Sanierungsfall Michelsberg: teuer und schwierig
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 29. Januar 2016
Drei Teilprojekte sind 2016 bis 2018 geplant, darunter die statische Sicherung der ehemaligen Klosterkirche. Die Baustellen sollen ohne Kran und schwere Lkw auskommen.
Seit November 2012 ist Bambergs beliebteste Hochzeitskirche St. Michael aus Sicherheitsgründen geschlossen. Und sie bleibt voraussichtlich noch fast sechs Jahre lang zu.
Erst zum 1000. Weihetag des Klosters im November 2021 dürfte das Gotteshaus und Wahrzeichen der Stadt wieder zugänglich sein. Dann ist die frühere Klosterkirche nach dem heutigen Stand der Dinge wieder standsicher und von innen und außen saniert und restauriert.
Mit der statischen Sicherung der Kirche wird in diesem Jahr begonnen. Sie ist mit veranschlagten Kosten von 6,3 Millionen Euro das teuerste und langwierigste von drei Teilprojekten, die die Stadt und die von ihr verwaltete Bürgerspitalstiftung als Eigentümerin des säkularisierten Klosters heuer auf dem Michelsberg anpacken wollen.
Nach dem groben Zeitplan, den der städtische Finanz- und Stiftungsreferent Bertram Felix am Mittwoch vor Medienvertretern erläuterte, wird man bis Ende 2018 brauchen, um die massiven Bauschäden an der Kirche zu beheben.
Schäden sind "dramatisch"
Zuganker halten das Bauwerk romanischen Ursprungs momentan zusammen. Die mögliche Einsturzgefahr sei auf diese Weise zwar gebannt, der Zustand aber weiter "dramatisch". Eine elektronische Überwachung und Vermessung der Gebäudehülle belegt laut Felix, dass Teile ständig in Bewegung sind. Zum Beispiel der Süd-Ost-Turm: Man wisse heute, dass er sich im Lauf eines Tages 2,5 Millimeter um seine eigene Achse drehe, als Reaktion auf die Temperaturveränderungen binnen 24 Stunden. Das Gewicht des Turmes drücke "wie ein Stempel" auf den Boden, mit fatalen Auswirkungen auf dessen Standsicherheit.Mit dem Statikbüro Burger und Döhring (Kulmbach) hat die Stadt dasselbe Fachbüro ins Boot geholt, das an der laufenden Generalsanierung der Martinskirche in der Fußgängerzone beteiligt ist.
Auch bei den logistischen Herausforderungen, die die Kirchen-Baustelle auf dem Michelsberg darstellt, setzt man im Rathaus auf einen Partner, der sich, so Felix, bei der Sanierung des Clavius-Gymnasiums' "extrem bewährt" hat: das in Berlin ansässige Büro Reichel, Ingenieurgesellschaft für Projektmanagement.
Zentrales Lager im Tal
Weder die schmalen Zufahrtsstraßen noch die einzige Einfahrt durch den Torbogen noch die beschränkten Freiflächen innerhalb der früheren Klostermauern erlauben auf dem Michelsberg den Einsatz großer Lastwagen und Baumaschinen.Die Schlüsselrolle im logistischen Konzept spielt ein verkehrsgünstig gelegenes Zentrallager unten in der Stadt. Eingerichtet wird es auf der städtischen Freifläche an der Ecke Münchner Ring/Forchheimer Straße, das auch schon als Zwischenlager für den Bauschutt vom Glaskontor-Gelände gedient hat. Vom Münchner Ring aus würden die Transporte zum Michelsberg in Kleinlastern nach Bedarf koordiniert und eingetaktet.
Auch die Route steht schon fest: Sie führt über Wildensorg und Bundleshof die St. Getreu-Straße hinunter und geradeaus durch den Torbogen ins Klostergelände. Michelsberger Straße und Maienbrunnen bleiben demnach außen vor. Auf der Grünfläche rund um den Merkurbrunnen, der zum Schutz vor Schäden eingehaust wird, schafft man ein Kleinlager. Daneben bleibt Platz für Baubüros in Containern.
Ersatz für Parkplätze
Die 27 Parkplätze, die sich im Innenhof links von der Einfahrt befinden, können voraussichtlich ab Mitte März und bis Ende 2018 nicht genützt werden. Es wird Ersatz an anderer Stelle im Klosterareal geben, versprach der Stiftungsreferent. Die vier Parkplätze auf öffentlichem Grund vor dem nordwestlichen Klostertrakt werden im März vorübergehend in den Hof der nahen Musikschule verlegt.
Behinderungen im Maienbrunnen
Im März beginnt ein anderes, 5,6 Millionen Euro teures Teilprojekt auf dem Michelsberg: die Sanierung der Fassaden an den Gebäuden nördlich der Tordurchfahrt und entlang des Maienbrunnens. In Verbindung mit dem Aufbau der Gerüste kündigt die Stadt stunden- und tageweise Sperrungen des Maienbrunnens an. Schließlich soll bis Ende 2018 ein Informationszentrum mit Stiftsladen auf dem Michelsberg entstehen. Dieses Vorhaben ist mit rund 600 000 Euro auch finanziell das kleinste der drei, die am Mittwoch vorgestellt wurden.