Schockfoto sorgt in Scheßlitz für Aufsehen
Autor: Anette Schreiber
Scheßlitz, Mittwoch, 08. Juli 2020
Wild auf Wiesen und in Wäldern hat derzeit Nachwuchs. Frei umherlaufende Hunde sorgen da für großen Stress. Bei Scheßlitz sorgt eine Präventions-Aktion für Aufsehen.
Ein totes Reh. Daneben zwei gleichfalls tote, ungeborene Kitze. Kein schöner Anblick auf dem großen Foto am Weg zwischen Zeckendorf und Scheßlitz. Seit Wochen hängt es hier und sorgt für Diskussionen. Das soll es auch, wollen Alexandra Schunk und ihr Vater Dieter. Es habe immer wieder Fälle gegeben, wo sie von freilaufenden Hunde gehetzte Rehe gefunden haben. Im vergangenen Jahr auch an der Stelle im Jagdrevier unterhalb der Giechburg, wo nun das Foto hängt. Die Jäger möchten für die Bedürfnisse des Wildes in der so genannten Brut- und Setzzeit sensibilisieren, so dass möglichst keine Tiere gestört und gehetzt werden und schlimmstenfalls deswegen verenden.
Nachdem zunächst nur das Bild mit den toten Rehen am Weg lag, wurde in der ortsbezogenen Facebook-Gruppe daraufhin die Frage gestellt, was es denn damit auf sich habe. Da brachte sich dann auch Steffi Götz ein. Sie ist in der Kreisgruppe Bamberg des Bayerischen Jagdverbands für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und kennt Alexandra Schunk und deren Vater, die das Plakat angebracht hatten. Der Fränkische Tag hat bei ihr nachgefragt. Steffi Götz begrüßt die Diskussion, deren Ziel mehr Sensibilität, mehr Rücksicht auf einander sein soll.
Sehr wohl hat die 43-Jährige Verständnis für das Bedürfnis, im Wald Erholung zu finden. Schließlich ist das Betretungsrecht des Walds im Bayerischen Waldgesetz verankert. Was sie sehr vermisst hingegen, ist eine Anleinverordnung für Hunde in Wald und Flur , gerade zu den für das Wild kritischen Zeiten. Wenn also Tiere kurz vor der Geburt des Nachwuchses stehen oder dieser erst stattgefunden hat. "Wenn dann Hunde frei und abseits der Wege herumrennen, bedeutet das Stress fürs Wild." Das sei so, als ob ständig Wildfremde durch die eigene Wohnung rennen würden, bemüht sie einen Vergleich.
Wenn Wildtiere brüten und Nachwuchs haben, brauchen sie besonders Ruhe, führt Götz weiter aus. Diese Zeit ist in Bayern vom 1. April bis 15. Juli definiert.
Keine schöne Sache
"Ein Hund hat keine Chance, ein gesundes Reh zu erwischen", verdeutlicht die BJV-Öffentlichkeitsdame. Ein trächtiges Reh dagegen sei natürlich träger und leichtere Beute. Selbst für Jäger sei es dann "keine schöne Angelegenheit", wenn sie so ein verendetes Tier finden, oder erlösen müssen, ergänzt Alexandra Schunk.
Jäger zu sein bedeute schließlich nicht nur Wild zu schießen, sondern zu hegen, zu pflegen, Wildwiesen anzulegen und Wild auch zu retten, machen die Damen deutlich. So schützen sie in Wiesen abgelegte Rehkitze vor Tod bringenden Mähwerken. Steffi Götz und ihr Mann haben eigens eine Drohne sowie eine Wärmebildkamera angeschafft. Bevor Landwirte Wiesen abmähen, lassen sie die Drohne diese abfliegen, suchen die Tierbabies und bringen sie in Sicherheit. "Die haben noch keinen Fluchtreflex", erklärt Steffi Götz. "23 Stück haben wir auf 270 Hektar heuer schon gerettet und waren dafür 25 Stunden unterwegs", meldet sie den bisherigen Erfolg.
Kein Wunder, wenn sie null Verständnis für Hundebesitzer aufbringt, wegen deren Ignoranz Rehe oft qualvoll verenden. Ganz abgesehen davon, dass ein totes Reh auch einen finanziellen Schaden von mindestens 100 Euro bedeutet.