Nach kontroversen Debatten im Vorfeld hat sich der Finanzsenat des Bamberger Stadtrates weitestgehend einmütig dazu entschlossen, das Fleischzentrum zur GmbH umzuwandeln. Regionalität, Tierwohl und faire Arbeitsbedingungen sollen den Betrieb prägen, schreiben die Stadträte fest.
"Privatisierung dient nicht dem Tierwohl", lautet die Botschaft der sieben Demonstrantinnen vor dem Kongresszentrum. Und auch drinnen im Hegelsaal betonen Vertreter fast aller Parteien, wie wichtig eben jenes Tierwohl sei. Um diesen Wert großzuschreiben, so die Argumentation der Stadträte, brauche Bamberg einen stark aufgestellten, regionalen Schlachthof mit hohen Qualitätsstandards und fairen Arbeitsbedingungen. Grundsätze, die in der neuen städtischen Fleisch-GmbH maßgeblich sein sollen: Tierschutz und Regionalität werden in der Präambel des Vorhabens festgeschrieben.
Die CSU-BA-Fraktion hatte für diese Ergänzung gerungen, nachdem gerade von ihr im Vorfeld Kritik geäußert wurde. Lange Verhandlungen prägten die vergangenen Tage. Am Ende stimmten auch die CSU-BA-Vertreter für den Beschluss: Die Entscheidung, den Bamberger Schlachthof zur eigenständigen Tochterfirma der Stadt zu formieren, fassten die Stadträte beinahe einstimmig.
Nur Stephan Kettner stimmte für BaLi und die Partei dagegen, fürchtete entgegen der gesteckten Ziele "durch die Privatisierung eine Schlechterstellung der Arbeitnehmer" und einen Anstieg der Schlachtzahlen.
"Es geht nicht darum, den Bamberger Schlachthof in einen Großschlachthof umzuwandeln und in die Hände der ganz Großen zu treiben", betonte dagegen Wolfgang Grader, Sprecher für Grünes Bamberg. Eine gewisse Abhängigkeit von den Großkunden Tönnies und Südfleisch sei freilich dem Markt geschuldet. Aber als GmbH könne der städtische "Musterbetrieb" besser auf moderne Herausforderungen reagieren.
Welche Strategie die Fleisch-GmbH fahren wolle, soll der Stadtrat im Sommer 2021 beschließen - ein Punkt, der Ursula Redler (CSU-BA) am Herzen lag, die eine "ergebnisoffene Diskussion darüber bis heute vermisst". Immerhin werde diese Strategiediskussion nachgeholt. Redler hob außerdem den Verbleib der "Immobilien in den Händen der Stadt" und den Schutz des städtischen Haushaltes durch das Insolvenzrecht hervor - im Falle einer Pleite muss Bamberg nicht zwingend einspringen. Obwohl Skepsis bleibe, könne ihre Fraktion nach guten Gesprächen mit der Stadtverwaltung nun letztlich zustimmen. Faire Arbeitsbedingungen rückte Heinz Kuntke, Fraktionssprecher der SPD, in den Fokus. "Wir werden auch weiterhin dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer gut behandelt werden", versprach er. "Wir wollen keinen Großschlachthof, sondern setzen auf Regionalität."
Im Artikel der Dienstagausgabe hieß es, Jakob Wernsdorfer sei ehemaliger Leiter des Schlachthofes gewesen. Das ist falsch. Korrekt ist: Er war Geschäftsführer der Lohnschlächter.