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Schmuckstück für Studierende in Bamberg kostete 6,6 Millionen Euro


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Montag, 20. Oktober 2014

Der Freistaat schuf im historischen Dachstuhl des Einzeldenkmals "Am Kranen" in Bamberg für viel Geld optimale Arbeitsbedingungen für Studierende.
Eine dezente Stahlkonstruktion hält das uralte Dachwerk zusammen. Vor der Sanierung war der Raum nicht nutzbar. Jetzt wurden dort 20 Arbeitsplätze für Studierende eingerichtet, die für ihre Abschlussarbeiten Funde auswerten.Foto: Ronald Rinklef


Vor fünf Jahren hätte Professor Ingolf Ericsson nicht geglaubt, dass einige seiner Archäologie-Studierenden einmal just da arbeiten würden, wo zuvor der "echte Hausschwamm" wütete: im historischen Dachstuhl des Einzeldenkmals Am Kranen 14. Nach dem Abschluss der in jeder Hinsicht aufwändigen Sanierung hat das Institut für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte (IADK) der Universität nun optimale Arbeitsbedingungen.

Schreck mit Happy End

Indem das Dach ausgebaut wurde und ein neues Rückgebäude dazugekommen ist, steht den angehenden Denkmalpflegern und Kunsthistorikern Am Kranen 14 sogar wesentlich mehr Platz zur Verfügung als vorher. Fast vergessen scheint schon der Schreck, der Nutzer und Verantwortliche im Juni 2009 ereilte, als das Haus wegen Einsturzgefahr Hals über Kopf hatte geräumt werden müssen.

Im Nachhinein zeigt sich auch Universitäts-Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser froh, wie sich alles zum Guten entwickelt habe.

Vor ziemlich genau einem Jahr zogen die drei im IADK vereinten Lehrstühle schon wieder zurück. Sie nahmen das sanierte Haus ohne Aufhebens und Festakt in Betrieb.

6,6 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern seit 2011 in diesen Uni-Standort investiert. Der Betrag beinhaltet auch die Miete für Ausweichquartiere, die zwischen 2009 und Herbst 2013 gebraucht wurden. Die Lokalredaktion verschaffte sich bei einem Ortstermin einen Eindruck davon, was mit dem stattlichen Betrag an Steuergeldern Am Kranen 14 gemacht wurde.

Genau genommen steht die Adresse für zwei Häuser: Da ist der barockisierte Altbau, der jetzt wieder ein Blickfang im Stadtbild ist. In der Tiefe des Grundstücks gehört ein moderner, L-förmiger Neubau dazu. Eine rot gestrichene Klinkerfassade kaschiert den Beton darunter. In beiden Häusern wurden großzügig bemessene, helle Büros geschaffen. Zusätzlich gibt es jetzt mehrere Seminarräume, die groß genug sind, um Besucher und Klassen einzuladen. Erste Veranstaltungen für eine interessierte Öffentlichkeit hätten schon stattgefunden und viel Zuspruch gefunden, berichtet Ericsson.

Transparenz in jeder Hinsicht

Transparenz sei der Hochschule wichtig, sagt auch die Kanzlerin. Das solle durchaus in der Bauweise zum Ausdruck kommen. Als ein Beispiel dient ihr die Instituts-Bibliothek im Erdgeschoss des Altbaus. Wer will, kann von draußen einen Blick hinein werfen.

Glasfronten statt Mauern prägen auch den Verbindungsbau zwischen dem Einzeldenkmal und dem Neubau. Das Tageslicht von hinten reicht bis ins historische Treppenhaus und setzt es in Szene. In nagelneuen Vitrinen mit indirekter Beleuchtung präsentiert die Archäologie einige Exponate, die sie im "eigenen Haus" fand: Bei Grabungen vor Sanierungsbeginn waren unter anderem kleine Würfel aus Knochen und spätmittelalterliche Tongefäße zum Vorschein gekommen.