Schlimmster Kreisel Deutschlands: Radfahrer kritisieren Hallstadt
Autor: Sebastian Schanz
Hallstadt, Mittwoch, 19. Juni 2019
Bei einem bundesweiten Negativpreis für miserable Radwege kommt der Hallstadter Kreisverkehr am Hafen auf Platz 3. Die Jury kritisiert die "gefährliche Wegführung". Stadt und Landratsamt sehen dennoch keinen Änderungsbedarf.
Den sogenannten "Pannenflicken" verleiht die Radfahrinitiative Cycleride jedes Jahr an Städte, Gemeinden und Landkreise, die "allzu offensichtlich nicht an den Radverkehr denken und fahrlässig die Gesundheit von Radfahrern gefährden". Die ungeliebte Bronzemedaille ging heuer nach Hallstadt - für den Kreisverkehr an der Emil-Kemmer-Straße.
"Mit Kindern brauchst du da nicht drüber fahren", sagt Oliver Grell, der mit seiner Frau Petra gerade heil die ausgeschilderte Radroute in Richtung Innenstadt hinter sich gebracht hat - doch sicher gefühlt habe er sich nicht. Zu schmal, zu verwinkelt, zu leicht zu übersehen ist der rot markierte Radweg. "Ich hab' kurz überlegt, die Autospur zu verwenden", sagt Grell.
"Mit reichlichem Aufwand hat man einen riesigen Kreisverkehr neu gestaltet und dabei offensichtlich den Radverkehr vergessen", kritisiert die Jury des bundesweiten Negativpreises, bestehend aus Vertretern großer Radfahrverbände.
Konkret wird bemängelt, dass bei den Zufahrten des Kreisverkehrs zunächst keinerlei Radwege vorhanden sind - erst kurz vor dem Kreisverkehr sind Radspuren ausgewiesen. "Sie führen in viel zu geringen Breiten von teils nicht einmal 90 Zentimetern, mit engen Verschwenkungen, über Verkehrsinseln, über die maximal ein Normal-Fahrrad ohne Anhänger passt und führen dahinter wieder auf abenteuerliche Weise zurück", erklären die Juroren.
Doch wie könnte es aus ihrer Sicht besser gemacht werden? "Bei einer sicheren Radverkehrsführung wird der Radler auf der allgemeinen Fahrbahn durch den Kreisel geführt, alternativ über großzügige Radwege mit erheblich größeren Breiten und vorrangige Radwegsfurten außen herum", erklärt die Initiative. Dabei würden die Furten am besten als erhöhte Schwellen realisiert, um den Autoverkehr zu verlangsamen. "Dies böte Klarheit und Sicherheit. In Hallstadt hat man etwas Eigenes erfunden, was unnötig gefährdet und verunsichert."
Bernd Sluka, zugleich bayerischer Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), urteilt deutlich: "Hier werden die Sicherheitsbelange der Radfahrer aufs Gröbste verletzt." Gar von "Inkompetenz" und "Versagen" spricht Klaus Wörle vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Kritik prallt ab
Die Stadt Hallstadt weist die Kritik zurück: "Es gibt keine Pläne etwas zu ändern, da der Kreisverkehr den Normen entspricht." Die Verwaltung verweist dabei auf ein Urteil aus dem Jahr 2015 des Verwaltungsgerichts Bayreuth, das der Stadt schon damals Recht gab.