Seelsorge im Hain: "Kirchenbank" in Bamberg geht an den Start
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Mittwoch, 29. April 2015
Die katholische und evangelische Kirche gehen mit ihrem bewährten Projekt "Menschen im Gespräch" in die Welt: Am Donnerstag startet die "Kirchenbank" auf der Schillerwiese im Hain.
Aus der Not wird eine Tugend. Und zwar eine einmalige, in Bamberg bisher völlig unbekannte: Seelsorger verlassen den geschützten Kirchenraum und gehen sozusagen in die Welt. Nach draußen in den Hain, genauer gesagt auf die Schillerwiese. Dort werden sie bis September montags bis freitags zwischen 16 und 17 Uhr die Ohren spitzen und Augen offen halten. Und das nicht nur für Spaziergänger, Jogger und Hundebesitzer.
"Das ist etwas Experimentelles, was nicht zum Standard der Kirchen gehört", sagt Susanne Röhner, die diesen Feldversuch maßgeblich organisiert. Die Pastoralreferentin leitet die ökumenische Telefonseelsorge in Bamberg und kennt sich nur zu gut aus mit den Unwägbarkeiten des Lebens. Es sei wichtiger denn je, "an die Schnittpunkte von Gesellschaft und Kirche zu gehen", begründet Susanne Röhner die "Kirchenbank" auf der Schillerwiese, die am 30. April um 17 Uhr offiziell zum ersten Platznehmen einlädt.
Mit dieser "Kirchenbank" führen die katholische und evangelische Kirche der Stadt ihr bewährtes Projekt "Menschen im Gespräch" auf neue Weise weiter. Bisher war dieses niederschwellige Gesprächs- und Beratungsangebot in der Innenstadtkirche St. Martin angesiedelt. Doch die wird derzeit saniert, ihr Inneres ist weitgehend mit Gerüsten zugestellt. Das ist im doppelten Sinne die Not: Es gibt in diesem Gotteshaus jetzt keinen Rückzugsort mehr für vertrauliche Begegnungen. Und die sind nach den gemachten Erfahrungen mit dem Projekt notwendig wie eh und je.
"Mit leeren Händen"
"In unserem Team wurde die Idee geboren, in den Hain zu ziehen", erzählt Susanne Röhner. Das Team besteht aus gut 15 Männern und Frauen, darunter die Domkapitulare Hans Schieber und Peter Wünsche, der evangelisch-lutherische Dekan Hans-Martin Lechner, Diakonin Andrea Hofmann oder einige Pastoralreferenten. Allesamt stehen ehrenamtlich zur Verfügung: "Die Kirchenbank gehört nicht zur Arbeitsplatzbeschreibung", lacht Susanne Röhner.
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen wollen nicht als "Missionare und Heilsbringer" auftreten, wehrt die Organisatorin ab. "Wir gehen raus mit leeren Händen und wollen hören, was die Menschen uns zu sagen haben." Dieses offene Angebot richte sich an Menschen mit Lebensproblemen, mit Sorgen, Zweifeln, an jeden, der sich einmal etwas von der Seele reden möchte. Und das, was sie von sich preisgeben, bleibt bei dem Zuhörenden: "Schweigepflicht" nennt Susanne Röhner ein Gebot.
Frisch lackiert und verankert
Die "Kirchenbank" ist übrigens ein Originalobjekt aus einer Kirche. Frisch lackiert und auf einem Betonfundament fest verankert wartet sie nun auf ihre Besetzer. Dankbar macht Susanne Röhner darauf aufmerksam, dass die Stadt Bamberg der "Kirchenbank" sofort zugestimmt und das Vorhaben unterstützt hat. So wird bei der heutigen Eröffnung neben Dekan Lechner und Domkapitular Wünsche auch ein städtischer Vertreter dabei sein. Jeder Interessierte ist ebenfalls willkommen.