Ein Schauspieler im Wartestand
Autor: Redaktion
Bamberg, Mittwoch, 27. Januar 2021
Die Pandemie hat Ansgar Sauren einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kaum war er in Bamberg angekommen, stand das E.T.A.-Hoffmann-Theater still.
Den Berufseinstieg hatte sich Ansgar Sauren anders vorgestellt, aber er will sich nicht beschweren. Als festangestellter Schauspieler sei er zu Zeiten einer globalen Pandemie in einer unglaublich privilegierten Lage. Und dennoch: Seine Arbeit fehlt ihm sehr und er hofft, dass das Publikum des E.T.A-Hoffmann-Theaters Bamberg ihn und seine Schauspielerkollegen ebenso vermisst.
Der 28-Jährige fragt sich, welche Konsequenzen die Pandemie längerfristig für die Kulturlandschaft haben wird: "Die Frage ist nicht, wie kommen wir, so schnell es geht, zur Normalität, sondern an welchem Punkt sind wir jetzt, was sind die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, wie können wir diese Zäsur jetzt nutzen, wie können wir den Bruch fruchtbar machen? Das ist die Chance, die wir als Theater haben."
Ein gutes Gefühl
1992 in Aachen geboren, wuchs Ansgar Sauren im tiefsten Rheinland auf. Zunächst wollte er Medizin studieren, am Ende entschied er sich für ein Schauspielstudium. In der Oberstufe war er Teil der Theater-AG, wo er auch seine erste große Rolle spielte: den Andri in Max Frischs "Andorra" . Nach dem Besuch einer privaten Schauspielschule in Köln arbeitete er mehrere Jahre frei als Schauspieler , spielte viel für wenig Geld. 2016 begann er an der Folkwang-Universität der Künste in Bochum und Essen sein Schauspielstudium. Noch vor Ende seines Studiums Anfang 2020 wurde er nach Bamberg zum Vorsprechen eingeladen, hatte dort ein gutes Gefühl - und entschied sich für Bamberg .
Im "Kirschgarten" und beim Liederabend "Schöne Aussichten" in der Regie von Intendantin Sibylle Broll-Pape stand er im Oktober 2020 erstmals auf der Bamberger Bühne. Zuvor hatte er sich bereits in der Stadt bewegt, durch die Stadt, mit der Stadt. Ansgar Sauren erzählt davon, wie sich Oberfranken von Rheinland unterscheidet: sprachlich, kulturell und historisch. Er habe sich willkommen gefühlt, von der Stadt und ganz besonders auch von seinen Kollegen.
Noch bevor Ansgar Sauren in Bamberg ankam, hatte sich schon das halbe Ensemble bei ihm gemeldet: "Wir freuen uns, dass du kommst, und darauf, dich kennen zu lernen und mit dir zu arbeiten. Wenn Du ein paar Geheimtipps brauchst oder Hilfe beim Umzug, oder dich auf dem Balkon treffen möchtest - fühl dich eingeladen." Nach seiner Ankunft in Bamberg habe sich gezeigt: Das waren keine leeren Floskeln.
Ansgar Sauren empfindet das E.T.A-Hoffmann-Theater als einen familiären Betrieb. Die Schauspieler und die Kollegen aus den Gewerken kommen aus den unterschiedlichen Teilen des Landes.
Die Vielfalt der Biografien ist groß. An den fränkischen Dialekt hat er sich schnell gewöhnt. Ohnehin hegt Sauren eine Faszination für Dialekte und Akzente: "Ich finde es schade, dass Dialekte verschwinden und aussterben. Meine Familie ist im Rheinland verwurzelt und wenn meine Großeltern und mein Papa sich zusammensetzen und sich unterhalten und Aachener Platt miteinander sprechen, habe ich es schon als Kind geliebt und es hat mich fasziniert, dass ich kein Wort von dem verstehe, was die da sagen."