Firma Waldi: Haßfurter Schuhe gehen um die Welt
Autor: Günter Flegel
Haßfurt, Freitag, 07. Oktober 2016
Die Firma Waldi macht in Haßfurt seit 60 Jahren nur das, was sie am besten kann: Schuhe. Ihre Marke ist weltweit erfolgreich.
Beim Besuch einer Firma, deren Produkte weltweit gefragt sind, sucht man unwillkürlich nach dem Erfolgsgeheimnis. Wie schafft es ein mittelständisches Unternehmen in einer Zeit, in der Geiz in den meisten Branchen zum Geschäftsmodell gehört, mit hochwertigen Produkten zu bestehen? Die Antwort gibt unter anderem eine altertümliche Adler-Nähmaschine.
Zunächst einmal aber hat Ralph Wolter das Wort, der zusammen mit seinem Bruder Jens die 1945 gegründete Waldi-Schuhfabrik im unterfränkischen Haßfurt führt. Mit 650 Angestellten als Stamm-Belegschaft und rund 1500 Heimarbeitern ist die Schuhfabrik einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region.
Vertrieb nur über den Fachhandel
Unter dem Markennamen Finn Comfort werden die Haßfurter Schuhe in rund 45 Ländern der Welt vertrieben, ausschließlich über den Fachhandel , auch wenn es das Familienunternehmen nicht verhindern kann, dass die Produkte auch im Internet angeboten werden. Der Exportanteil liegt bei knapp 50 Prozent. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Wolter.
In der dünnen Luft des Schuhmarktes, auf dem sich die allermeisten Hersteller und Händler über den Preis definieren, hat "die Waldi " eine Alleinstellung: Die Haßfurter Schuhmacher sind das einzige Unternehmen, das mit seiner Produktion komplett in Deutschland geblieben ist. Dieser Platz in der Nische ist alles andere als bequem, schon gar nicht so komfortabel wie die Waldi-Schuhe, die im Gesundheitssektor groß geworden sind. Da das Haßfurter Unternehmen allein auf weiter Flur agiert, gibt es Probleme.
Fließband ohne Fließband-Arbeit
Ein Beispiel: "Es gibt nur noch wenige Gerbereien, die Leder in der von uns geforderten Qualität liefern können", sagt der Waldi-Chef. Das Obermaterial der meisten Finn Comfort-Schuhe ist Leder , und je hochwertiger der Schuh , umso größer sind die Lederteile, die am Stück verarbeitet werden. " Leder als Naturprodukt fordert sehr viel Geschick und Können bei der Verarbeitung", sagt Wolter. Kleinste Schäden, die man auf der rohen Haut nur mit dem geschulten Auge sieht, würden beim fertigen Schuh jedem sofort ins Auge springen.
Nicht zuletzt deshalb prägt Handarbeit das Geschehen in der Schuh-Fabrik, in der es zwar einige Fließbänder gibt, aber keine Fließband-Arbeit. Bevor der Schuh fußtauglich ist, durchläuft er viele Hände.Gut und gerne 150 einzelne Arbeitsschritte machen aus 100 und mehr Einzelteilen einen Schuh , wobei auch hier der Teufel beziehungsweise der Unterschied im Detail liegt. An besonders strapazierten Stellen halten Naht und Kleber sowie spezielle Dichtungen den Schuh stabil und dicht, kleine Lederstücke verstärken die Schwachstellen etwa unter Nieten und Ösen.
Nach jedem Durchgang wird kontrolliert und bei Bedarf nachgearbeitet, Ausschuss gibt es daher kaum und deshalb auch keinen Zweite-Ware-Fabrikverkauf. "Ich habe als Praktikant bei anderen Schuhherstellern gearbeitet, die in Fernost fertigen lassen, und bei den Preisen da fliegt zweitklassige Ware in den Müll. Bei uns lohnt sich das Nacharbeiten", sagt Wolter.