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Sauna-Steuer: Bambados will Preise nicht anheben


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 04. November 2014

Der Mehrwertsteuersatz für Saunabäder soll von sieben auf 19 Prozent angehoben werden. Möglicherweise geben Badbetreiber in der Region die Erhöhung an die Kunden weiter. Ein Bad verspricht, dass die Saunapreise nicht angepasst werden: Das Bambados.
Saunameister Alexander von Wahlberg macht im Bambados einen Aufguss. Foto: Matthias Hoch


Gerade Bambergs Sport- und Freizeitbad, das nach wie vor rote Zahlen schreibt, wird die Preise für die Saunalandschaft nicht erhöhen. Rund 2,1 Millionen Euro betrug das Defizit des Bades im Jahr 2012, aktuellere Zahlen gibt es noch nicht.

Doch die Sauna läuft gut. Im Jahr 2012 nutzen rund 38 000 Gäste das Angebot, 2013 waren es an die 53 000 und für 2014 wird mit etwa 60 000 (Prognose nach dem dritten Quartal) Saunafreunden gerechnet. Für sie überbringt Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg die gute Nachricht: "Wenn die Anhebung der Mehrwertsteuer zum ersten Juli 2015 in Kraft tritt, werden wir die Preise nicht anpassen."

Die Betreiber anderer Bäder mit Saunalandschaft im Raum Bamberg legen sich derzeit noch nicht fest.
Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat mit einem Schreiben vom 28. Oktober festgelegt, dass ab dem 1.

Juli 2015 die Umsatzsteuerermäßigung für Saunabäder bei 19 statt bisher sieben Prozent angesetzt werden muss. "16,3 Millionen Besucher öffentlicher Saunabäder in Deutschland werden nach dem Willen der Finanzbehörden der Länder mit Preiserhöhungen rechnen müssen", warnt der Deutsche Sauna-Bund in einer Mitteilung. Er vertritt öffentliche und private Saunabetreiber, außerdem Hersteller und Händler von Saunabedarf.

Nach Berechnungen des Sauna-Bundes wird es in den öffentlichen Saunabädern wegen der Steuererhöhung zu erheblichen Besucherrückgängen kommen. Allein die Zahl der wöchentlichen Saunabesucher werde um etwa zehn Prozent abnehmen und zu einem finanziellen Verlust in der Branche von 70 Millionen Euro führen, schätzt der Verein. Gar von einem "Bädersterben" ist die Rede.

Dass es gar so drastisch kommt, glaubt Heiner Sauer nicht. Der Saunagast kommt gerade aus dem Bambados, geht aber gelegentlich auch gerne in die "Frankenlagune" in Hirschaid zum Saunieren. "Wenn es dort etwas teurer wird, würde ich trotzdem noch hingehen. Ein Euro hin oder her macht nichts", findet er.

Rechenbeispiel aus Forchheim

Wie hoch die Preiserhöhung ausfallen würde, wenn die Anhebung der Mehrwertsteuer voll an die Kunden weitergegeben werden sollte, zeigt ein Rechenbeispiel aus dem Forchheimer Königsbad.

Aktuell zahlt der Schwitz freudige dort für 2,5 Stunden zehn Euro und für die Tageskarte 16 Euro. Nach dem neuen Steuersatz von 19 Prozent würde die 2,5-Stunden-Karte rechnerisch 1,13 Euro mehr kosten, die Tageskarte 1,79 Euro.

Doch Walter Mirschberger, Chef des Königsbades, betont: "Für uns ist noch offen, ob wir die Preiserhöhung weitergeben. Noch ist nichts raus." Er hofft, dass sich viele Saunagäste an der Unterschriften-Aktion des Deutschen Sauna-Bundes beteiligen. Sie läuft noch bis 15. Januar. "Der Protest soll zeigen: Die Sauna ist eben kein reines Wellnessvergnügen, sondern dient der Gesundheit", sagt Sprecher Hans-Jürgen Gensow.

Die Anhebung auf 19 Prozent sei beschlossene Sache. Aber: "Wir fordern eine Änderung der sogenannten Mehrwertsteuersystemrichtlinie. Diese soll so angepasst werden, dass die Sauna analog zum Schwimmen mit sieben Prozent besteuert wird."

Laut Gensow ist der Sauna-Bund in regem Austausch mit Verbänden, etwa dem Deutschen Heilbäderverband, dem Deutschen Städte- und Gemeindetag und der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Zudem stehe man mit kommunalen Badbe treibern, Stadtwerken und Hotels mit Wellnessanlagen in engem Kontakt.

Auch das Bambados ist Mitglied im Deutschen Sauna-Bund, das Bad hat vom Verein vor kurzem erst ein "Premium-Siegel" erhalten. Wie kommt es, dass die Betreiber des 2011 eröffneten Bades jetzt schon versprechen, dass sie die Saunapreise 2015 nicht anheben?

"Wir haben bereits mit der Eröffnung des Bambados den vollständigen Mehrwertsteuersatz verrechnet und an das Finanzamt abgeführt", erläutert Jan Giersberg. Laut dem Stadtwerke-Sprecher hat der Bundesfinanzhof im Jahr 2005 geurteilt, dass nur noch Maßnahmen als Heilbäder ermäßigt besteuert werden, die ärztlich verordnet werden können. Danach wurde seinerzeit die Praxis verworfen, wonach Saunabesuche grundsätzlich als Heilbäder ermäßigt zu besteuern sind.

"Bei der Kalkulation unserer Eintrittspreise vor der Eröffnung des Bambados haben wir uns nach Rücksprache mit unseren Steuerexperten an diese Rechtssprechung des Bundesfinanzhofs gehalten", sagt Giersberg.
Die aktuelle Diskussion beruhe auf der Entscheidung von Bund und Ländern, das Urteil aus dem Jahr 2005 ab dem 1. Juli 2015 allgemein anzuwenden. Während also im Bambados die drei Stunden auch im kommenden Jahr 14 Euro kosten, die Tageskarte 17 Euro, müssen andere eventuell die Preise anziehen.

So erklärt Frank Rattel, Inhaber des Frankenlagune Wellness Center in Hirschaid: "Falls die Steuererhöhung auf den Saunaeintritt tatsächlich kommt, wird der Eintritt wohl um einen Euro nach oben gehen." Man liege am untersten Limit bei der Preisgestaltung. Derzeit zahlt der Gast für zwei Stunden Sauna acht Euro, die Tageskarte ist für 14 Euro zu haben.

Noch nichts spruchreif

Bei einem anderen Bambados-Mitbewerber, der Obermain Therme in Bad Staffelstein, sauniert der Gast nach der Erweiterung des Sauna-Landes für 16,50 Euro drei Stunden lang, für 23,50 Euro den ganzen Tag. Müssen hier die Preise mit dem erhöhten Mehrwertsteuersatz angezogen werden? Hans-Josef Stich, Werkleiter der ObermainTherme, sagt: "Wir versuchen alles, dass das verhindert wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nichts spruchreif."
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