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Schweinemobil in Ebrach: Schweinisches auf dem Schulhof


Autor: Anette Schreiber

Ebrach, Freitag, 08. April 2016

Was braucht ein Ferkel, wie und wo wird es groß? Einblick gibt der Bauernverband mit dem Schweinemobil.
Schüler und Ferkel sind an einander interessiert. Foto: Anette Schreiber


Ob die Realschüler ihr Schnitzel künftig noch mit dem Appetit verzehren wie vor dem gestrigen Vormittag? Oder werden da möglicherweise die putzigen fünf Ferkel vor ihrem geistigen Auge auftauchen und losquieken? Wer weiß. Auf jeden Fall aber wissen sie alle nun eine Menge mehr über das Leben, das ihr Lieblingsgericht führte, bevor es zum Schnitzel geworden ist. Das Schweinemobil hat anschaulich und im wörtlichen Sinn lebendig Einblick in das Gebiet Schweinestall gegeben.

Eine richtige Sauerei auf dem Schulhof also und das mit ausdrücklicher Billigung von Schulleiter Manfred Hußlein. "Die Schüler sollten Einblick gewinnen, Fragen stellen und am Ende sich ihre eigene Meinung bilden." So konnte der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) am gestrigen Freitag seine Aufklärungs-Offensive in Sachen Schwein an der westlichsten Landkreisspitze starten. Dafür charterte man das rund 100 000 Euro teuere Bildungsmobil (das der BBV mitfinanziert hat) samt lebenden Studienobjekten und schickte es auf den Hof der Bildungsstätte.

Zwei solcher mobilen Lehrstätten gibt es bundesweit. Einschließlich der kommenden Woche ist eines davon für den oberfränkischen Bauernverband auf Tour; mit von der Partie fünf Ferkel, die auf dem Betrieb der stellvertretenden Kreisbäuerin Marion Link in Großbirkach (Gemeinde Ebrach) gezüchtet wurden.

Aus Hygienegründen gelange heute kaum noch jemand in einen Schweinestall, erklärt BBV-Mitarbeiter Dieter Heberlein. Andererseits sehen sich Schweinezüchter und -mäster in der Öffentlichkeit in zunehmendem Maße Kritik an Haltungsbedingungen - Stichwort Massentierhaltung - ausgesetzt. Mit einer Aufklärungskampagne hält der BBV dagegen.

Das Schweinemobil führt vor, wie die Borstentiere gehalten werden: in einer siebeneinhalb Quadratmeter großen "Bucht". Die verfügt über alles, was dem heranwachsenden Schwein üblicherweise geboten wird: einen Fressbereich, einen Liegebereich, Kotecke und Spielzeug. Dazu fließend Wasser, Wärmezufuhr und Entlüftung.

Wilfried Dittmann (62) hat sein Berufsleben lang für die benachbarte Justizvollzugsanstalt Schweine gezüchtet und gemästet hat. Gottfried Geiling (68) ist heute noch in Großgressingen Ferkelerzeuger. Beide betiligen sich an der Kampagne des Bauernverbandes. Sie erklären der einen um der anderen Gruppe, dass sich die Tiere durchaus auf dem Untergrund wohlfühlen, der die früher übliche Strohunterlage ersetzt: Beton und Kunststoffböden mit Spalten. Deren Funktion vergleicht Heberlein mit der eines Plumpsklos.


Ein typischer Geruch

Angesichts des arttypischen Geruchs der Vorführobjekte rümpfen die Schüler anfangs meist die Nase, haben dann aber kaum noch Scheu, sich den ebenfalls neugierigen Tieren zu nähern. Die sind zehn Wochen alt und 30 Kilo schwer. Ihre Mütter waren drei Monate, drei Wochen und drei Tage trächtig. Muttergruppen werden gleichzeitig besamt, damit alles im gleichen Zyklus abläuft und man dann auch wieder Ferkel in Gruppen großziehen, absetzen und am Ende schlachten kann, doziert Heberlein. An der Stelle mit dem Schlachten verziehen zumeist Mädchen das Gesicht.

Schweine sind mit 120 Kilo geschlechtsreif, haben 16 Zitzen und bringen pro Wurf zwischen zwölf und 16 Ferkel, im Jahr rund 25. Jeweils vier Wochen bleiben sie bei der Mutter, die folgenden sechs in der Gruppe.
Geilings Ferkel kommen dann zu einem Mäster im Markt Burgebrach. Wenn sie ein Alter zwischen sechs und sieben Monaten erreicht haben, werden sie in Mönchherrnsdorf geschlachtet. "Alles in der Region, keine weiten Wege, kein Stress", betont Geiling. Manch einer schluckt trotzdem.

Da lenkt es ein bisschen ab, dass Dittmann und Geiling dann auf Fütterung und Futterarten eingehen. "Cool", interessant und spannend fanden sie die Schweineaktion, sind sich Sophie Güttler, Julia Ebitsch, Pascal Flechter und Hannes Denzler am Ende einig.

Das Schweinemobil kann man am heutigen Samstag von 9 bis 16 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr in Bamberg auf dem Maxplatz besuchen. In der nächsten Woche fährt es nach Coburg, Selb und Hof.