Seit einem Jahr gibt's in Bamberg Fridays for Future
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Donnerstag, 30. Januar 2020
Heute werden wohl wieder mehr als 1000 Schüler zum Maxplatz ziehen, um für eine andere Klimapolitik einzutreten.
Inzwischen gehören die demonstrierenden Schüler schon fast zum gewohnten Bild. In einem Jahr Fridays for Future hat es mittlerweile 13 solche Kundgebungen in der Stadt und drei im Landkreis gegeben. Und auch heute wollen die Teilnehmer wieder auf klimapolitische Missstände aufmerksam machen und stärkere Maßnahmen für den Klimaschutz einfordern.
"Es war sehr spannend und schön zu sehen, dass wir bereits bei der ersten Demo mehr als 1300 TeilnehmerInnen hatten", sagt Tim-Luca Rosenheimer, der von Anfang an zu den Organisatoren zählte. Viele Schüler hätten sich zwar schon länger mit der Klima-Thematik auseinandergesetzt, aber bei den Demos zum ersten Mal politisch engagiert. So groß die Beteiligung an den Demonstrationen war, so leidenschaftlich wurde in den sozialen Medien und im realen Leben diskutiert. Den Schülern wird zum Beispiel vorgeworfen, nicht informiert zu sein, nur Schule schwänzen zu wollen, keine Lebenserfahrung zu besitzen oder mit ihren radikalen Forderungen Arbeitsplätze in der Region zu gefährden.
"Wir wollen den Menschen nichts wegnehmen. Aber wir wollen auch deutlich machen, dass es zum Beispiel weniger Autos geben muss" , sagt Rosenheimer. "Wir polarisieren auch, weil wir wollen, dass was passiert." In 30 bis 40 Jahren werde es keinen Verbrennungsmotor mehr geben, ist er überzeugt. Von daher solle sich der Unmut der in der Autoindustrie Beschäftigten nicht gegen Fridays for Future, sondern gegen Politiker und Unternehmen richten. Denn die hätten nicht früher an Alternativen gearbeitet. Es gäbe inzwischen viele, die sich für Klimaschutz aussprechen. "Aber im Endeffekt loben sich die Politiker am liebsten für das, was schon alles gemacht wird. Aber das reicht bei weitem noch nicht, weder in der Stadt noch im Landkreis." Die Fridays for Future kamen vor gut einem Jahr zunächst als lokale WhatsApp-Gruppe nach Bamberg. Die hatte mit 256 Mitgliedern schnell ihre Maximalzahl erreicht, weitere folgten. So kamen in einer Woche 650 Mitstreiter zusammen, aus denen sich ein erstes Organisationsteam bildete. Am 1. Februar 2019 fand dann die erste Bamberger Fridays for Future-Demo statt, der viele weitere folgten.
Dass über einen so langen Zeitraum so intensiv demonstriert wird, hat auch Bambergs Polizeichef Thomas Schreiber zuvor nicht erlebt - zwar gibt es die Mahnwachen Asyl mit inzwischen schon mehr als 100 Veranstaltungen schon viel länger, dort ist aber auch die Zahl der Teilnehmer überschaubarer.
"Fridays for Future sind natürlich auch ferien- und wetterabhängig, wenn Schule ist, kommen natürlich viel mehr Teilnehmer", sagt Schreiber. Er kann sich an keine problematischen Szenen in einem Jahr Schülerdemos erinnern. "Es beschränkt sich für uns auf die Verkehrsregelung, das ist vergleichbar mit einer Fronleichnamsprozession." Warum müssen die Demos aber ausgerechnet während der Schulzeit stattfinden? "Wenn wir auf Klimaschutz aufmerksam machen wollen, bekommen wir durch einen Schulstreik die meiste Aufmerksamkeit", sagt Rosenheimer. Es sei aber jeder selbst verantwortlich, versäumten Schulstoff nachzuholen. Von härteren Strafen gegen Teilnehmer wisse er nichts.. "Wenn aber einige Lehrkräfte mit verschärften Verweisen drohen, hält das gerade einige Jüngere davon ab, mit uns zu demonstrieren." Es stimme, dass bislang vor allem Gymnasiasten bei Fridays for Future anzutreffen seien. "Wir versuchen das aber aufzubrechen und es sind inzwischen auch einige Real- und Mittelschüler dabei", sagt Rosenheimer.
Geht es nach ihm, müssten in Bamberg unter anderem die Ziele des Radentscheids umgesetzt werden, der ÖPNV sei zumindest in der Stadt schon ganz gut. Was die Stromerzeugung angeht, müssten noch mehr Solaranlagen auf Bambergs Dächern entstehen. "Das sollte man in die Bebauungsvorschriften mit reinschreiben."
Die große Frage für die demonstrierenden Schüler bleibe: "Wie machen wir weiter, wenn nichts passiert?" Bis auf weiteres werden die Schüler weiter auf die Straße gehen. Denn nach wie vor werde zwar viel über Klimaschutz geredet, aber es passiere viel zu wenig. Wie schon vor einem Jahr startet der Demonstrationszug heute um 11.30 Uhr am Bahnhof und endet mit einer Kundgebung am Maxplatz.