Druckartikel: Schunkeln, tanzen, lachen

Schunkeln, tanzen, lachen


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Montag, 10. August 2015

Wie kommen Menschen dazu, sich in einer Ellenbogengesellschaft für andere zu engagieren? In Bamberg veranstalten Mitglieder des Deutschen Sozialwerks für Senioren bunte Abende und manches mehr. Eine willkommene Abwechslung im Alltag vieler Heimbewohner.
Gabriele Trinkl schwingt mit Andreas Gernet das Tanzbein. Foto: Ronald Rinklef


" .... denn heute ist ein schöner Tag, wir feiern alle mit", singt Manfred Wagner: Ja, musiziert, geschunkelt und getanzt wird gerade im Göllerschen Biergarten, in dem sich um die 90 Seniorenheimbewohner treffen. Wenn mancher ältere Mensch, der den Klängen des Stimmungsmachers lauscht, auch nicht mehr so beweglich ist wie in früheren Jahren. So klatschen viele vom Rollstuhl aus im Takt mit, wenn der "Die scho wieder"-Musikant Lieder anstimmt, die vielleicht auch manche Erinnerung heraufbeschwören.

"Unter die Leute kommen"

Das Deutsche Sozialwerk (DSW) lud zum Sommerfest, das Senioren aus Bamberg und der Region in Drosendorf feierten: "Es ist schön für mich, mal wieder unter die Leute zu kommen und Bekannte zu treffen, die ich sonst kaum sehe", sagt Erika Lopez, die von ihren Freunden gern J.Lo genannt wird. Auf den Rollstuhl ist die Bambergerin seit einer schweren Erkrankung angewiesen, die sie dann auch ins AWO-Seniorenzentrum ziehen ließ. "Langweilig wird's bei uns nie, weil man an so vielen Aktivitäten teilnehmen kann", meint die über 80-Jährige. Dennoch brächten die Treffen des DSW Abwechslung in den Alltag - zwei oder drei Mal im Jahr, nachdem neben den Sommerfesten auch bunte Nachmittage, Weihnachts- oder Faschingsveranstaltungen für ältere Semester geboten werden.

Seit 1983 gibt es die Bamberger Gruppe des DSW, der derzeit 25 Mitglieder angehören. "Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Pflicht an, Menschen, die Unterstützung brauchen, einen Anlaufpunkt zu bieten, an dem sie sich wohlfühlen, miteinander austauschen und Hilfe annehmen können", liest man im Leitbild des Vereins, der immer auch auf der Suche nach neuen Mitstreitern ist: In einer Zeit schmaler Budgets, in der ehrenamtliches Engagement mehr denn je vonnöten ist.

Psychologisch geschult

"Auf etwa 800 Stunden bilanziert sich die ehrenamtliche Tätigkeit unserer Mitglieder jährlich", berichtet Gabriele Trinkl als Vorsitzende der Bamberger Gruppe. Nachdem sie die Besucher des Sommerfestes willkommen hieß, entspannt sich Trinkl für einige Minuten und berichtet von Veranstaltungen, die das DSW in Bamberger Seniorenheimen in schöner Regelmäßigkeit bietet. "Dafür wurden vier unserer Mitstreiterinnen in Seminaren eigens psychologisch geschult."

Was bringt Franken in einer Ellenbogengesellschaft zu dererlei Engagement? "Es macht mich glücklich, wenn sich Heimbewohner nach Besuchen von mir mit der Frage verabschieden: ,Sie kommen doch wieder, oder?", meint Ingrid Hofmann, die auch als Schatzmeisterin fürs DSW arbeitet. "Dann ist mir klar, dass ich Freude ins Leben anderer Menschen gebracht habe." Dem kann sich Monika Rattel nur anschließen, die an dem Tag die Biertische deckte und so zurechtrückte, dass auch Rollstuhlfahrer genügend Platz finden. "Mir geht es gesundheitlich gut, obwohl ich über 70 bin", sagt die Hirschaiderin. "So widme ich mich an drei Nachmittagen im Monat Senioren, die nicht mehr so aktiv sein können, sich aber Begegnungen mit anderen Menschen wünschen."

Gedichte zur Jahreszeit

Mittlerweile ist der letzte Leberkäs des Sommerfestes vertilgt und Manfred Wagner pausiert - der Stimmungsmacher, den die meisten schon von anderen Treffen her kennen. Zeit für Dagmar Fiedler, das Wort zu ergreifen, auf deren Vortrag sich viele freuen. Gedichte passend zur Jahreszeit stellt die 82-Jährige vor, "die früher so gern auf'n Keller ging", wie sie vor ihrem Auftritt erzählte. "Viele meiner Freunde sitzen heute aber im Rollstuhl, so dass ich nurmehr selten rauskomme und unterwegs bin." Fiedler war vor acht Jahren nach einem Schlaganfall selbst ans Bett gefesselt, schaffte es aber mit großer Energie wieder auf die Beine zu kommen und anderen auf diese Weise Mut zu machen.

Jetzt aber gilt es dem Sommergedicht der Wahlbambergerin zu lauschen, die sich Versen Heinrich von Kleists widmet. Wer sich übrigens selbst übers DSW für Senioren engagieren möchte, kann sich jederzeit unter der Mailadresse bei Gabriele Trinkl trinklag@web.de melden: "Helfende Hände sind immer willkommen."