In der Ellernbach-Schlucht zwischen Herzogenreuth und Tiefenellern wurden eine neue Trasse durch den Fichtenbestand gezogen und der alte Weg verbreitert. Der Förster sagt: "Es musste sein."
Rudolf Volke ist entsetzt über den Zustand der einst so romantischen Schlucht zwischen Herzogenreuth und Tiefenellern, durch die der Ellernbach fließt. "Es schaut verheerend aus. Anscheinend beinhaltet die Widmung ,Geschützter Landschaftsbestandteil' keinerlei Schutzwirkung."
Volke berichtete von einem neuen, bis zu vier Meter breiten Weg vom Wasserhaus Herzogenreuth bis zum oberen Ausgang der Schlucht. "Der Abraum wurde einfach in die Tiefe gekippt. Der ehemalige Quellbereich des Ellernbaches wurde mit Aushub und Bäumen, von denen es nicht aussieht, als sollten sie jemals entfernt werden, verfüllt." Den mildesten Begriff, den Volke für die Verantwortlichen dieser Naturzerstörung findet, ist das Wort "unsensibel".
Und tatsächlich, im Waldstück zwischen Tiefenellern, einem Ortsteil von Litzendorf, und Herzogenreuth, das zu Heiligenstadt gehört, ist das schöne Bachtal in einem bedauernswerten Zustand. Auf einer Länge von 365 Metern bietet der insgesamt 939 Meter lange Weg einen schauerlichen Eindruck. In Höhe des Wasserhäuschens ist er mit rund vier Metern deutlich breiter als früher.
Ein Stück oberhalb ist der alte Pfad überhaupt nicht mehr begehbar. Stattdessen gibt es parallel dazu auf der linken Bachseite eine neue, für schwere Fuhrwerke geeignete Trasse durch den Fichtenbestand. An den Hängen über dem Bachlauf liegen kreuz und quer entwurzelte und abgesägte Baumstämme.
Waldstück gehört zu Heiligenstadt Von Tiefenellern her ist der Weg derzeit gesperrt; die Holzverbauung lässt sich aber ohne Weiteres umgehen. Von Herzogenreuth aus hinunter ins Tal ist der Weg nicht verbarrikadiert. Rudolf Volke findet es bemerkenswert, dass dort immer noch das Schild steht mit der Aufschrift "Geschützter Landschaftsbestandteil". Er meint, dass es angesichts des augenscheinlichen Naturfrevels mit dem Schutz der Landschaft nicht sehr weit her sein könne.
Das Waldstück gehört zu Heiligenstadt. Im Auftrag der Marktgemeinde ist der staatliche Revierförster Hans-Peter Schreier dafür verantwortlich. Die von ihm angeordneten Bau- und Waldpflegemaßnahmen sind mit den Naturschutzbehörden der Regierung in Bayreuth und des Bamberger Landratsamtes bis ins Detail abgestimmt worden - was die Pressesprecherin des Landkreises, Sabrina Großmann, auf Anfrage bestätigt.
Aus Sicht von Schreier stellte sich die Situation in der Schlucht am Ende des vergangenen Winters dramatisch dar. Der Wald, insbesondere die 40 bis 50 Jahre alten Fichtenbestände im oberen Bereich des linken Ufers, hatten durch Schneelasten starken Schaden genommen. Auf einer Fläche von zweieinhalb Hektar war der Wald "schwer durchbrochen". Ganze Bäume waren umgefallen. Abgebrochene Äste drohten, auf den Wanderweg zu stürzen. Sogar starke Buchen und Eschen auf der oberen Strecke bis zum Wasserhaus seien schwer beschädigt gewesen, sagt Schreier.
Auf der Stromleitung, die die Pumpe des Wasserhauses mit Energie versorgt, lagen Bäume. An dieser Stelle war der Fußgängerpfad nach Auskunft von Schreier fast komplett in den Bach gerutscht und nicht mehr passierbar. Der Weg ist mittlerweile wieder hergestellt, indem das entstandene Loch mit "zwölf oder 13 Lastwagenladungen" verfüllt wurde. "Man kann die Erde ja schlecht im Rucksack hintragen", verteidigt Schreier den Neubau des Wegstücks auf der rechten Bachseite. Zum Entsetzen von Rudolf Volke, der mit dem Zollstock nachgemessen hat, ist er mit beinahe vier Metern fast doppelt so breit wie vorher.
Hartholz bleibt liegen Der Wald muss nach Auskunft von Förster Schreier unbedingt aufgeräumt werden, und das aus zwei Gründen: zum einen wegen der erhöhten Verkehrssicherungspflicht an diesem gut frequentierten Wanderweg; zum anderen, weil liegengebliebenes Fichtenholz ein optimaler Nährboden für den Borkenkäfer ist - dessen Auftreten der Förster unbedingt vermeiden muss.
Das Fichtenholz wird deshalb in den nächsten Wochen komplett entfernt. Das Hartholz bleibt liegen und dient in diesem Flora-Fauna-Habitat (siehe Infokasten) der Ansiedlung von Pflanzen und Tieren, die Totholz zum Leben brauchen. Auf längere Sicht soll die derzeit noch bestehende Fichten-Monokultur laut Schreier in einen Mischwald umgebaut werden.
"Danach wächst er wieder zu" Dass ein neues Wegstück auf der linken Seite des Bachlaufs durch den Fichtenbestand gebaut werden musste, liegt an der vorspringenden Felsnase neben dem alten Wanderweg auf der rechten Seite. Der Felsen musste - so die Auflage der Naturschützer - unangetastet bleiben. Schreier verspricht, dass dieser neue Weg ausschließlich für die aktuell anstehenden Aufräum- und Pflanzarbeiten genutzt werden wird. "Danach wächst er wieder zu."
Bürgermeister Helmut Krämer aus Heiligenstadt bittet um Verständnis für die Baumaßnahmen. Die Zufahrt sei nötig, um den Wald pflegen und bewirtschaften zu können. "Um das Bruchholz abzufahren, braucht man eben eine Straße."