Druckartikel: Schraubenprofi Nastvogel in Bamberg schließt seinen Laden

Schraubenprofi Nastvogel in Bamberg schließt seinen Laden


Autor: Sabine Christofzik

Bamberg, Donnerstag, 06. Juli 2017

Hier bekommt man auch einzelne Schrauben oder Dübel. Ab 1. August gibt es nur noch den Online-Shop und den Versandhandel für Geschäftskunden.
Geschäftsführerin Tanja Diamantis tut fürs Foto das, was sie schon als Mädchen in der Firma gemacht hat: Kleinmengen abzählen, beziehungsweise abwiegen.  Foto: Sabine Christofzik


In ein Blatt von der Küchenrolle eingeschlagen sind die "Muster". Genau solche sollen es sein. Und die passenden Unterlegscheiben zu den Schrauben auch. Kurze Beratung, Einpacken des Gewünschten: "Das macht dann 3,64 Euro bitte!" Mit genau der benötigten Anzahl verlässt der Kunde an diesem Vormittag den Laden in der Kunigundenruhstraße 28.

Ware in kleinsten Stückzahlen zu bekommen, wird ab dem 1. August für Privatkunden auch noch möglich sein. Allerdings nur noch im Onlineshop. Denn ein bekanntes Bamberger Unternehmen schließt Ende dieses Monats sein Ladengeschäft. Es rechnet sich nicht mehr. "Nastvogel - der Schraubenprofi" wird dann zwar noch ein Verkaufsbüro (erreichbar unter den bekannten Kontaktmöglichkeiten) für Geschäftskunden haben, aber keine Ware mehr in Bamberg. Der Versand erfolgt durch des Zentrallager in München.


Ein Familienbetrieb

Als Firmengründer Manfred Nastvogel und seine Frau Christine sich 2014 zur Ruhe gesetzt haben, hat die Firma Frantos den "Schraubenprofi" gekauft und ihn als eigenständige GmbH weiterlaufen lassen. Alle Angestellten wurden übernommen.

Seitdem ist Tanja Diamantis Geschäftsführerin. Im Laden ihrer Eltern war sie immer mit dabei, seit sie zählen gelernt hat. "Später in den Schulferien und während des BWL-Studiums habe ich hier gejobbt. Es hat immer Spaß gemacht, auch weil wir ein Familienbetrieb waren. Meine Oma, die vor einigen Jahren gestorben ist, war bis zuletzt aktiv. Viele Leute kannten sie und einige kamen manchmal nur, um sie zu besuchen. Auch jetzt noch finde ich hin und wieder Tütchen, die sie beschriftet hat. Das ist dann immer eine liebe Erinnerung."


Gleiche Aufmerksamkeit für alle

Acht Angestellte und die Geschäftsführerin arbeiten hier. Die Käufer werden vor allem die Beratung vermissen. "Unser Anspruch war immer, dem Kunden, der nur wegen einer Schraube kommt, die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen, wie einem Großabnehmer", sagt Tanja Diamantis.

"Viele Firmen halten heutzutage kein eigenes Schrauben-Lager mehr vor, sondern kaufen bei uns auftragsbezogen ein. Und es kommt durchaus auch mal jemand, der nur einen fehlende Niete an seiner Tasche ersetzt haben möchte, oder ein Schraube am Kinderwagenrad."

Im Baumarkt muss der Käufer seine Fehler selbst machen. Er findet zwar den Dübel in der Größe, den er braucht, muss aber gleich ein ganzes Päckchen davon nehmen. Dass der für seine Sandsteinwand möglicherweise gar nicht geeignet ist, wird er kaum erfahren. "Bei uns sollte kein Kunde ohne eine Lösung oder wenigstens einen Alternativvorschlag gehen."

Rund 61 000 Artikel sind im Computer gelistet, 35 000 davon lagernd. "Mein Vater sagte immer: ,Was der Kunde braucht, haben wir und was wir nicht haben, braucht er nicht'."


Ihn einer Garage angefangen

Das "Haben, was der Kunde braucht" verhalf der noch jungen Firma schon kurz nach der Gründung zu ungeahnt schnellem Aufschwung. Manfred Nastvogel hatte sich 1978 mit einem Großhandel für Schrauben selbstständig gemacht. In einer Doppelgarage und mit einem 3,5-Tonnen-Laster, in den er Regale gebaut hatte.

"Damit bin ich zu den Kunden gefahren. Damals waren das hauptsächlich Autowerkstätten. Eines Tages kam jemand von Bosch, auf der Suche nach einer M30 Gewindestange, ohne große Hoffnung bei mir fündig zu werden. Aber ich hatte das Teil da. Von da an kaufte Bosch fast täglich - und schon bald auch andere große Firmen."
Von Nastvogel gelieferte Gewindestangen, rund 8000 an der Zahl, befinden sich übrigens auch im Holocaust-Mahnmal in Berlin. Darauf ist der Firmengründer stolz.

Das Unternehmen wuchs im Lauf der Jahre. Der Schraubenhandel zog aus Platzgründen mehrfach um. Schon im zweiten Jahr kam ein Einzelhandelsbetrieb für Autozubehör und -chemie in der Dr.-von-Schmitt-Straße dazu. Am heutigen Standort mit rund 800 Quadratmetern Lager und Verkaufsfläche ist die Firma seit 1983. "Wir haben Tag und Nacht mit Liebe dafür gearbeitet", sagt Christine Nastvogel.


Rettung für die Basketballer

Gefragt nach einem besonders ungewöhnlichen Auftrag, fällt dem Ehepaar zunächst nichts ein. Doch dann klingelt nochmal das Telefon. Manfred Nastvogel erzählt: "Unsere Tochter war bei einem Basketball-Spiel in der Arena. Ein Liga-Punktspiel. Sie rief mittendrin an und sagte ,Papa, du musst unbedingt herkommen und helfen'. Es war das Brett hinter einem Korb abgebrochen. Ich konnte dazu beitragen, dass innerhalb der Halbstundenfrist alles wieder in Ordnung war. Danach wäre die Partie für die Baskets nämlich als verloren gewertet worden."