Warum das Baugebiet "Jungkreut" in Bamberg keine Chance mehr hat
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Freitag, 16. November 2018
Das umstrittene Baugebiet am Michelsberger Wald war kaum ins Gespräch gebracht und ist doch schon wieder erledigt. Der Grund liegt im Untergrund.
Selten hat ein Baugebiet die Bevölkerung derart entzweit wie das "Jungkreut" oberhalb von Gaustadt. Eine Art Filetstück zwischen Wald und Sylvanersee. Da gibt es jene Bamberger, die sich schon Hoffnungen auf einen von 250 Bauplätzen machten, stadtnah und dennoch im Grünen gelegen. "Wir sind schon lange auf der Suche nach finanzierbarem Eigentum im Bamberger Stadtgebiet", schreibt uns Michael Wagner. Gleichzeitig liefen nicht wenige Anwohner Sturm gegen das "riesige Baugebiet, das Wiesen und Felder zerstören würde, "wertvollen Lebensraum für Insekten und Kleintiere".
Doch nun sieht es so aus, als ob der Streit zu Ende wäre, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Jedenfalls hält Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) die geplante Bebauung für nicht mehr realistisch, nachdem die Stadtwerke in einer Sitzung des Aufsichtsrats auf einen wichtigen Umstand hingewiesen haben: Das immerhin 11 Hektar große "Jungkreut" liegt, bisher unbeachtet, mitten in einem Wasserschutzgebiet.
Schutzzone seit 2010
Tatsächlich existiert seit dem Jahr 2010 eine Schutzzone, die vom Brunnen auf dem Gelände der Hofer Schützengilde weit über die benachbarten Häuser bis zum Wald reicht und jede neu hinzukommende Bebauung kategorisch untersagt. 35 000 Kubikmeter Wasser im Jahr, schüttet die Quelle nach Angaben der Stadtwerke in gleichbleibend hochwertiger Qualität, das entspricht in etwa dem Bedarf von rund 200 Haushalten. "Käme das Baugebiet, dann wären wir gezwungen, den Brunnen stillzulegen. Bleibt der Brunnen, darf es kein Baugebiet geben", beschreibt Giersberg die Handlungsalternativen.
Als erste politische Stadtrats-Fraktion hat die SPD die Reißleine gezogen und das mit großen Erwartungen angegangene Neubaugebiet wieder politisch zu Grabe getragen. "Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum hat für die SPD-Stadtratsfraktion oberste Priorität, aber nicht um jeden Preis", fasst SPD-Stadträtin Ingeborg Eichhorn den Gesinnungswandel zusammen, der die SPD in den letzten Wochen erfasst habe. "Wir waren am Anfang ganz euphorisch, weil wir Wohnraum schaffen wollten, doch im Laufe der letzten Wochen und bei vielen Zusammenkünften mit Bürgern setzte bei uns ein Umdenken ein. Die Probleme, die sich durch den Wasserschutz und die Erschließung ergeben, sind einfach zu groß", sagt Eichhorn.
Erleichterung bei Anwohnern
Bei den betroffenen Anwohnern dürfte die Nachricht vom vorzeitigen Aus des neuen Baugebiets Erleichterung auslösen. Glaubt man SPD-Stadträtin Annerose Ackermann, hat sie zusammen mit Anwohnern rund 600 Unterschriften gesammelt. Aus ihrer Sicht spricht gegen das Jungkreut vor allem dessen Dimensionierung mit einer Größe von rund 15 Fußballfeldern und über 200 Baurechten. "Das hat bei uns sehr viel Unruhe und Unverständnis ausgelöst."
Direkt betroffen wäre auch Trutbert Sünkel, der an der heutigen Baugrenze in der Vogtstraße wohnt. "Für uns ist das eine positive und auch überraschende Entwicklung, " sagt Sünkel, fragt sich allerdings auch, wie es dazu kam, dass die Erkenntnis über die Grenzen eines seit acht Jahren existierenden Wasserschutzgebiet erst so spät bekannt geworden sind. "Das klärt man doch im Vorfeld."
Unverbindliche Planung
Wie geht es nun offiziell weiter mit dem Jungkreut? Hört man die Stadt, ist ein Rahmenplan ein unverbindliches Planungsinstrument als Vorstufe zu einem Bebauungsplanverfahren, eigens dafür gemacht, um ein so komplexes Vorhaben breit zu diskutieren. Mit dem Jungkreut werde sich der Bausenat dann wieder befassen, wenn die Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der Behörden geprüft sind, heißt es auf Nachfrage im Planungsamt.