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Sanierung des Aufseßhöfleins läuft auf Hochtouren


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Freitag, 10. Mai 2013

Es war Jahrzehnte lang ein Sorgenkind der Denkmalpflege in Bamberg. Jetzt geht alles recht schnell: 2014/2015 soll die Sanierung des Aufseßhöfleins enden.
Netze und Stützen sichern noch den Gartensaal, das Schmuckstück im Aufseßhöflein. Das Einzeldenkmal in der Nordflur (rechts) gehört Andrea und Stephan Fiedler. Alle Fotos: Ronald Rinklef


Die Risse in den tragenden Wänden sind verpresst, einige der ursprünglichen Rundfenster im Erdgeschoss und der Dachstuhl schon freigelegt, riesige Stahlanker halten an allen vier Seiten das Aufseßhöflein zusammen: Der Verfall des barocken Schlösschens in der Nordflur ist gestoppt, die Sanierung läuft auf Hochtouren.

Nach dem Zeitplan von Andrea und Stephan Fiedler, die das Anwesen Ende 2011 erworben haben, soll die Fassade noch heuer fertig werden. Die Innensanierung möchten die Bauherrn im Lauf des nächsten Jahrs abschließen.

Gartensaal wird Konzertraum
Schon heute steht fest, dass der schönste Teil des Hauses, der mit üppigem Stuck ausgestattete Saal im ersten Stock, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Einen Nutzungsvertrag mit dem städtischen Kulturamt gibt es bereits.

Konzerte, Lesungen und private Gesellschaften sollen dort spätestens ab 2015 stattfinden.

Einen vergleichbaren Raum sucht man weit und breit vergeblich. Es ist die üppige Stuck-Ausstattung aus dem Jahr 1752, die das Aufseßhöflein für das Landesamt für Denkmalpflege zu einem "Unikat in der oberfränkischen Denkmallandschaft" macht und die als Hauptwerk des Rokoko in Bamberg gilt.

Noch ist der "Gartensaal", wie das Haus überhaupt, eine einzige große Baustelle - und bis auf weiteres die zentrale Freizeitbeschäftigung der Eigentümer. Anders wäre für sie die Sanierung nicht zu finanzieren, sagen die Fiedlers. Sie wussten, worauf sie sich einließen: Das Ehepaar hat schon mehrere Einzeldenkmäler in Stand gesetzt und wurde dafür auch ausgezeichnet.

Den Kauf nicht bereut
Es verbringt seit Anfang 2012 fast jedes Wochenende im Aufseßhöflein, Stephan Fiedler zusätzlich viele Abende. Allein die Zahl ihrer beider Arbeitsstunden summiert sich auf 1700.

Auch Freunde und Verwandte helfen oft mit, wie die beiden dankbar feststellen. Gefragt, ob sie es nicht schon 'mal bereut haben, sich auf dieses Sanierungs-Abenteuer einzulassen, lautet ihre Antwort übereinstimmend: "Nicht einen Tag!"



Im Gegensatz zum Vorbesitzer, der sich mit den Behörden angelegt und die Freude an der Rettung des Aufseßhöfleins verloren hatte, ehe er damit begann, berichten die Fiedlers von einer guten Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen.

Man bekomme viel Unterstützung, das Miteinander funktioniere reibungslos. Auch die Finanzierung scheint den Bauherrn keine Sorgen zu bereiten.

Bis zu zwei Millionen Euro Kosten
Sie gehen derzeit von 1,5 bis 2 Millionen Euro Kosten und Fördergeld aus nicht weniger als sechs "Töpfen" aus - was wiederum den Stellenwert des Einzeldenkmals deutlich macht: Zuschüsse zugesagt haben die Stiftung Weltkulturerbe Bamberg, die Oberfrankenstiftung, die Bayerische Landesstiftung, der Entschädigungsfond des Landesamts für Denkmalpflege, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Bundesregierung aus einem Sonderprogramm Denkmalschutz.

Momentan ist vor allem der Zimmermann gefordert. Der Dachstuhl ist an etlichen Stellen abgefault. Die kaputten Auflager erklären, warum das Haus im Laufe der Zeit "um 14 Zentimeter gewachsen" ist, wie es Fiedler ausdrückt: Die Außenmauern gaben nach.

Gar 16 Zentimeter hing die Stuckdecke des Gartensaals durch. Vorerst sind Stützbalken und Anker von oben nötig, um sie vor weiteren Schäden zu bewahren. Auf den Restaurator wartet auch so schon eine echte Herausforderung: Viele abgeplatzte Teile liegen wie ein unsortiertes Puzzle auf einer Decke in einem Nebenraum.

Wenigstens eine Wohnung entsteht
Während der erste Stock künftig weitestgehend öffentlich genutzt wird, entsteht darüber, unter dem Dach, eine Wohnung. Die Bauherrn spielen derzeit mit dem Gedanken, selbst dort einzuziehen.

Noch offen ist die Nutzung des Erdgeschosses, das - wie früher - ringsherum seine fast kreisrunden Fenster zurück bekommt. Die Besitzer können sich parterre Büros oder Gewerbe aber auch eine weitere Wohnung vorstellen.

