Schlosshotel Reichmannsdorf stellt Insolvenz-Antrag
Autor: Hans-Werner Penning
Reichmannsdorf, Donnerstag, 31. Januar 2013
In Reichmannsdorf drücken Altlasten auf den Ertrag des vor anderthalb Jahren neu eröffneten Hauses. Dabei ist das Hotel bisher meist ausgebucht und auch die aktuellen Vorreservierungen sind gut. Deshalb soll nach dem Willen der Gläubiger die Geschäftsführung weitermachen.
Große Verwunderung herrschte am Donnerstag in der Stadt Schlüsselfeld. Das "Schlosshotel Reichmannsdorf" sollte Insolvenz angemeldet haben? Vor eineinhalb Jahren in Betrieb gegangen, erfreut sich das Haus seither bei den Gästen großer Beliebtheit, namhafte Firmen richteten Tagungen aus, nicht alle Übernachtungswünsche konnten erfüllt werden. "Auch jetzt ist das Haus voll und die Vorreservierungen sind gut", sagt Gerald Hauke als Pressesprecher des Hauses.
Und doch trifft es zu, dass ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Allerdings nicht, weil im Hotel schlecht gewirtschaftet worden wäre. "Deshalb ist das Besondere daran, dass die Gläubiger die Geschäftsführung gebeten hat, den Betrieb weiter zu führen. Es handelt sich also um einen Regelinsolvenzantrag in Eigenverwaltung. Ein Insolvenzverwalter wird vorläufig nicht bestellt", stellt Hauke heraus.
Warum aber dann dieser Schritt? Was auf das Ergebnis drückt, seien die Altzinslasten, so Hauke. Aus der Umbauphase des Hotels vor der letztlichen Sanierung rühre eine Verschuldung im einstelligen Millionenbereich, im wesentlichen finanziert von drei Banken. Durch den langen Leerstand seien die Sanierungskosten auch nicht niedriger geworden. Vor etwa drei Wochen wurde deshalb eine Unternehmensberatung eingeschaltet, die eine Analyse vorgenommen habe. Die Erkenntnis daraus: Es kann eng werden, und dem Vorwurf einer Insolvenzverschleppung wollte sich in Reichmannsdorf niemand aussetzen.
Verbesserung scheint nicht möglich
Weil eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation kaum möglich schien - das Haus ist wie gesagt voll belegt - sei man jetzt diesen Schritt gegangen. Eine Entscheidung über den Antrag war übrigens beim Bamberger Insolvenzgericht zum Zeitpunkt unserer Anfrage am Donnerstag Nachmittag noch nicht getroffen. Keinerlei Auswirkungen wird der Insolvenzantrag auf die 38 Mitarbeiter des Hotels haben.
Im Gegenteil: "Wir werden eher mehr Personal brauchen", sagt Gerald Hauke. Denn bisher habe das Personal "am Limit" gearbeitet. "Und auch unser Kooperationspartner für Marketing und Vertrieb, ,Best Western', will, dass es weitergeht", unterstreicht Hauke. Sollte dem Antrag stattgegeben werden, seien über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit die Gehälter sowieso für die kommenden drei Monate gesichert.
Aber wie ist die Situation nachhaltig zu entschärfen? "Wir brauchen eine juristische Lösung", sagt Gerald Hauke. Alle Beteiligten seien zu einer gemeinsamen Lösung bereit. Ob es dazu kommen wird? "Die Banken haben jedenfalls kein Interesse daran, den Stecker zu ziehen." Man ist zuversichtlich, die schwierige Situation bewältigen zu können.
Wie plötzlich man sich zu dieser Entscheidung durchgerungen hat, zeigte ein Anruf im Schlüsselfelder Rathaus. Er wisse davon "definitiv nichts", zeigte sich Bürgermeister Georg Zipfel (BBL) überrascht. Sein Eindruck sei ebenfalls, dass das Schlosshotel sehr gut ausgelastet sei. Teilweise wurden Veranstaltungen sogar nicht angenommen, weil sie nicht mehr bewältigt werden konnten. Weniger mit dem Schlosshotel zu tun habe die Sanierung der Ortsstraße "Kirchberg". Es wurden aber auch da Gespräche geführt, weil man die Straße nicht sanieren wollte, so lange die Bauarbeiten im Schloss laufen, sagt Zipfel. Doch im Frühjahr kann es losgehen - so oder so.