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Schloss Seehof: Buddhas Hand im Blumentopf


Autor: Sabine Christofzik

Schloss Seehof, Donnerstag, 18. August 2016

Schloss Seehof bei Sonnenaufgang: ein Traum für Frühaufsteher. Aber nicht für junge Tauben.
Foto: Sabine Christofzik


Also, um das zu hören, hätte ich nicht aufstehen müssen. So ein Vieh trippelt mit schöner Regelmäßigkeit auch auf der Dachrinne über meinem Schlafzimmerfenster herum und rugruuuhhht, was die Kehle hergibt.

Was dringt als Erstes an mein Ohr, als ich das Tor neben der Orangerie von Schloss Seehof durchschreite? Kiesknirschen unter den Schuhen, freilich. Und das Rufen eines Täuberichs. 6.10 Uhr. Das scheint die Zeit zu sein, wo diese Burschen allerorten Lärm machen.


Fensterladen-Parade

Seehof bei Sonnenaufgang. Reichen da zehn Minuten, um alle Motive einzufangen, die sich aufdrängen? Sie reichen nicht. Deshalb: nur Schwenk nach rechts, vom Tor aus gesehen. Gar zu schön ist die Reihe der riesigen, aufgeklappten Fensterläden. Doch der Belichtungsmesser des Handys lässt sich nicht austricksen: Er macht den blauen Himmel weiß. Rumfummeln und die Einstellungen verändern gib's jetzt nicht. Geht alles von der Zeit ab.

Von weitem ins Auge fällt unter den kleinen Zitrus-Büschen auf einem Holzpodest eine seltsam geformte Frucht von außergewöhnlich leuchtender Farbe. Eine Schweizer Pomeranze kann es nicht sein, die da ihren Weg aus dem immergrünen Laub auf die Planken gefunden hat. Es ist eine kleine Stoff-Ente. Wer die jetzt wohl vermisst?

Ein paar Töpfe weiter streckt sich dem Betrachter ein Fingergewirr entgegen. "Buddhas Hand" (Citrus medica Digitata) ist fast ein bisschen gruselig.

Kehrtwende bei der farblich gut getarnten Satelliten-Schüssel auf dem Dach des Gärtnerhäuschens. Und mal reinschauen zur Statuenversammlung im Ferdinand-Tietz-Museum. Da hat doch schon jemand anderes seine Nase an der Scheibe plattgedrückt.


Bäumchen in Reih und Glied

Die Sonne zeigt sich langsam und macht das schmiedeeiserne Tor zum Scherenschnitt. Ein Hoch auf die "Belichtungeinstellung für Faule", die gelegentlich doch ganz praktisch ist.

Marsch zur Wiese und den akkurat ausgerichteten Töpfen mit den Zitrusbäumen. Jetzt das Motiv aufnehmen, das jeder knipst? Meinetwegen. Auf dem Rückweg noch mal kurz zu den Statuen hinter Glas. Nun auf der anderen Seite des Raums. Mobiltelefon mit der Hand abstützen und - hopsa, da ist der nächste Fleck an der Scheibe.

Ja was liegt denn dort? Hellgrau und dunkelgrau, auf mittelgrauem Kies? Sieht nach junger Taube aus. Das lässt sich nicht so genau sagen, denn der Kopf fehlt. Beim Reinkommen ist sie mir überhaupt nicht aufgefallen. Da hat jemand Vierbeiniges oder Zweiflügeliges schon gefrühstückt.

So soll aber der Fotostreifzug nicht enden. Deshalb draußen vor dem Tor schnell noch die Linse aufs Getreidefeld richten. Außer Konkurrenz gewissermaßen, denn die Zeit ist um.
Daheim wartet der Täuberich. Irgendwo in sicherer Entfernung.