Bambergs Baureferent Michael Ilk beantwortet drei Fragen zum Aufseßhöflein und zum Thema Denkmalpflege

Hat der Eigentümerwechsel die Wende für das Aufseßhöflein eingeläutet?
Michael Ilk: Ja, das ist unübersehbar und ich bin sehr froh darüber. Die Bauherren haben von Beginn an den engen Kontakt zur Denkmalpflege gesucht, mit dem Ziel, für das Aufseßhöflein die beste Lösung zu finden und zu realisieren.
Familie Fiedler hat zwischenzeitlich die umfassende Sanierung in Angriff genommen und das mit einer sehr großen Liebe zum Detail. Begleitet wird sie von einem Team, das sich ebenso durch hohe Fachkenntnis in Bezug auf denkmalgerechte Sanierungen auszeichnet.
Ich bin überzeugt, dass das Aufseßhöflein nach seiner Wiederbelebung ein wahres Schmuckstück und attraktives Ausflugsziel für die Bambergerinnen und Bamberger sein wird.

Das Schlösschen scheint also gerettet. Welche anderen der rund 1560 Bamberger Einzeldenkmäler bereiten Ihnen derzeit Sorgen?
Die Stadt hat eine Reihe von Einzeldenkmälern im Blick. Jährlich wird eine Liste der vom Verfall bedrohten Denkmäler dem Stadtrat vorgestellt und über den aktuellen Zustand sowie über deren Zukunftsaussichten berichtet.
Positiv ist: Diese Liste ist in den letzten Jahren deutlich kürzer geworden. Bauwerke, deren Zukunft vor einiger Zeit noch als ungewiss galt, sind nun auf einem guten Weg.

Lassen Sie mich zwei Beispiele nennen: Das barocke und reich verzierte Gebäude Nürnberger Straße 2 wird von der Stiftung Weltkulturerbe derzeit mit großem Aufwand restauriert. Auch das direkte Umfeld wird in einen Zustand versetzt, der dem Denkmal wieder Luft zum Atmen gibt. Auch beim Bruckertshof tut sich etwas. Er wird im nächsten Jahr als Hotel mit angeschlossenem Biergarten auch für die Bevölkerung zugänglich sein.

Bei einigen weiteren Gebäuden laufen momentan intensive Gespräche zwischen Eigentümern und Stadtverwaltung mit dem Ziel, ein Denkmal zu retten.

Zu den Einzeldenkmälern, die uns Sorgen bereiten, gehört ein Kutscherhäuschen in der Hainstraße, das von städtischer Seite im Jahr 2001 im Zuge einer Ersatzvornahme notdürftig gesichert wurde, und bei dem sich seither leider nichts bewegt hat.

Bei den Einzeldenkmälern Oberer Stephansberg 42, Koppenhofgasse 1 oder bei der Mang'schen Wachsbleiche können wir derzeit nur feststellen, dass für die Gebäude keine unmittelbare Gefahr besteht, weil sie - wie die Denkmalpfleger sagen - unter Dach und Fach sind, sich also in einem gesicherten Zustand befinden. Seit vielen Jahren aber gibt es dort keinen Fortschritt zu vermelden, und alleine das ist Anlass zur Sorge.

Was sind die häufigsten Gründe, dass wertvolle alte Bausubstanz ihrem Schicksal überlassen wird?
Nach meiner Beobachtung gibt es hierfür vielfache Gründe, die auch in Kombination vorkommen. Ein oft genannter Grund sind die zu erwartenden hohen Kosten, die eine denkmalgerechte Sanierung eines Anwesens mit sich bringt, und die nicht jeder Eigentümer stemmen kann.

Kompliziert wird es, wenn Eigentümergemeinschaften unterschiedliche Vorstellungen haben von dem, was aus einem Gebäude werden soll. Bis zu einer Einigung vergehen dann oft viele Jahre, in denen ein Gebäude dem schleichenden Verfall preis gegeben ist.

Wenn sich dann ein Einzeldenkmal noch in einer ungünstigen, sprich unattraktiven Lage befindet, überlegen es sich die Besitzer genau, ob sie viel Geld investieren wollen, das sie durch die spätere Nutzung auch bei großem Optimismus nicht mehr innerhalb eines vernünftigen Zeitraumes erwirtschaften können.

In Einzelfällen haben wir es leider auch mit Bauherren zu tun, die den Verfall eines Denkmals bewusst ansteuern in der Hoffnung, anschließend an gleicher Stelle ein Rendite trächtiges Objekt neu errichten zu können.

Das Baureferat steht mit seinen Ämtern als Ansprechpartner für Fragen der Denkmalsanierung gerne bereit. Unser Ziel ist es, die vom Verfall bedrohten Denkmäler zu retten, und das gelingt am besten durch frühzeitige Gespräche bei uns, in denen mögliche Nutzungen ausgelotet und auch Hinweise zu Finanzierungshilfen gegeben werden können.