Sandkerwa: Hat die Stadt Bamberg einen Plan B?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 04. Mai 2017
Die Chancen stehen schlecht, dass es für die Sandkerwa wie gehabt weitergeht. Doch im Rathaus wird bereits an einer Ersatzlösung gefeilt.
Wird die Sandkirchweih 2017 erstmals nach 66 Jahren ausfallen? Die Antworten auf diese Frage fallen am Tag nach der überraschenden Absage der Großveranstaltung doppeldeutig aus. Antwort 1: Die Chancen, dass die Großveranstaltung wie gehabt unter der Regie des Bürgervereins Sand stattfinden kann, sind eher gering. Ein Gesprächsangebot von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) am Donnerstagabend hat die Vorsitzende des Veranstalters, Gisela Bosch, verstreichen lassen. Starke hatte angekündigt, alles in seiner Macht stehende dafür tun zu wollen, dass die Veranstaltung auch heuer stattfindet. In einem Brief an den OB hatte Bosch auf die Unvereinbarkeit der ehrenamtlichen Organisationsstruktur angesichts "der Gefahr von terroristischen Bedrohungen" hingewiesen.
Antwort 2: Das geplatzte Rettungstreffen muss nicht bedeuten, dass Freunde der Sandkerwa im August einen Bogen um Bamberg machen müssen. Ungeachtet der kurzfristigen Absage wird im Bamberger Rathaus bereits an einem Plan B gefeilt. CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Müller bestätigte, dass die Kirchweih in jedem Fall stattfinden solle.
Ersatzkerwa als Chance
Konkret könnte dies bedeuten, dass die Stadt mit ihren Töchtern eine Auffanggesellschaft gründet, unter deren Dach eine Art Ersatzkerwa aus dem Boden gestampft wird. "Das wäre auch eine große Chance, die Dinge neu zu ordnen und über Sponsorenbeteiligung sowie Eintrittsgelder nachzudenken", sagte Müller. Eine Veranstaltungsübernahme durch die Kommune selbst schloss er aber aus. Zuvor hatte Klaus Stieringer dies auch für den Verein Stadtmarketing getan. Stadtmarketing Bamberg veranstaltet unter anderem "Bamberg zaubert" und das "Blues- und Jazzfestival". Der Rückzug des Bürgervereins war am Donnerstag Stadtgespräch in Bamberg. So überraschend wie die Absage selbst waren dabei auch die Reaktionen der Menschen. Viele Bewohner der Region bedauerten das mögliche Aus für ein beliebtes Fest. Aber es gab auch viele Stimmen, die zumindest ein zeitweiliges Aussetzen der Veranstaltung begrüßten, wie eine nicht repräsentativen Abstimmung auf infranken.de belegt. Über 58 Prozent sprechen sich auf einer nicht repräsentativen Umfrage auf infranken dagegen aus, die Sandkirchweih mit Steuergeld zu retten.
Geteilt waren die Meinungen auch im direkten Umfeld der Sandstraße. Florian Müller, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Bamberg, und Inhaber des Lokals Ahörnla, bedauerte die Absage. Sie sei "extrem schade" für alle Besucher der Kirchweih und treffe vor allem die Standbetreiber. Aber auch die Bamberger Wirte hätten von der Kerwa profitiert. Müller forderte alle Beteiligten auf, bei einer eventuellen Neuauflage rechtzeitig die Gastronomie einzubinden.
Ekkehard Arnetzl, früherer Bamberger Heimatpfleger und Mitglied im Bürgerverein Sand, hat die Absage nicht überrascht. Sie habe sich seit Jahren angebahnt. Arnetzl sprach von Tausenden von Stunden, die der Bürgerverein ehrenamtlich in das Gelingen der Sandkerwa gesteckt habe. Demgegenüber hätten sich die finanziellen Risiken von Mal zu Mal vermehrt.
Arnetzl empfahl, die Sandkerwa wie auch andere Events in Bamberg auf den Prüfstand zu stellen und sich zu überlegen, was man damit erreichen wolle. Auch ein längerfristiges Aussetzen hält er für vertretbar. "Davon wird Bamberg nicht untergehen."