Schwarz soll die Schwarzen ärgern
Autor: Michael Wehner
, Montag, 17. Sept. 2012
Nur Ältere wissen, wie es sich anfühlt, wenn ein Westoberfranke für die SPD im Bundestag sitzt. Das könnte sich mit dem Strullendorfer Bürgermeister Andreas Schwarz ändern.
Ein Ort, der den Aufbruch signalisieren soll: Mitten in der Schaeffler-Industriebrache im Bamberger Norden will der SPD-Bezirk Bamberg-Forchheim am Dienstag seinen Kandidaten für die Bundestagswahlen im Herbst 2013 küren. Sogar die Öffentlichkeit ist zu der Veranstaltung eingeladen. Besonders spannend wird die Wahl im künftigen Wohngebiet aber wohl nicht. Es gilt als ziemlich sicher, dass der Strullendorfer Bürgermeister Andreas Schwarz wie bereits 2009 den Hut in den Ring wirft.
Was das öffentliche Schaulaufen dennoch bedeutsam macht: In der internen Reihung der oberfränkischen SPD bestehen offenbar gute Chancen, dass Schwarz über die Bayernliste der SPD ein Ticket nach Berlin lösen könnte. "Die derzeitigen Verhandlungen machen uns Hoffnung, dass Andreas Schwarz bei der Bezirksversammlung den ersten Platz auf der Männerliste der SPD bekommt", erklärt Jonas Merzbacher, Vorsitzender des Unterbezirks Bamberg-Forchheim.
Dazu muss man wissen: Bei der letzten Landtagswahl hat die CSU alle Direktmandate gewonnen. Die einzigen beiden SPD-Mitglieder, die seit 2009 aus Oberfranken im Bundestag sitzen, Anette Kramme aus Bayreuth und Petra Ernstberger aus Hof, kamen über die Liste ins Parlament.
Was macht die Sozialdemokraten dann so zuversichtlich, dass sie künftig drei Oberfranken in den Bundestag entsenden können? Das Jahr 2009 markierte den Tiefstpunkt der Genossen in Bayern. Mit 16,8 Prozent in Bayern konnte die SPD nur zwei Prozent mehr Stimmen einfahren als die Grünen. Mittlerweile scheint die Partei von Willy Brand das Tal der Tränen aber durchschritten zu haben: "Die meisten Umfragen sehen uns bundesweit bei 30 Prozent", sagt die Bezirksvorsitzende Kramme. Die Folge: Sollten die Genossen in Bayern bei wenigstens 20 Prozent landen, kann sich der erstplatzierte Mann in Oberfranken tatsächlich Hoffnungen auf Berlin machen.
Doch ein sicheres Rennen gibt es auch für den seit 16 Jahren amtierenden Bürgermeister aus Strullendorf nicht. Auf den aussichtsreichen Platz zwei der Oberfrankenliste machen sich auch Kandidaten aus Coburg und Kulmbach Hoffnung, unter ihnen Karl-Christian Dressel, der für die SPD bereits von 2005 bis 2009 im Bundestag arbeitete.
Der Vorteil für Bamberg - trotz der zahlenmäßig eher kleineren Basis in der Bezirksversammlung: "Der Unterbezirk Bamberg-Forchheim steht absolut geschlossen hinter Schwarz. Ich höre zudem positive Signale aus anderen Regionen Oberfrankens", stellt der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) fest. Schwarz habe durch seine hervorragende Arbeit Strullendorf und die Region vorangebracht, lobt der Kollege. Zudem sei es auch aus Proporzgründen gerecht, wenn neben den Vertretern aus Ostoberfranken auch ein Sozialdemokrat aus dem Westen dessen Interessen in Berlin vertritt: "Gerade der Raum Bamberg steht mit der ICE-Strecke und der Konversion des US-Geländes vor einer Reihe von großen Aufgaben. Hier auf zusätzliche Unterstützung in Berlin zählen zu können, wäre ein Segen", meint Starke.
Wer nach dem letzten Westoberfranken aus den Reihen der SPD im Bundesparlament fahndet, muss lange in den Annalen zurückblättern. Es war der Bamberger Hans de With, der von 1969 bis 1994 dem Bundestag angehörte und unter anderem als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Justiz für die Region manches bewegte. "Daran möchten wir anknüpfen", sagt Starke.
"Der echte Schwarze"
Während sich die SPD offen in die Karten blicken lässt, steckt die CSU offenbar noch mitten in Verhandlungen. Zwar gibt es bereits einen Termin im November, an dem der CSU-Kandidat für den Stimmkreis Bamberg-Forchheim aufgestellt werden soll, doch Thomas Silberhorn, derzeit amtierender Abgeordneter, hält sich mit konkreten Prognosen zurück. Der CSU-Kreisvorsitzende gilt als sicherer Anwärter für den Kandidatenposten. Andererseits wird die Diskussion um den Bundestagskandidaten in der CSU durch die Suche nach einem geeigneten Bewerber für den Nachfolger des 2014 in den Ruhestand gehenden Bamberger Landrats Günther Denzler nicht eben erleichtert. Schon ein halbes Jahr nach der Bundestagswahl, im März, finden diese Richtungswahlen statt.
Gegen einen Mitstreiter aus der Region hätte ein möglicher MdB Silberhorn übrigens nichts einzuwenden, wie er uns verriet: "Mir ist jeder recht, der Wahlkreisanliegen nach vorne bringt", sagte er unserer Zeitung. An seinem Anspruch auf das Direktmandat im Wahlkreis Bamberg-Forchheim lässt er dennoch keinen Zweifel ankommen: "Der echte Schwarze bleibe ich."