Sandkerwa-Hits aus der eigenen Küche
Autor: Sabine Christofzik
Bamberg, Donnerstag, 24. August 2017
Jeder hat seine Favoriten unter den deftigen und süßen Leckereien. Heuer heißt es: Warten bis nächstes Jahr. Oder selber machen.
Kein Brezenmann, der übergroße Gebäckstücke am Stecken hoch über den Köpfen schwenkt. Keine Cocktails unter freiem Himmel, keine Langos, kein Bratfisch, kein Popcorn. Und auch kein BRK-Glückshafen. Den kann man zwar nicht essen aber er gehört zu den Dingen, ohne die ein Sandkerwawochenende unvollständig wäre - und auf die wir heuer verzichten müssen.
Ärgern hilft da nicht. Selbermachen schon. Das Gute daran ist, dass man daheim das eine oder andere Extra anfügen kann.
Schlange stehen für's Kult-Popcorn - wo sonst nimmt man das so geduldig in Kauf, wie im Schatten der Markusbrücke? Die Warteschlange misst je nach Tageszeit schon mal ein Dutzend (oder mehr) Meter. Wer's lauwarm und duftend mag und nicht auf Abgepacktes aus dem Supermarkt zurückgreifen will, dem bleibt nur ein Kinobesuch oder der einer größeren Kerwa im Landkreis.
"Riecht wie auf'm Plärrer"
Oder er lässt Maiskörner platzen in der Microwelle. Im Spezialbeutel. Man verbringt - zumindest beim ersten Mal - gespannte drei Minuten vor dem Sichtfenster des Geräts. Warm ist's und duftend auch. Bemerkung der Kollegin: "Hier riecht es wie auf'm Plärrer". Ein bisschen arg hartspelzig, das Ergebnis! In den großen Maschinen wird wahrscheinlich anderes Rohmaterial verwendet. Brezen, Bier, Bratwurst, Blubberwasser mit Alkohol und Aroma halten Bäcker, Metzger und Supermärkte bereit - allerdings ohne jede Fest-Atmosphäre.
Schmalzbrote. Es sollte viel mehr Schmalzbrote auf Kirchweihfesten geben! Wer daheim selten welche isst, und auch in der Gastwirtschaft alle anderen Brotzeiten dieser vorzieht, greift bei Bier und (Blas-)Musik beinahe automatisch zur Schnitte mit Schweinefett. Leider sind Sommerhitze und Schmalz-Stabilität nicht die besten Freunde.
Ein gutes Apfel- und Griebenschmalz auf Bauernbrot, etwas Salz, ein Hauch getrockneter Majoran oder Salbei drüber: Wie wär's mit diesem Imbiss - im Garten, auf dem Balkon oder auf der Couch, abseits jeden Gedränges?
Dick Zwiebeln drauf
Kerwa-Zufallsbekanntschaften küssen fällt diesmal aus. Also nicht sparen mit milden, weißen Zwiebeln. Oder mit Schinkenwürfeln. Oder und. Zur Luxus-Variante gehören noch einige Scheiben gekochtes Ei und ein paar Schnittlauchröllchen. Wer ausgezogene Krapfen machen kann, wird auch mit Langos keine Schwierigkeiten haben. Alle anderen warten am besten auf die nächste Gelegenheit bei einem Fest oder Markt.
Nur ein kleiner Teil der Sandkirchweih-Gänger wusste um die legendäre Hühnersuppe der unvergessenen "Sandgmaa-Bürgermeisterin" Edelgard Koch. Allen anderen ist etwas Köstliches entgangen.
In unserer Lokalredaktions-Besprechungsküche fehlen bedauerlicherweise Herdplatten. Sonst hätten wir Anfang dieser Woche nach Schmalzbrot-Schlacht und Popcorn-Probe auch noch eine Suppen-Session gemacht.
Weit nach hinten blättern in der Fotogalerie auf dem Handy hieß es deshalb. Es zahlt sich aus, wenn man dort nicht so gründlich ist mit dem Löschen.
Und dies ist das Rezept dazu (nicht die Sandkerwa-Hühnersuppe, sondern eine sehr bewährte andere): Ein ausgenommenes Fleischhähnchen in der Mitte durchschneiden und die Innenseiten sehr gründlich von Organresten befreien.
Im Topf so viel kaltes Wasser zugeben, dass die Hühnerhälften gerade bedeckt sind. Zwei große, braunschalige Zwiebeln, einmal durchgeschnitten, zwei Lorbeerblätter, eine dünne Scheibe frischen Ingwer (lässt sich auch auf Vorrat einfrieren) oder eine Messerspitze Ingwerpulver, Salz und schwarze Pfefferkörner dazu. Mindestens zwei Stunden leicht köcheln lassen. Den am Anfang aufsteigenden Schaum abschöpfen.
Je mehr Einlage desto besser
Für die Einlage Porree in Ringe schneiden und mit etwas Fett und Salz in der Pfanne garen. Er sollte noch Biss haben. Zarte Karotten längs halbieren, dünn schneiden und in Salzwasser kochen. Ebenso reichlich Nudeln in feiner Ausformung (Sternchen oder Buchstaben). Das Fleisch einer Hähnchenhälfte von den Knochen lösen und in kleine Stücke schneiden. Hühnerbrühe durch ein feines Sieb gießen, dabei die weichgekochten Zwiebeln mit durchdrücken. Porree, Karotten und Nudeln zugeben und, falls notwendig, nachsalzen.
Auf diese Weise zubereitet (ohne das typische Suppengrün), schmeckt die Brühe nicht so "gemüsig". Ob sie das sollte oder nicht, ist fast so eine Glaubensfrage wie die Zubereitung des "einzig wahren" Kartoffelsalats.