Senat macht (Fahrrad-)Wege frei
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Mittwoch, 08. Juli 2020
Der Autoanteil in der Stadt soll bis 2030 deutlich abnehmen, zugleich wird die Fahrrad-Infrastruktur ausgebaut. Dafür werden unter anderem in der Friedrichstraße, am Regensburger Ring und am Kaulberg Fakten geschaffen.
Bevor es ans Eingemachte in Sachen Fahrradstadt ging, sprach Baureferent Thomas Beese in der ersten Sitzung des neuen Mobilitätssenats über Grundsätzliches zur Mobilität in Bamberg. Sein Sachstandsbericht sollte eine Art Übergabe sein. Denn das Thema Verkehrsentwicklung liegt nun in Händen des Zweiten Bürgermeisters Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg). Am Ende der Sitzung stand eine Vielzahl von Beschlüssen, die die Stadt fahrradfreundlicher machen sollen. Am Anfang hatte Glüsenkamp im Senat einen "guten Ton des Umgangs, der immer von gegenseitigem Respekt geprägt sein muss", angemahnt.
Beese erinnerte in seinem Bericht unter anderem an die Ziele des Bamberger Verkehrsentwicklungsplans. Darin ist auch die Reduzierung des Autoverkehrsanteils in der Stadt Bamberg von mehr als 40 Prozent (2015) auf 25 Prozent bis 2030 vorgesehen. "Auch dann werden also noch viele Menschen Auto fahren können." Der Baureferent verwies auf den begrenzten Platz in der Stadt. Darauf, dass es kein Grundrecht auf Parkplätze in der Stadt gebe. Und auf die große Bedeutung des Fahrrads für viele Bamberger. Selbstverständlich habe die Stadt aber nicht nur die Radler im Blick.
Dass Beese mit der neuen Bürgerinitiative "Bamberg.Gemeinsam.Mobil" nur wenig anfangen kann, wurde mehr als deutlich. Als in seiner Präsentation auch das Bild einer Corona-Demo auftauchte, erklärte er zwar gleich, diese Strömungen nicht miteinander gleichsetzen zu wollen. Und doch sieht er auch in der Mobilitätsdiskussion die Gefahr "obskurer Mitläufer". Dagegen wehrten sich die Stadträte Martin Pöhner (FDP) und Andreas Triffo (BBB), die beide zu den Erstunterzeichnern der BI zählen."Das gehört sich nicht. Auch wir wollen mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt, aber was wir tun, muss von allen Bürgern akzeptiert und anerkannt werden", unterstrich Triffo. Pöhner stellte ein "bemerkenswertes Autobashing von Seiten der Verwaltung" fest. Es sei gut und wichtig, dass sich Menschen, die anderer Meinung sind, ebenfalls organisieren.
Glüsenkamp forderte, keine zusätzlichen Gräben zu schaffen, sondern weit entfernt von den nächsten Wahlen gemeinsam an einer Verkehrswende zu arbeiten. "Selbstverständlich müssen wir dabei alle Menschen mitnehmen", betonte Christian Hader (Grünes Bamberg).
Er sei für ein gleichberechtigtes Miteinander der Verkehrsmittel, von dem Bamberg aber noch weit entfernt sei. Nicht jede Maßnahme sei immer bequem und opportun, aber wenn am Ende der Nutzen für alle größer als die Einschränkungen sei, wären Menschen auch zur Veränderung bereit. "Lassen Sie uns die Verkehrswende angehen", forderte er. Angesichts wieder leicht zunehmender Unfallzahlen wünscht sich Hader noch mehr gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer.
"Wohlstand braucht auch Mobilität", erklärte Franz-Wilhelm Heller (CSU). Alle zu beschließenden Maßnahmen müssten mit Augenmaß und im Einvernehmen mit den Bürgern umgesetzt werden. "Es geht nicht um die Bekämpfung des Autos, sondern um die Schaffung von Alternativen", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Stieringer. "Wir müssen uns mit der Zukunft auseinandersetzen."
Was die Beschlüsse zur Fahrradstadt angeht, war es für Hader nun an der Zeit, den Menschen, die Bamberg zur Stadt mit dem größten Radverkehrsanteil in Bayern gemacht haben, etwas zurückzugeben. Oder wie es der Grünen-Stadtrat formulierte: "Wo ein Wille, da ein Radweg."