Sanierung: Die Obere Pfarre in Bamberg ist fertig
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Donnerstag, 27. November 2014
Vor sechs Jahren waren plötzlich Brocken aus der Stuckdecke in die Orgel gefallen. Nun ist die Sanierung so gut wie abgeschlossen. Und: Pfarrer und Gemeinde sind sich jetzt räumlich näher.
Erst mal tief Luft holen: Karl-Heinz Rottmann wird in die Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau" - im Volksmund "Obere Pfarre" - gerufen. "Putzbrocken waren in die Orgel gestürzt und ich sollte den Schaden begutachten", sagt der Diözesanarchitekt des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg.
Das zweite Mal tief Luft holen: Es kommt ein Brief mit der Aufforderung, die Kirche aus Sicherheitsgründen zu schließen. "Da haben wir gesagt, dann geben wir 16 000 Euro für ein Netz aus, damit sie offen bleiben kann", erzählt Günter Schulz-Hess, der als Kirchenpfleger für die Finanzen zuständig ist.
Schließlich das dritte Mal tief Luft holen: Architektin Ursula Huber steht im Kirchenschiff, blickt sich um und denkt sich "au weia. Das ist eine riesige Herausforderung."
Eine, die alle an der Sanierung Beteiligten gemeistert haben. Nach umfangreichen Voruntersuchungen betrug die reine Bauzeit knapp vier Jahre. Hauptgrund für die Arbeiten waren statische Probleme: Die Kirche wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet. "Mit der Barockisierung 1711 wurden starke Eingriffe an der statischen Konstruktion vorgenommen", erläutert Statiker Anton Landgraf beim Ortstermin.
Dadurch, dass tragende Balken und Teile herausgenommen worden seien, seien große Kräfte freigesetzt worden. "In der Folge drifteten Wände nach außen und die Raumschale geriet über Jahrhunderte in Bewegung", erklärt der Statiker. Teilweise seien die Risse so groß gewesen, "da hat die Frau Huber ihre Hand reinlegen können."
Das geht jetzt nicht mehr. Dank der Sanierung werden die Lasten wieder kontrolliert abgeleitet, außerdem haben die Fachleute Feuchtigkeitsschäden behoben und die gerissenen Gewölbe und Wände in Ordnung gebracht. "Und wir haben durch die Kirche von ganz hinten bis ganz vorne Wand-Anker durchgebohrt. Sie halten die Kirche wie ein Fassring zusammen", führt Landgraf aus.
Wandfassung noch hochwertig
Architektin Ursula Huber hat sich vor allem mit dem Instandsetzen der so genannten Raumschale beschäftigt. Die Wandfassung aus den siebziger Jahren sei sehr hochwertig, so dass eine Reinigung genügt habe. Auch die Gemälde und den Altar habe man gesäubert.
Und was hat's gekostet? 5,7 Millionen Euro. Den Löwenanteil der Sanierung hat das Erzbistum Bamberg mit 3,7 Millionen übernommen, 1,43 Millionen Euro kamen von der Oberfrankenstiftung, der Bayerischen Landesstiftung der Deutschen Stiftung Denkmalpflege, der Stadt Bamberg und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Zehn Prozent musste die Pfarrei selbst tragen, also 570 000 Euro.
Sowohl Kirchenpfleger Schulz-Hess, als auch Pfarrer Matthias Bambynek bedanken sich ausdrücklich bei allen Spendern, hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern des Großprojektes. Wie Bambynek anmerkt, sei die Gemeinde in der Sanierungsphase zusammengerückt. Die musste zeitweise auf die Karmelitenkirche ausweichen. Als der Chor mit der Sanierung dran war, wurde er durch eine riesige Staubschutzplane vom Mittelschiff abgetrennt. Der Pfarrer rückte eine ganzes Stück weiter nach vorne Richtung Kirchbänke. "Man war der Gemeinde ganz nah."
Die eigentlich provisorische Lösung kam so gut an, dass sie bleiben sollte: Die Umgestaltung von Chor und Altarraum wurde zur eigenen Maßnahme, die rund 200 000 Euro kostete. Dabei wurden die liturgischen Orte Altar und Ambo erhalten und weiter nach vorne verlegt. Der Künstler Albert Ultsch, der zur Gemeinde gehört, hat seine Arbeit eingebracht.
"Auch der Taufstein steht nun zentraler und es gibt eine neue Bestuhlung für Feierlichkeiten im kleineren Kreis", erklärt Pfarrer Bambynek. Er freut sich auf die Festlichkeiten am ersten Dezemberwochenende. Höhepunkt wird ein Pontifikalamt mit Erzbischof Ludwig Schick sein, am 7. Dezember um 10.30 Uhr. Vielleicht klappt es, dass bis dahin das Außengerüst am Turm noch ein Stück weiter schrumpft und bald nichts mehr nach Baustelle ausschaut.
Im Inneren der Kirche ist es längst soweit. Hier blickt ein goldenes Engelchen über der Maria vom Hochaltar auf die Gemeindemitglieder. Es war nach vorne gekippt und nur noch von einem dünnen Nagel gehalten worden. Doch das ist Vergangenheit. Nun ist Strahlen angesagt.