Druckartikel: Selten gezeigte Kostbarkeiten

Selten gezeigte Kostbarkeiten


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Donnerstag, 28. Sept. 2017

Zum 300. Jubiläum der "Englischen Fräulein" in Bamberg zeigt das Diözesanmuseum Schätze aus dem Kloster am Holzmarkt.
"Englische Fräulein" betrachten das Original-Unterkleid vonOrdensgründerin Maria Ward. Fotos: Marion Krüger-Hundrup


Holger Kempkens brachte bei der Vernissage die Aktion auf den Punkt: "Wir haben das Kloster geplündert!" Dieser Husarenstreich, den der Chef des Diözesanmuseums ansprach, ergab die Sonderausstellung von selten gezeigten Kostbarkeiten: Rund 80 Exponate aus dem "Institut der Englischen Fräulein" am Holzmarkt, das heuer sein 300. Jubiläum begeht.

Die meisten der Schätze haben bis heute ihren Platz im Institut und auch im Lebensalltag seiner Bewohnerinnen, der 21 "Maria-Ward-Schwestern der Congregatio Jesu", wie die "Englischen" heißen. Naturgemäß liegt der Schwerpunkt dieser Ausstellung auf sakralen Gegenständen wie silbervergoldete Kelche, Monstranzen, Altarkreuze oder -leuchter - zumeist
Einzelstücke aus der Barockzeit. Darüber hinaus stehen die Spiritualität und Frömmigkeit der Schwesterngemeinschaft im Mittelpunkt, die sich insbesondere auf die Verehrung Christi und Mariens konzentriert, aber auch eigene Bildformen wie die "Sieben Zufluchten" entwickelt hat. In ein solches Bild von 1720 ist zum Beispiel - ganz Bamberger Lokalkolorit - das heilige
Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde aufgenommen.

Gemälde und Skulpturen fehlen nicht in der Schau. Genauso wenig wie selbstverständlich Porträts der Ordensgründerin Maria Ward (1585 bis 1645). Eine ausgesprochene Rarität und Kostbarkeit ist ein aus cremefarbener Wolle gestricktes Original-Unterkleid Maria Wards, das 1828 aus dem Englischen Institut in Augsburg nach Bamberg gelangt ist.

Einblicke in den Institutsalltag der vergangenen drei Jahrhunderte geben Hostienbackeisen, Stickmustertücher und Unterrichtsutensilien. Schließlich war das Leben der "Englischen Fräulein" in erster Linie von Schulunterricht und Mädchenerziehung geprägt. Die heutigen Maria-Ward-Schulen - Gymnasium und Realschule - künden immer noch von der Sorge um zeitgemäße Bildung von Mädchen und jungen Frauen, wie sie Maria Ward umtrieb. Die Schulen befinden
sich inzwischen in Trägerschaft des Erzbistums Bamberg.

Schwester Ursula Dirmeier, Hausoberin der Congregatio Jesu, blätterte während der Ausstellungseröffnung die Chronik des Bamberger Klosters auf. "Mut zum Risiko" hätten die Gründerinnen des Instituts im Jahr 1717 bewiesen, erklärte Schwester Ursula und berichtete von den vielen Steinen, die aus dem Weg zum Unterricht von Mädchen geräumt werden mussten.

Domkapitular Norbert Jung, Ordensreferent im Erzbistum Bamberg, erinnerte auch an die massiven Schwierigkeiten, denen sich Ordensgründerin Maria Ward ausgesetzt sah - etwa durch Papst Urban VIII., der mit seinem Frauenbild der
damaligen Zeit das Anliegen "Mädchenerziehung" scharf zurückwies. Norbert Jung dagegen bezeichnete Maria Ward als eine "wichtige Impulsgeberin der Kirche": "Bildung von Mädchen und Frauen ist überlebensnotwendig für
Gesellschaft, Kirche und Glauben."

Passend zu den Eröffnungsreden in der Ostkrypta des Domes stand ein Gemälde auf einer Staffelei. Es zeigte Maria Ward, die die Klausurtür in die Welt öffnet. Auch die hervorragend beschrifteten und präsentierten Exponate aus dem Kloster öffnen Türen.

Die Sonderausstellung "300 Jahre Institut der Englischen Fräulein in Bamberg - selten gezeigte Kostbarkeiten" ist bis zum 19. November 2017 im Diözesanmuseum, Domplatz 5, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Kontakt für Führungen: Domtouristik, Telefon 0951/502-2512.