin wird die dauerhafte Förderung der Demenzinitiative (jährlich 2500 Euro) vorgeschlagen und langfristig ein stationäres Hospiz empfohlen. Angestoßen werden soll zudem eine Offensive für Pflegeberufe.


Landkreis nicht bei den 33

Angesichts steigender Zahlen an Senioren einerseits und dem Problem fehender Pflegekräfte andererseits wird die Rolle der pflegenden Angehörigen wohl immer wichtiger, betonte Homann. Von 37 Kreisfreien Städten und Landkreisen in Franken seien 33 mit einer Beratungsstelle für pflegende Angehörige versorgt, der Landkreis Bamberg noch nicht, unterstrich er die Brisanz.

In den Wortmeldungen wurde nahezu einhellig Lob für das umfangreiche Werk deutlich. Bernd Fricke (Grüne) zeigte sich gar "begeistert", nannte es "eine tolle Handreichung". Mit dem Papier könne man in den Prozess einsteigen. Für eine schnelle Etablierung der Pflegeplatzbörse machte sich nicht nur Jonas Merzbacher (SPD) stark. Dass man bereits zeitig die Weichen für seniorengerechtes Bauen stellen müsse, war für Wolfgang Möhrlein (CSU) eine von vielen wichtigen Empfehlungen. Bruno Kellner (FW/ÜWG) zweifelte allerdings angesichts der geringen Vergütungen an, ob von der (Bundes-) Politik die Pflege daheim wirklich gewollt sei.

Landrat Kalb erklärte abschließend, "wenn es ums Geld geht, müssen Beschlüsse gefasst werden". Dank sagte er den im Landratsamt in die Materie involvierten Stellen, allen voran Geschäftsbereichsleiterin Uta von Plettenberg und Generationenbeauftragter Sina Wicht.