"Schreibära" beim Mundartabend in Hochform
Autor: Sabine Christofzik
Lisberg, Sonntag, 24. März 2013
Mit Anette Schreiber und Dietmar Ochs trafen beim Mundartabend in Lisberg zwei "Sammler" aufeinander, die ihre Schätze vor einem begeisterten Publikum ausbreiteten.
Warm ums Herz, im Hirn, an den Füßen und im Magen war's allen. Vom Krustenbraten mit Klößen und Sauerkraut. Von der nagelneuen Fußbodenheizung im Gewölbekeller des Burggutes. Vom Hinhören und Hineindenken. Und von der Erkenntnis, dass da zwei, die einander noch nie begegnet waren, sich gefunden hatten. Dass der Blitz eingeschlagen hat - selbstverständlich nur vortragstechnisch - bei Anette Schreiber und Dietmar Ochs.
Was unterschwellig als Rangeln um die Pole-Position im Rennen um die Publikumsgunst begann, endete beim Mundartabend der Kulturhistorischen Arbeitsgemeinschaft Lisberg mit einer Seite-an-Seite-Schussfahrt über die Ziellinie.
Bis dahin hatten die "Schrei bära" und der Schelm mit der Gitarre ihren Zuhörern ordentlich eingeheizt. Sie mit pointierten Texten, er mit "Schlumperliedla" und anderem frechen und fröhlichen Liedgut aus Franken.
Missionieren für die Mundart
Da hatte der Verein, der sich in Lisberg unter anderem um die Erhaltung von Denkmälern kümmert, zwei zusammengespannt, die bisher jeder für sich mit dem gleichen Ziel unterwegs waren. "Missionieren für das Bewahren der Mundart", nannte es Dietmar Ochs.
Wie wichtig es ist, dass eine Lokalzeitung der Mundart ihren Platz einräumt, hätte Anette Schreiber eigentlich gar nicht erklären müssen. Sie ließ ihre "Dochäbüchä" für sich sprechen: Randnotizen auf den Landkreis-Seiten des Fränkischen Tags. Was 2012 als Zufallsprodukt zum "Tag der Muttersprache" seinen Anfang nahm, hat sich zu einer Rubrik mit großer Fan-Gemeinde entwickelt: das Amüsante, Nachdenkliche, Kritische und Alltägliche, verpackt in Bamberger Mundart.
Darin kann die "Schreibära" ihren Lesern, wenn's sein muss, schon mal was hinreiben, was auf Hochdeutsch möglicherweise zu grob rüberkommen würde - ohne dass es gleich krumm genommen wird.
Wie Klöß' zum Krustenbraten
Deshalb passte das, was Dietmar Ochs seiner Kehle und seiner Gitarre entlockte, so klasse zu den gelesenen Texten, wie die Klöß' zum Krustenbraten. Gelegentlich derb, aber immer charmant, mal wortakrobatisch gewitzt, mal gassenhauernd und kalauernd war das, was er seinen Zuhörer um die Ohren fliegen ließ - und die fingen es auf und nutzten jede Gelegenheit, in Bekanntes einzustimmen oder bei Unbekanntem zumindest den Refrain mitzuschmettern.
Ochs präsentierte nicht nur Gesungenes in der Mundart der Region Bamberg, sondern - seinem großen Fundus aus allen Gegenden Oberfrankens zusammengetragener Lieder sei Dank - einiges auch in anderen Dialekten.
Da haben sich zwei Sammler getroffen: die Zeitungs-Redakteurin und das "Schulmasterla", die ihre Mundart-Schätze nicht im stillen Kämmerlein horten, sondern raus in die Wirtshäuser, in die Veranstaltungsräume und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit tragen wollen. Das ist auch eines der Vereinsziele der Kulturhistorischen Arbeitsgemeinschaft Lisberg, machte Vorsitzender Matthias Litzlfelder deutlich.
Im Lauf des Abends warfen sich Anette Schreiber und Dietmar Ochs die Bälle immer kunstfertiger zu und selbst dort, wo es eigentlich gar keine Überleitung zum nächsten Beitrag des anderen gegeben hätte, fanden sie doch eine. Nach dreieinhalb Stunden war auch ihnen heiß. Wie das so ist, wenn - rein vortragstechnisch selbstverständlich - der Blitz eingeschlagen hat. Es wird bestimmt nicht der einzige gemeinsame Auftritt der beiden gewesen sein.