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Schweres Los: Die Lisberger Linde ist leichter geworden


Autor: Sabine Christofzik

Lisberg, Mittwoch, 16. Dezember 2009

Der Kronenentlastungsschnitt nach dem Brandschaden war ein notwendiger, aber gravierender Eingriff.
Foto: Ronald Rinkllef


"So etwa 50 Prozent des Kronenvolumens werden es wohl sein", schätzt Willi Grasmaier. Auf dem Boden rund um die Linde ist türmen sich Äste, Zweige und Blätter. Die Mitarbeiter des Baumfachmannes aus Lauf bei Nürnberg haben ganze Arbeit geleistet: Bei der Lisberger Linde, die am 8. Mai in Flammen stand, wurde nun der angekündigte Kronenentlastungsschnitt vorgenommen.

An die neue Silhouette des aus zwei Bäumen bestehenden Naturdenkmals muss man sich erst noch gewöhnen. Das Gros der hitzegeschädigten Äste und Zweige wurde entfernt, dazu nicht wenige andere, die auf Grund ihres Gewichtes weichen mussten. Vom Radweg aus betrachtet, mutet das Resultat beim ersten Hinsehen fast brutal an. Hell leuchten die vielen Schnittstellen in der Septembersonne.


Krone muss neu aufgebaut werden

"Es ist schon ein extremer Eingriff", räumt Willi Grasmaier ein.
Er erklärt, warum das sein musste. Hätte es im Stamm der Linde nicht lichterloh gebrannt, wäre sie vermutlich erst in einigen Jahren für einen Pflegeschnitt "unter die Säge" gekommen. So jedoch musste der Baum aus (Verkehrs-)Sicherheitsgründen von mehren Tonnen Gewicht "befreit" werden. Wind und Schneelast hätten sonst eine zu große Gefahr dargestellt. Am rechten Baum wurde wesentlich weniger gemacht. "Wenn die Vitalität stimmt, werden beide Bäume gemeinsam wieder eine neue Krone aufbauen", meint Grasmaier.

Er hat die Lisberger Linde vor 25 Jahren zum ersten Mal angeschaut. Damals wurde sie geschnitten (unter anderem wegen Faulstellen) - und seit dem nicht mehr. "Die beiden Bäume hatten sich gut entwickelt, eine geschlossene Krone gebildet, waren vital und windstabil. Deshalb hat es mir in der Seele weh getan, als ich von dem Brand hörte und danach das Gutachten schreiben musste", sagt er.


Misteln auf vielen Ästen

Nun gilt es abzuwarten, wie das Naturdenkmal die massiven Rückschnitte wegsteckt. Die linke Linde ist durch den Brand geschwächt. Dazu kommt ein starker Befall durch Misteln, die an den Ästen des angeschlagenen Riesen schmarotzen. Doch Linden besitzen eine ungeheuere Regenerationsfähigkeit. Welche Baumart sonst kann so viele 600- oder 800-jährige Exemplare vorweisen? Die nächsten drei bis fünf Jahre werden zum Prüfstein für die Lisberger Linde.

So wie sie sich seit ungezählten Jahren auf der Anhöhe über Lisberg Wind und Wetter entgegenstemmt, beweist sie Widerstandsfähigkeit. Ohne sie würde das Landschaftsbild ärmer sein. "Wir haben uns deswegen so engagiert, weil der Wunsch in der Bevölkerung da ist, den Baum so lange wie möglich zu erhalten", sagt Klaus Then von der Naturschutzbehörde am Landratsamt. Jetzt kommt es auf die Selbstheilungskräfte der Linde an.