Schreckt Kälte Bambergs Schnäppchen-Jäger ab?
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Dienstag, 24. Januar 2017
Wie früher zum Winterschlussverkauf gibt es Ende Januar wieder überall Preisnachlässe und "Sale" für warme Sachen.
Er ist seit Jahren offiziell abgeschafft, lebt als "Sale" oder "Rausverkauf" aber alle Jahre wieder Ende Januar neu auf: der Winterschlussverkauf. Wie läuft er heuer an? Heizt die Eiseskälte die Nachfrage an oder schreckt das Wetter potenzielle Kundschaft eher ab? Bei einer nicht-repräsentativen Umfrage im örtlichen Einzelhandel erhielten wir ganz unterschiedliche Auskünfte.
"Das Wetter ist optimal für den Handel insgesamt", urteilt Alfons Distler von Karstadt Bamberg. Es könnte seiner Meinung nach nicht besser sein, um die Winterware los zu werden.
Dürfte er sich das Wetter für die nächste Zeit aussuchen, würde sich der Kaufhaus-Chef trockene und kalte Tage noch bis Anfang Februar wünschen. Dann, so seine Einschätzung und Hoffnung, wäre in Lagern und Regalen genug Platz für die Frühjahrsmode, die jetzt täglich angeliefert wird und zu einem Teil schon im Angebot ist.
Distler lässt sich seinen Optimismus auch nicht vom Umstand trüben, dass die Kundenfrequenz in der Innenstadt an eiskalten Tagen wie dem heutigen Dienstag auffallend schwach ist. Er kommentiert das mit den Worten: "Wir sind alle ein Stück weit vom Dezember verwöhnt."
Andere Innenstadt-Geschäftsleute teilen seine Sicht der Dinge nicht. Seniorchef Dieter Zeller vom gleichnamigen Schuhhaus und Benno Buchta von "Schuh im Hof" vertreten übereinstimmend die Ansicht, dass das Winterwetter die Leute eher davon abhält, in die Fußgängerzone und auf Schnäppchen-Jagd zu gehen. "Den Umsätzen nach ist es zu kalt", stellt Buchta fest. Der Kaufmann glaubt, dass Schnee und Eis zu spät kamen, um sich positiv auf die Nachfrage für Stiefel und andere warme Schuhe auswirken zu können: Für den Rest-Winter würden sich die wenigsten Leute noch neue Stiefel kaufen.
Bei Schuh-Zeller hätte man in den vergangenen Wochen deutlich mehr Schneeboots verkaufen können, wenn sie beizubringen gewesen wären. Nach den Worten des Seniorchefs konnte die Industrie "nicht genug liefern".
Sonja Piendl, die Geschäftsleiterin im Bamberger Wöhrl-Haus, beurteilt die anhaltende Kälte wiederum eher positiv. Die Temperaturen würden sehr gut zu den laufenden Aktionswochen passen, um die Winterartikel abzuverkaufen. Nach ihren Worten hat die Kälte das Geschäft mit den warmen Sachen schon in der vergangenen Woche sehr gut angekurbelt.
Piendl untermauert Distlers Aussage: Für den Handel sei eine Art Winterschlussverkauf wie die gerade stattfindenden Aktionswochen mit hohen Preisnachlässen unverzichtbar, um die Lager zu räumen. In beiden Häusern verspricht man der Kundschaft gegenwärtig bis zu 70 und 75 Prozent reduzierte Ware.
Winterliche Bekleidungsstücke sind auch in den gleichnamigen Boutiquen von Ali Ergin im Preis herabgesetzt. Die Nachfrage in diesen Tagen lässt nach seinen Worten trotzdem zu wünschen übrig. Führt er es auf das Wetter zurück? Manchen Leuten sei es sicher zu unwirtlich für einen Stadtbummel, antwortet der Kaufmann.
Dass er vor allem die jüngeren Leute in der Innenstadt vermisst, auf die sein Sortiment vornehmlich zielt, führt Ergin eher auf den Trend zum Online-Einkauf zurück. Insgesamt misst er dem so genannten Winterschlussverkauf keine große Bedeutung mehr zu. Die Preise würden doch schon vor Weihnachten gesenkt.
Winterware spiele nur noch eine Nebenrolle, "wir sind schon eher in Frühlingsstimmung", sagt Richard Kräck von der Hallstadter C & A-Niederlassung im "Market". Die Kälte komme dennoch gelegen, um die winterlichen Restposten gar an Mann und Frau zu bringen.
Auch er sagt: Bei vielen Kunden seien die beiden Wochen Ende Januar und Anfang Februar noch als Schnäppchen-Wochen im Kopf. Davon profitiere der Handel bis heute.