Bamberg: Er vergewaltigte das Nachbarskind - Mann muss ins Gefängnis
Autor: Udo Güldner
LKR Bamberg, Mittwoch, 28. November 2018
Das Landgericht schickt einen 41-Jährigen aus dem Landkreis Bamberg hinter Gitter. Der Angeklagte leugnete die Taten bis zuletzt.
Sechs Jahre muss ein 41-jähriger Mann aus dem Landkreis Bamberg hinter Gittern. Die Jugendschutzkammer des Landgerichtes Bamberg verurteilte ihn wegen dreifachen schweren sexuellen Missbrauchs und einer Vergewaltigung an einem zwölfjährigen Mädchen. Damit blieben die Richter und Schöffen unter Vorsitz Markus Rezniks immerhin acht Monate über dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Den von der Verteidigung geforderten Freispruch zogen sie nicht in Betracht.
Nachdem es weder Tatzeugen noch objektive Beweise wie DNA-Spuren oder sichtbare Verletzungen gab, musste sich die Jugendschutzkammer alleine auf die heute 13-jährige Belastungszeugin verlassen. Sie war im Vorhinein von einem Ermittlungsrichter befragt und das Video vorgespielt worden, um dem Opfer eine weitere Schilderung vor Gericht ersparen zu können.
Kind aus der Nachbarschaft
"Das Mädchen hat uns kein Lügenmärchen aufgetischt, sondern nur Dinge, die sie tatsächlich erlebt hat," so Richter Reznik. Das sei an vielen Details wie einem gerissenen Kondom oder der ungewöhnlichen Lagerung auf einem Kopfkissen ersichtlich geworden. Auch sei die Aussage des schüchternen, stillen Kindes über Wochen und Monate gleichbleibend gewesen. "Es ist ausgeschlossen, dass sie eine Show abgezogen hat."
Im April 2018 hatte der bislang nicht vorbestrafte Mann nach Überzeugung des Gerichts das Nachbarskind, das er seit längerer Zeit über dessen Mutter gekannt hatte, in seiner eigenen Wohnung sexuell bedrängt. "Sie hatte Vertrauen zu Ihnen, hielt Sie für eine Art Vater-Ersatz," so Staatsanwalt Martin Barnickel. Dabei war es auf der Couch und im Bett mehrfach zum ungeschützten, vaginalen Geschlechtsverkehr gekommen. Einmal gegen den deutlich erklärten Willen des Mädchens, was als Vergewaltigung zu werten war. "Stell Dich nicht so an, und mach Dich nicht so steif," soll der Erwachsene dabei gesagt haben. Die übrigen Male ließ das verängstigte Mädchen, übrigens im Alter des Sohnes des Angeklagten, das etwa einstündige Martyrium über sich ergehen. Später fürchtete sie, schwanger geworden zu sein.
Bis die Mutter Verdacht schöpft
Dabei hatte der Angeklagte die Dosis seiner Taten immer mehr gesteigert. Bei der ersten Übernachtung passierte noch nichts, bei der zweiten gab es Küsse und ein Streicheln der Brüste, bei der dritten entkleidete er sie, und es kam zum äußersten. Stets bei verschlossener Türe. "Aber nicht, damit das Mädchen nicht fliehen konnte, denn der Schlüssel steckte, sondern damit sie nicht von Ihrer Frau oder Ihren Kindern überrascht wurden", so der Anklagevertreter.
Als der letzte Übergriff dazu führte, dass das Mädchen heftige Unterleibsschmerzen hatte und sich nicht mehr richtig hinsetzen konnte, schöpfte die Mutter des Kindes Verdacht. Schon zuvor war ihr aufgefallen, dass ihre Tochter sich immer öfter duschte, weinte und begann, sich selbst zu ritzen. Eine ähnliche Situation hatte das Mädchen schon einmal durchlitten. Damals war sie gerade einmal sieben Jahre alt und wurde Opfer eines Jugendlichen, den das Amtsgericht Schweinfurt 2014 auch verurteilte.
Vorwurf: Geschichte ausgedacht
Er habe von diesem schweren Trauma gewusst und ihr dennoch das angetan, so Rechtsanwalt Thomas Gärtner (Bamberg), der als Nebenkläger das Opfer vertrat. Sich an so einem jungen Menschen zu vergreifen, das gehe gar nicht. Die erst vor eineinhalb Jahren beendete Therapie musste nun im Juli wieder aufgenommen werden, da das Mädchen zwar keine bleibenden körperlichen, wohl aber schwere psychische Schäden davongetragen hat. "Sie hat ständig Alpträume und wacht schreiend auf, schilderte mir die Mutter."