Druckartikel: Seehofer eröffnet Landesausstellung "Main und Meer"

Seehofer eröffnet Landesausstellung "Main und Meer"


Autor: Günter Flegel

Schweinfurt, Mittwoch, 08. Mai 2013

Das Haus der Bayerischen Geschichte unternimmt in Schweinfurt ein Wagnis: Erstmals rückt ein Fluss in den Fokus einer multimedialen Schau. Ministerpräsident Horst Seehofer gab sich bei der Eröffnung begeistert und kassierte den Main gleich für Bayern ein.
Horst Seehofer (rechts) und Regierungspräsident Paul Beinhofer vor einem der großformatigen Bilder der Ausstellung. Foto: David Ebner/dpa


Dass ein Fluss die Menschen und Regionen verbindet, liegt auf der Hand. Dass er aber sogar im bayerischen Kabinett so etwas wie familiäre Verbundenheit erzeugt, erstaunt. Zumal es derzeit ein wenig provokant ist, im Zusammenhang mit der Landesregierung von "Familie" zu reden.

Die besonderen Facetten der bayerischen "Familienpolitik" holten Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein, als er aus den Münchner Stürmen ins fränkische Schweinfurt segelte, um dort die Landesausstellung "Main und Meer" zu eröffnen.

Gleich zwei Regierungsmitglieder hatte er mitgebracht: Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) und Umweltminister Marcel Huber (CSU). "Das ist mein halbes Kabinett", scherzte Seehofer, womöglich in bangen Gedanken daran, was in München alles passieren kann, wenn der Chef aus dem Haus ist.

Allerdings ist vom Rest des Kabinetts gestern wegen der Beschäftigungsaffäre" dann doch niemand zurückgetreten.

Die beiden Ministerien haben zusammen mit dem Haus der Bayerischen Geschichte eine Landesausstellung konzipiert, die es so noch nie gegeben hat: Beim Blick auf den Main rücken sowohl kulturelle und geschichtliche als auch ökologische und ökonomische Aspekte in den Blickpunkt einer in jeder Hinsicht multimedialen und multithematischen Schau, die große und kleine Gäste zum Spielen anregen soll. Wasserspiele.

Den Besucher erwarten sprechende Fische, überdimensionale Rebläuse, Kriegsschiffe und 1:1-Modelle von Kränen und U-Booten, die vor allem Kinderherzen höher schlagen lassen dürften. Nicht alles, was mit den 1,5 Millionen Euro aus Heubischs Etat inszeniert wurde, hat direkt mit dem Frankenfluss zu tun. Das Containerschiff "München" wurde auf dem Atlantik von einer Welle versenkt, nicht auf dem Main. Aber so versteht sich der doppeldeutige Titel: Main und Meer/Main und Mehr. Denn über den Rhein sowie den Kanal und die Donau verbindet der Main Franken mit der weiten Welt. Und Bayern nebenbei auch, was Seehofer zum einen Lobenshymnen auf Franken anstimmen und zum anderen den Main verbal für Bayern vereinnahmen ließ. "Was wäre Bayern ohne Franken", sagte er zu Oberbürgermeister Sebastian Remele (CSU). Es klang auch ein bisschen so: Seid froh, dass ihr Bayern seid, ihr Franken.

Zu den spannendsten Kapiteln in der Landesausstellung gehört das über den Wein. In diesem Punkt zumindest kann Bayern den Franken nicht das Wasser reichen. Zu sehen ist einer der ältesten Weine der Welt, 1560 abgefüllt, 1900 zum letzten Mal probiert und nur noch in zwei Flaschen vorhanden.

Abwarten und Wasser trinken

So viel Wasser kann gar nicht den Main hinab fließen, dass der Ministerpräsident und Parteichef um solche Fragen herumkommt: Was gibt es Neues in der Beschäftigungsaffäre vieler Landespolitiker?
Horst Seehofer (CSU) wich den Journalistenfragen heute nicht aus, als er die Landes ausstellung in Schweinfurt eröffnete, sein Lieblingsthema ist es aber unübersehbar nicht.

Die Tatsache, dass Landtagsabgeordnete fast aller Parteien, darunter etliche Minister, in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht nahe Verwandte in ihren Büros beschäftigt, den Landesvater aber dennoch zur Flucht nach vorne gezwungen haben, sieht Seehofer nicht als Widerspruch. "Ich war schon immer für Offenheit und Transparenz in der Politik, denn nur so baut man Vertrauen auf."

Nun braucht es doch eigentlich keine Transparenz, wenn gar nichts falsch gemacht wurde? Von einem vorauseilenden schlechten Gewissen der CSU mit ihrer "Amigo"-Vergangenheit will Seehofer nichts wissen. "Wenn Fehler passiert sind, müssen sie auf den Tisch", sagte er, sichtlich froh, dass das Heft des Handelns jetzt erst einmal andere übernommen haben. Im Fall des zurückgetretenen Fraktionschefs Georg Schmid ist das die Justiz, die wegen des Verdachts der illegalen Kinderarbeit ermittelt.

In all den anderen Fällen ist es der Rechnungshof, der sämtliche Arbeitsverträge prüfen will. "Das sehe ich weder gelassen noch aufgeregt", sagte Seehofer. "Der Rechnungshof ist eine unabhängige Instanz in unserem Staat, und er kann prüfen wo und wie er will." Von weiteren politischen Konsequenzen aus der seltsamen Affäre will Seehofer (erst einmal) nichts wissen. Jetzt müsse man abwarten, was die Ermittlungen ergäben.